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Interschutz 2015: Gore News für die Feuerwehren mit Fachinformationen

Mehr denn je sind heute Feuerwehrleute und Rettungskräfte unterschiedlichen und gefährlichen Einsatzsituationen ausgesetzt. Folgerichtig hat sich in den vergangenen Jahren ihre Einsatz-kleidung kontinuierlich weiterentwickelt. Einen grundlegenden Anstoß dazu schaffte vor über drei Jahrzehnten das US-amerikanische Technologieunternehmen Gore, als es 1979 die ersten GORE-TEX® Nässesperren für Anzüge der Feuerwehrleute lieferte.

Dies bedeutete seinerzeit eine Revolution in diesem Bereich: Erstmals gab es Feuerwehreinsatzkleidung, deren thermische Isolation zusätzlich mit einer wasserdichten aber gleichzeitig wasserdampfdurchlässigen Nässesperre ausgerüstet war. Längst ist dies weltweiter Standard bei leistungsfähiger Feuerwehr-einsatzkleidung: Wird nämlich die thermische Isolationsschicht nicht zuverlässig vor Nässe geschützt, kann sie im ungünstigen Fall durch Löschwasser, Heißdampf oder dem körpereigenen Schweiß zum gefährlichen Wärmeleiter werden und so den Feuerwehrmann massiv verletzen.

Aber Gore beließ es damals nicht bei dieser Innovation, sondern verbesserte seine Produkte laufend weiter. Bald schon kamen Hosen, Handschuhe und Rettungsdienstbekleidung mit der GORE-TEX® Flüssigkeitssperre auf den Markt. Rasch setzte sich auch bei den europäischen Feuerwehren in Großbritannien, Skandinavien und im deutschsprachigen Raum Einsatzkleidung mit der neuartigen Nässesperre durch. 1993 begann außerdem im deutschen Markt der Verkauf der weltweit ersten GORE-TEX® Feuerwehrstiefel der Firma Haix, derzeit der führende Hersteller in diesem Markt in Europa.

Bis heute steht bei allen Entwicklungen von Gore das ‚Fit for use’ Prinzip im Mittelpunkt: Bekleidung mit Gore Funktionsmaterialien müssen die spezifischen Anforderungen des Trägers bestmöglich erfüllen. Dazu analysiert Gore die Wechselwirkungen zwischen Träger, Umfeld und Bekleidung und bestimmt dann die jeweiligen Leistungsprofile der Produkte. Ziel ist, dem Feuerwehrmann selbst unter Extrembedingungen einen sicheren Schutz und ein hohes Maß an Komfort dank seiner Ausrüstung zu verschaffen.

Ein nächster Meilenstein gelang dem Technologieunternehmen im Jahr 1994, als in den USA
die CROSSTECH® Flüssigkeitssperre eingeführt wurde. Sie erfüllte die US-Norm für Feuerwehr-Schutzausrüstung für Brandbekämpfung, NFPA 1971, National Fire Protection Association (NFPA). Diese forderte unter anderem eine Barrierewirkung gegen Blut, Körperflüssigkeiten und Chemikalien wie z.B. Batteriesäure, Hydraulikflüssigkeit, Benzin, konzentrierte Chlorlösungen sowie Löschschaum. Die CROSSTECH® Flüssigkeitssperre lag mit Leistungseigenschaften

Die Gefahr von Hitzestress und seine Entstehung
Tödlicher Gefahr mit atmungsaktiver Schutzkleidung vorbeugen

Der menschliche Körper braucht eine Kerntemperatur von ca. 37°C, damit die Organe (Herz, Lunge, Leber und Gehirn) normal funktionieren. Steigt die Außentemperatur oder die körperliche Aktivität, wird die Schweißproduktion als körpereigener Kühlmechanismus in Gang gesetzt. Er verdunstet auf der Haut und hilft, den Wärmehaushalt im Gleichgewicht zu halten. Kann sich der Körper nicht selbstständig abkühlen, überhitzt er. In diesem Fall ist die Rede von einer Überwärmung (Hyperthermie). 

Feuerwehrleute schützen sich bei Brandeinsätzen durch dicke Schutzkleidung vor der Hitze des Feuers. „Ab einer Körperkerntemperatur von 38,5°C verringert sich die Leistungsfähigkeit“ so Dr. Rossi, Abteilungsleiter Schutz und Physiologie der EMPA in St. Gallen/Schweiz. „Wenn sich die Körpertemperatur auch noch während des Einsatzes erhöht, steigt die Fehlerquote zudem exponentiell.“

Eine echte Herausforderung für Feuerwehrleute, zumal ein einfacher Zimmerbrand bereits Temperaturen bis zu 900°C erreicht. Zusätzlich sind das Gewicht der Schutzausrüstung und die körperliche Anstrengung ebenfalls eine große Belastung für den Organismus. Denn bei körperlicher Aktivität führen die Stoffwechselprozesse bekanntermaßen zu verstärkter Wärmeproduktion. Normalerweise reguliert der Körper Temperaturschwankungen selbst – durch Atmung, Abstrahlung und Wärmeübertragung. Bei den hohen Umgebungstemperaturen ist es für den Körper deutlich schwieriger, seine konstante Temperatur zu halten.

