Nö: "Scheiß Feuerwehr" → freundlicher Gruß zu Silvester für ehrenamtliche Feuerwehrmitglieder
WIENER NEUSTADT (NÖ): Eigentlich rückte die Feuerwehr Wiener Neustadt am 31. Dezember 2019 mit drei Ehrenamtlichen zu einem Routineeinsatz aus. Der Notruf einer Liftgesellschaft rief die heimische Feuerwehr in die Porschesiedlung. Es wurde allerdings keine Person in einer den dortigen Liftanlagen vorgefunden, weshalb die Männer alles wieder einpackten und sich auf den Weg zurück ins Feuerwehrhaus machen wollten. Bis eine Gruppe von mehreren 20 bis 30-Jährigen zu den Einsatzkräften kam …
Einer der Männer wollte das Feuerwehrfahrzeug und den darin befindlichen Einsatztablet-PC ansehen. Als die Feuerwehrmänner sagten, sie seien leider beschäftigt und würden jetzt gerne einrücken, fielen jene Worte, die in den letzten Monaten öfter fielen: „Scheiß Feuerwehr! Von meinen Steuergeldern wird Euer Lohn gezahlt, Ihr Arschlöcher!“
Die Feuerwehrmitglieder rückten ein, zeigten sich allerdings ob des mangelnden Respekts zerknirscht. „Ich finde es sehr traurig, dass so eine Aussage getätigt wird“, so einer der Kameraden. „Die glauben alle, wir bekommen bezahlt dafür“, so ein anderer.
Die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt übt den Einsatzdienst mit Ehrenamtlichen aus. Rund 1300 Einsätze werden jährlich so durch unbezahlte Einsatzkräfte abgewickelt. „Unser Einsatzdienst wird in Aufopferung unserer Freizeit abgewickelt. Wir ersparen so der Stadt Wiener Neustadt eine hohe Summe an Steuergeld. Es ist traurig, dass wir immer öfter von Passanten angepöbelt werden“, ergänzt Branddirektor Josef Bugnar (†), Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr. Für alljene, die das österreichische Feuerwehrwesen noch nicht ganz durchschaut haben, hat der Österreichische Bundesfeuerwehrverband ein Erklärvideo veröffentlicht:
„Das die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr angepöbelt werden, geht für mich gar nicht. Hier wird eine Grenze überschritten. Unsere Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt ist 24 Stunden am Tag abrufbereit. Es gibt keine Stadt in der Größe von Wiener Neustadt, in der es nur eine Freiwillige Feuerwehr mit nur einer Feuerwache gibt.
Unsere Feuerwehrmitglieder laufen im Falle eines Einsatzes von Zuhause zur Feuerwehr, lassen ihre Familien daheim zurück und riskieren bei den Einsätzen oft ihr eigenes Leben, um anderen zu helfen. Unentgeltlich. In ihrer Freizeit. Solchen Menschen muss man mit Dank und Respekt gegenüber auftreten. Auf keinen Fall mit Herabwürdigung, Beschimpfungen oder gar Gewalt“, äußert sich Bürgermeister Klaus Schneeberger zu dem Vorfall zu Silvester. „Ich bin mir sicher, dass ich für den Großteil unserer Stadt spreche, dass wir stolz auf unsere Feuerwehr sind und wir solche Respektlosigkeiten nicht dulden.“
Unser Einsatzdienst wird in Aufopferung unserer Freizeit abgewickelt
Was sich die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt von den Mitbürgerinnen und Mitbürgern wünscht, ist etwas mehr Respekt für unsere ehrenamtliche Tätigkeit. „Auch wenn unsere Arbeit vielleicht die eine oder andere Einbuße, wie zum Beispiel eine Straßensperre oder eine Räumung eines Gebäudes mit sich bringt, ist das kein Grund zu schimpfen oder gar handgreiflich zu werden. Unser Presseteam steht immer für Fragen zur Verfügung. A
m Einsatzort können wir nicht alle Fragen gleich beantworten, deshalb empfehlen wir, bei Fragen über Ausrüstung, Sperren oder was Sie sonst wissen wollen, uns über das Kontaktformular zu kontaktieren. Wir beantworten Ihre Frage dann so rasch als möglich. Auch diese Fragen werden ausschließlich durch Ehrenamtliche in deren Freizeit beantwortet“, so Bugnar.
Die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt wünscht allen Wiener Neustädter Bürgerinnen und Bürgern Glück und Gesundheit und natürlich einen unfallfreien Rutsch ins neue Jahr.
Freiw. Feuerwehr Wiener Neustadt
Siehe auch: Nö: Letzte “Einsatzfahrt” mit der Drehleiter für verstorbenen Kommandanten FF Wr. Neustadt, Branddirektor Josef Bugnar