Oö: Wieder heftiges Unwetter am 12. Juli 2016 → Vollalarm in Bad Ischl: Dezentrales Fw-System bewährt
BAD ISCHL (OÖ): Ein heftiges Gewitter zog am frühen Abend des 12. Juli 2016 über das Ischler Tal. Heftige Windböen rissen Bäume um. Der genauso so heftige Regenfall ließ Straßen und kleine Bäche zu reißende Flüsse werden.
Um 18:36 Uhr erfolgte die erste Einsatzmeldung. Binnen kurzer Zeit waren rund 50 Meldungen eingetroffen. Es wurde von „Florian Bad Ischl“ Alarmstufe 2 sprich Pflichtbereichsalarm (alle 5 Feuerwachen und alle 5 freiwilligen Feuerwehren) ausgelöst. In der Einsatzzentrale „Florian Bad Ischl“ wurden die Einsätze von der OÖ Landeswarnzentrale entgegengenommen, nach Priorität gereiht und entsprechend die Mannschaften zu den Einsätzen beordert.
Gefährliche Anfahrt für Feuerwehrleute
Die Anfahrt für die Kameraden der alarmierten Wehren war besonders gefährlich. Sie mussten sich durch die Straßen regelrecht durchkämpfen. Für einige war ein anrücken in der Erstphase des Unwetters gar nicht möglich, da die Straßen versperrt waren oder ihre eigenen Nachbarn oder gar sie selbst vom Unwetter betroffen waren. Teilweise war die Zufahrt zu den Zeugstätten nicht möglich, es mussten daher die Fahrzeuge weit weg von der Zeugstätten abgestellt werden.
Eigene Feuerwache betroffen
Die Kameraden der Feuerwache Perneck mussten, bevor sie ausrücken konnten, ihr eigenes Depot von den Wassermassen, welche entlang der Perneckerstraße flossen, schützen. Erst dann konnten sie selbst in Not geratene Personen helfen.
Die Erstphase des Katastropheneinsatzes konzentrierte man sich darauf, dass die Hauptverkehrswege freigemacht wurden, damit die Einsatzadressen überhaupt erreicht werden konnten. „Brand elektrische Anlage, Hinterstein“, diese prekäre Einsatzmeldung langte schließlich um 18:55 Uhr ein. Der Brand löschte sich jedoch ab, während sich die Einsatzkräfte den Weg zum Einsatzort bahnten.
Objekte von Feuerwehrleuten betroffen
Immer wieder trafen auch Meldungen von Familienangehörigen der im einsatzstehenden Feuerwehrkameraden ein, dass ihre eigenen Objekte betroffen sind! Viele Ortschaften sind nach wie vor ohne Strom, da Stromleitungen von Bäumen abgerissen wurden. Dramatisch hier auch ein Zwischenfall in der Ortschaft Mitterweißenbach, durch den Stromausfall funktionierte das Beatmungsgerät einer Person nicht mehr, die Feuerwehr kam hier zu Hilfe. Die Freiwillige Feuerwehr Bad Goisern wurde ebenfalls alarmiert, um mit ihrem Hubsteiger die Aufräumungsarbeiten zu unterstützen.
Ebenfalls steht die Stadtgemeinde Bad Ischl im Einsatz und unterstützt die Aufräumungsarbeiten.
Zurzeit sind noch immer zahlreiche Keller überflutet, Bäume bedrohen Straßen und Gebäude, zahlreiche Gebäude wurden abgedeckt. Die Aufräumungsarbeiten werden noch bis in die späte Nacht hinein dauern.
Update aus Bad Ischl per 22.15 Uhr:
Im Traunreiterweg wurden 2 Wohnhäuser evakuiert. In einem Hang wurden durch den heftigen Wind Bäume entwurzelt. Die Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehr stellten hier auf Grund der vorherschenden Bodenbeschaffenheit erhebliches Gefahrenpotential fest. Die Wildbach und Lawinenverbauung wurde daraufhin verständigt.