Wenn Hitze zu Stress wird
Gefährlich wird es, wenn die Kleidung zu wenig atmungsaktiv ist und der Körper nicht genug Wärme bzw. verdunsteten Schweiß an die Umgebung abgeben kann. Dann wird der Schutz, den die Kleidung eigentlich bieten soll, zu einer gefährlichen Barriere: Die Wärme staut sich unter der Kleidung, der Schweiß wird nicht mehr abgeleitet. Ein folgenschwerer Effekt – bedenkt man, dass ein Feuerwehrmann bei einem Brandeinsatz im Schnitt drei Liter Körperflüssigkeit verliert. Unter der Ausrüstung steigt dann die Luftfeuchtigkeit, die kühlende Funktion des Schweißes bleibt aus. Der Körper gerät unter sogenannten Hitzestress.

Die Folge: Die ungewohnte Wärme bedeutet mehr Arbeit für Herz und Kreislauf. Die Gefäße weiten sich, damit über die Haut Wärme abgeleitet werden kann. Die Gefäßerweiterung wiederum hat zur Folge, dass mehr Blut gebraucht wird. Damit sinkt der Blutdruck, der Kreislauf wird geschwächt. Das Herz-Kreislaufsystem reagiert mit verschlechtertem Befinden und Leistungsabfall. Die Körperkerntemperatur steigt an. Dieser Effekt kann sich bereits an heißen Sommertagen einstellen.
Bis zu einer Körpertemperatur von 40,5°C arbeiten die Regelmechanismen des Körpers normal. Wird diese überschritten ist von einer Übererwärmung die Rede. Die Hitze wird dem Körper zu viel, er kann nicht mehr damit umgehen. Kreislaufzusammenbruch, Sauerstoffunterversorgung und Stoffwechselversagen sind die Folge. Gelingt es nicht, die Körperkerntemperatur zu regulieren, droht ab 42°C die Lähmung, eine Körperkerntemperatur ab 44°C ist tödlich. Eiweißstrukturen beginnen sich zu verformen und das Gewebe wird beschädigt. Atmungs- und Kreislaufzentren versagen dann ebenso wie lebenswichtige Organe.

„Ein Brandeinsatz ist Spitzensport unter härtesten Bedingungen“, fasst Dr. Rossi die Situation zusammen. „Wie eine Statistik der U.S. Fire Administration von 2011 zeigt, ist Hitzestress die Ursache für mehr als die Hälfte aller tödlichen Unfälle bei Feuerwehrleuten.“

Zuverlässig vor Hitzestress schützen
Um dies zu verhindern, gibt es Feuerschutzkleidung, die aus verschiedenen Schichten besteht. Aufgabe der hitzebeständigen, thermischen Außenschicht ist es, den Feuerwehrmann vor Flammen, heißem Dampf sowie dem Eindringen von Löschwasser zu schützen. Gleichzeitig gewährleisten neueste Membrantechniken die Verdunstung von Flüssigkeiten nach außen. Im Zusammenspiel mit der Bekleidungsschicht nahe der Haut werden Wasserdampfmoleküle auf Grund eines Druckgefälles nach außen transportiert. Die kühlende Funktion des Schweißes bleibt erhalten und die Gefahr von Hitzestress wird minimiert.

Gefährdungsbeurteilung: Schutzausrüstung optimal auswählen
Feuerwehren sind bei Brandeinsätzen sehr unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt: Der Brand eines Mehrfamilienhauses in Innenstadtlage birgt andere Risiken als eine brennende Scheune auf dem Land oder ein Fahrzeugbrand auf der Autobahn. Einsatzdauer, Intensität des Feuers und Umgebungstemperatur variieren stark und stellen verschiedene Anforderungen an den Schutz vor Verbrennungen und Verbrühungen.

Verschiedene europäische und nationale Gesetze und Richtlinien schreiben deshalb die Erstellung einer sogenannten Gefährdungsbeurteilung für Feuerwehrleute im Einsatz vor. Mit ihrer Hilfe werden Gefährdungen ermittelt, bewertet und verringert, denen Feuerwehrmänner im Zuge ihrer Tätigkeit ausgesetzt sein können.

