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Tirol: RLFA 2000/100 der Freiwilligen Feuerwehr Völs

VÖLS (TIROL): Die Freiwillige Feuerwehr Völs hat ein neues Rüstlöschfahrzeug auf Mercedes Benz Atego 1729 mit einer Gesamthöhe von 3,20 Meter in den Dienst gestellt. Aufgebaut wurde es von Rosenbauer.

Nachdem von Seiten des Landes Tirol und der Gemeinde Völs grünes Licht für diese Neuanschaffung gegeben wurde, konnte im Jänner 2016 ein Arbeitskreis bestehend aus Kdt. HBI Schatz Roland, Kdt-Stv. OBI Strickner Herbert jun., Obermaschinist OLM Maffey Klaus, Zugskdt. BM Rangger Florian und Zugskdt. BM Lösch Matthias gebildet werden. In den Folgemonaten wurden Aufbauhersteller kontaktiert und Besichtigungen von Produktion und Referenzfahrzeugen durchgeführt. Bereits zu Beginn wurden die wichtigsten Punkte für das Einsatzgebiet sowie Anforderungen durch die Feuerwehr Völs definiert:

  • Maximale Fahrzeughöhe von 3,20 aufgrund einer Unterführung im Ortsgebiet
  • enge Fahrwege im Ortsgebiet erlauben einen maximalen Radstand von 3m90
  • die Anschaffung eines Fahrgestells mit EURO 5 wird aufgrund der besseren Platzverhältnisse im Geräteraum 2 bevorzugt

Nachdem gemeinsam mit der 2010 gegründeten GemNova die Ausschreibung durchgeführt wurde, viel Mitte 2016 die Entscheidung auf das Fahrgestell „Mercedes Benz Atego 1729“ mit Allison Automatikgetriebe und einem Aufbau der Firma Rosenbauer AG aus Leonding bei Linz. Ab diesem Zeitpunkt wurden Konzepte ausgearbeitet, Ideen aufgenommen und neue Techniken integriert.

Großes Augenmerk wurde auf kurze Wegstrecken zu den verschiedenen Ausrüstungsgruppen gelegt. So zum Beispiel können sich Absperrposten vollständig im Mannschaftsraum ausrüsten. Der Schwerpunkt „Technische Unfallrettung“ befindet sich im Geräteraum 1. Ausrüstungen für den „Brandeinsatz“ können schnell im Geräteraum 4 und 6 entnommen werden. Erleichtert wird die Arbeit durch einen im Mannschaftsraum integrierten „Action-Tower“ – dieser „Turm“ beinhaltet zahlreiche Gerätschaften welche ein vollständiges Ausrüsten, speziell für den Atemschutztrupp, bereits auf Anfahrt ermöglichen.

Speziell bei dem Thema „Brandbekämpfung“ wurden neue Techniken integriert. So findet man im Geräteraum 4 zwei Schlauchtragekörbe mit welchen Angriffsleitungen über längere Wegstrecken (z. B. Stiegenhäuser) schnell und effektiv vorgenommen werden können. Im Geräteraum 6 wird ein Schlauchpaket mit einem 30 Meter C-42 Schlauch für den Innenangriff vorgehalten. In unmittelbarer Nähe findet sich ein mobiler Rauchabschluss welcher die nötigen Einsatzmittel komplettiert.

Auch beim Thema „Löschmittelzusatz“ wurden neue Wege beschritten. Auf die Mitnahme von Schaummittel wurde (bis auf die Pflichtausrüstung) gänzlich verzichtet. Dafür werden 100 Liter des Löschmittelzusatzes F-500 in einem eigenen Tank mitgeführt. Die Zumischung erfolgt über eine Digimatic 22 mit Zumischraten von 0,1 bis 6 %. Auf drei B-Abgängen (Geräteraum 6 und Angriffsleitung vorne) erfolgt die Abgabe des Löschmittels. Neben einer verbesserten Brandbekämpfung der Klassen A und B sowie Teilbereichen der Klasse C können außerdem Metallbrände (Klasse D) schnell und effektiv bekämpft werden!
Die Zertifizierung durch eine Materialprüfanstalt im Juli 2017 bescheinigt: Brände von Lithium-Ionen-Akkus können mit F-500 abgelöscht werden. Die benötigte Zeit sowie der Löschmittelverbrauch sind gering. Andere Löschmittel wie etwa Schaum oder Pulver erzielen keinen Erfolg und sind somit ungeeignet. Ein weiterer Vorteil ist die „Einkapselung“ welche F-500 ermöglicht. Dadurch wird die bei der Brandbekämpfung von Lithium-Ionen Akkus entstehende giftige Flusssäure eingekapselt und stellt somit keine Gefahr mehr für die Einsatzkräfte vor Ort dar. Große Hersteller von Elektrofahrzeugen wie z.B. Tesla besprinklern ihre Produktionsstätten in Amerika und Europa mit F-500. Wichtiges Detail: Hauptbestandteil bei der Verwendung von F-500 ist und bleibt Wasser!

Ausrüstung für die technische Unfallrettung findet, wie bereits erwähnt, im Geräteraum 1 Platz. Hier findet man einen hydraulischen Rettungssatz der Firma Weber-Rescue bestehend aus einem Aggregat E 70 W-SAH 20 in Kombination mit einem Schneidegerät vom Typ RSN 200-107 und einem Spreizer vom Typ SP 49. In unmittelbarer Nähe finden sich hydraulische Zusatzgeräte wie zum Beispiel ein Kombigerät SPS 400, ein mobiles Hydraulik-Aggregat, Rettungszylinder, Pedalschneider sowie Stabilisierungs-Systeme, Unterbaumaterial, Glasmanagement, Airbag-Sicherungssysteme, Druckplatten, Schwelleraufsatz, Säbelsäge sowie Schutzdecken. Auch Sicherungsmittel wie zum Beispiel Hubzug, Erdanker, Stahlseile, Anschlagmittel sowie Zusatzausrüstung für die in der Fahrzeugfront verbaute Seilwinde „Rotzler Treibmatic“.

Zusätzliche Ausrüstung:

• Einbaupumpe NH 35, Kombinierte Normal- und Hochdruckpumpe mit einer Leistung von 3.000 l/min. bei 10 bar (400 l/min. bei 40 bar)
• Rosenbauer LCS 2.0 (Logic Control System) für die Bedienung von:
– Einbaupumpe
– Zumischsystem
– Werfer
– Lichtmast
– sonstige Aufbaufunktionen wie z.B. Beleuchtung, Verkehrsleiteinrichtung…
• Dachwerfer RM24
• 4-teilige Steckleiter mit Verbindungsteil
• Schleifkorbtrage mit Vacuummatratze und Spineboard
• Stromerzeuger Endress Super Silent 13 kVA
• LED-Fluter mit Stativ
• Wassersauger und Tauchpumpe
• Hebekissensatz Vetter
• Auffangset Feuerwehr
• Chemieschutzhandschuhe sowie faltbare Auffangwannen
• Hochleistungslüfter FANGERGY mit Wassernebeleinsatz
• Elektrolüfter FANERGY
• Teleskopleiter
• div. Schanzwerkzeug, Halligan- sowie TNT-Tool
• Luft- sowie Stromschnellangriff
• Hygieneboard

Dieser neue „Alleskönner“ ermöglicht es der Feuerwehr Völs nicht nur, gegenwärtige Einsätze professionell abzuarbeiten, sondern ist auch bestmöglich ausgerüstet, um den neuen bzw. zukünftigen Herausforderungen entgegenzuwirken.

Eine Reportage von BM Matthias Lösch (Feuerwehr Völs)

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