Die Bergrettung Bad Ischl sichert die Feuerwehrkameraden, welche auf den abgedeckten Dächern im Einsatz stehen. Auch in der Hubkoglstraße wurde ein Mehrparteienhaus abgedeckt, hier wird der Einsatz ebenfalls noch länger andauern. Zurzeit treffen nur mehr wenige neue Einsätze ein, die Einsätze werden nach und nach abgewickelt.
Update Bad Ischl 00.00 Uhr:
Gegen Mitternacht wurden die Einsätze, in Summe 115, abgearbeitet. Die Aufräumungsarbeiten werden wohl noch einige Tage dauern.
Im Feuerwehrpflichtbereich Bad Ischl standen freiwillig im Einsatz:
FF Bad Ischl 47 Mann mit EL-F, KDO-F, TLF-A4000, RLF-A2000, DL-K, LF-A, SRF und MTF,
FF Pfandl 45 Mann mit TLF-A2000, LFB-A1 und KDO-F
FF Jainzen 12 Mann mit KLF-A und LAST
FF Mitterweißenbach 30 Mann mit KLF-A
FF Lauffen 19 Mann mit KRF und KLF
FW Ahorn-Kaltenbach 20 Mann mit KSF und KLF
FW Perneck 15 Mann mit 2 KLF
FW Sulzbach 12 Mann mit KLF
FW Rettenbach-Steinfeld-Hinterstein 10 Mann mit KLF und MTF
FW Reiterndorf 17 Mann mit KLF und VLF-A
FF Bad Goisern 7 Mann mit TLK 23-12, LAST und ELF
Dezentrales Feuerwehrwesen bewährt
Der heutige Katastropheneinsatz hat wieder gezeigt, wie wichtig das dezentrale Feuerwehrwesen für die Stadt Bad Ischl ist. Die einzelnen Feuerwehreinheiten konnten in ihren Ortschaften trotz der widrigen Umstände rasch Hilfe leisten. Da einige Ortschaften von Bäumen und Wassermassen von der Außenwelt abgeschlossen waren, hätte ein zentrales Feuerwehrwesen (eine Feuerwehr für die Stadt Bad Ischl) hier nicht annähernd eine solche Wirkung gezeigt!
Info Oö. Landeswarnzentrale, Stand 20.40 Uhr
Seit ca. 18:30 Uhr hat die Landeswarnzentrale weit über 400 Notrufe angenommen. Insgesamt sind bereits über 300 Einsätze verzeichnet, 100 Feuerwehren mit ca. 1500 Einsatzkräften sind im Einsatz.
Die Einsätze durch die Unwetter dauern derzeit noch an, eine Beruhigung der Wetterlage ist noch nicht abzusehen..
Die häufigsten Einsatzgründe sind,
• abgedeckte Dächer, Bäume auf Dächern
• umgefallene Strommasten, ein Strommasten in Brand,
• überflutete Gebäude durch extreme Niederschlagsmengen
• steckengebliebene KFZ in Unterführungen
• Plakatwände und Bäume über Straße.
Info Feuerwehr Steyr: Baum auf Haus
Am Abend des 12.07.2016 wurde der Löschzug 5 der Feuerwehr Steyr zu einem Sturmschaden in die Klarstraße alarmiert. Beim Eintreffen des ersten Fahrzeuges wurde folgende Lage festgestellt: Ein ungefähr 18m hoher Baum wurde durch den Sturm entwurzelt und viel auf ein Hausdach und blieb in gefährlicher Schräglage hängen. Für die Beseitigung dieses Sturmschadens war schweres Gerät notwendig. Vom Einsatzleiter wurde der Technische Zug der FF Steyr nachalarmiert. Mit dem 50 to. Kranfahrzeug wurde der Baum gesichert. Anschließend wurde der Wurzelstock abgeschnitten und der Baum mit einem Eigengewicht von 3,9 to. mit dem Kran sicher umgelegt.
Die Feuerwehr Steyr war mit dem Löschzug 5 und dem Technischen Zug mit 7 Fahrzeugen und 35 Mann vor Ort.