Mindestanforderungen für Schutzkleidung geregelt
Feuerwehren rücken in ungefähr 20 Prozent der Fälle zu Brandeinsätzen aus. Einsatzkräfte sind dabei insbesondere thermischen Gefahren ausgesetzt, die zu Verbrühungen und Verbrennungen führen können. In der Europäischen Norm EN 469 (als DIN EN 469 in Deutschland inhaltsgleich umgesetzt) sind deshalb die Mindestanforderungen für die Schutzkleidung bei Brandbekämpfung geregelt. Sie deckt den Großteil der Einsatzszenarien ab und definiert unter anderem den Schutz bei Gefahren durch Hitze und Flammen. Außerdem sind dort die Leistungsanforderungen bei Wärmeübergang, Wasserdichtigkeit und Wasserdampfdurchgangswiderstand festgelegt.

Neben der europäischen Norm kommt zusätzlich in einigen deutschen Bundesländern die Herstellungs- und Prüfungsbeschreibung für eine universelle Feuerwehrschutzkleidung (HuPF) als Ausführungsmöglichkeit der EN 469 zum Einsatz. Diese geht über die Standardrisikoeinschätzung hinaus und deckt zusätzliche Punkte ab.

Gefahrenpotentiale immer komplexer
Alle geltenden Normen und Richtlinien legen allerdings nur Mindestanforderungen fest. Die Einsatzszenarien verändern sich stetig, neue Gefahrenpotentiale kommen hinzu. Der Brand einer Photovoltaikanlage z.B. oder die vermehrte Verwendung von Kunststoffen als Bau- und Dämmmaterial lässt die Komplexität der Anforderungen immer weiter steigen.

 
Feuchtigkeit in der Kleidung häufige Ursache von Verletzungen
Dank gutem Training, viel Wissen und klarer Einsatztaktik kann eine Verletzung durch Fehlverhalten bei Feuerwehrleuten weitgehend ausgeschlossen werden. Doch der Schutz vor thermischen Gefahren wird häufig unterschätzt. Das Problem, das bleibt, ist der sogenannte Wärmedurchschlag: Aufgrund der hohen körperlichen Belastungen während der Löscharbeiten fängt der Feuerwehrmann an zu schwitzen, gleichzeitig erwärmt sich die Schutzkleidung. Lange Zeit spürt er davon nichts – plötzlich schlägt die Hitze durch und führt zu Verbrühungen. Neben der Größe und Temperatur des Feuers spielt auch die Dauer eine Rolle, über die der Feuerwehrmann einer höheren Temperatur ausgesetzt ist.

Auswahlverfahren für bestmöglichen Schutz
Bei Neuanschaffungen oder Optimierung von Schutzkleidung für Feuerwehrleute ist deshalb zu prüfen, welche Zusatzanforderungen bestehen. Die am besten geeignete „Persönlichen Schutzausrüstung (PSA)“ wird über eine entsprechende Gefährdungsbeurteilung ermittelt. Diese wird im Feuerwehrdienst in sieben Schritten erstellt:

1.    Ermitteln der Gefährdungen
2.    Risikobeurteilung
3.    Ableiten von Schutzzielen
4.    Maßnahmen auswählen, umsetzen und auf Wirksamkeit überprüfen
5.    Dokumentation
6.    Unterweisen auf Basis der Gefährdungsbeurteilung
7.    Regelmäßig überprüfen

Mit ihrer Hilfe werden systematisch zahlreiche Fragen beantwortet: Was kann Feuerwehrleuten während eines Einsatzes passieren? Wie wahrscheinlich ist das? Und wenn eine bestimmte Gefahr Realität wird, welche Folgen hat das? Die einzelnen Risiken werden auch in Bezug auf die Umgebung bewertet: Wie hoch sind die Außentemperaturen, wird die Einsatzbekleidung von außen nass oder das Innenfutter durchgeschwitzt? Am Anfang einer Gefährdungsbeurteilung werden alle möglichen Gefahren gesammelt. Die vollständige Liste ergibt sich aus den Erfahrungen früherer Einsätze und Übungsszenarien.

Sind alle Szenarien bedacht, werden Wahrscheinlichkeiten und gesundheitlichen Folgen der jeweiligen Gefährdungen bestimmt und tabellarisch erfasst. Wie oft ist der Fall von Verbrennungen bereits vorgekommen? Wie stark kann man sich beispielsweise beim Stolpern über verlegte Kabel verletzten? Die Grundlage bilden auch hier Werte früherer Einsätze. Alle Gefährdungen werden mit den Eintrittswahrscheinlichkeiten und gesundheitlichen Risiken gewichtet. Je häufiger in der Vergangenheit ein Szenario mit schweren gesundheitlichen Folgen eingetreten ist, desto eher wird das Risiko mit hoch bewertet. Erst wenn alle Gefahren nach dieser Methode beurteilt sind, kann daraus eine entsprechende Ausrüstung zusammen gestellt werden, die den Träger wirklich schützt.

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