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Senioren sind überdurchschnittlich oft von Wohnungsbränden betroffen

ÖSTERREICH: Jährlich brennt es zwischen 6.000 und 7.000 Mal in Österreich, etwa die Hälfte aller Brandgeschehen entfällt auf private Haushalte. Mehr als 30 Brandtote und mehrere Hundert Brandverletzte sind die traurige Bilanz.

Generell gilt dabei: Mit steigendem Alter steigt auch die Gefahr. Für Menschen im höheren Lebensalter ist das Risiko, bei einem Wohnungsbrand ums Leben zu kommen, doppelt so hoch wie für die Durchschnittsbevölkerung. So sind laut statistischen Aufzeichnungen der österreichischen Brandverhütungsstellen mehr als die Hälfte der Brandtoten in Österreich über 65 Jahre alt. Somit gilt es daher, auf den Brandschutz für Senioren ein besonderes Augenmerk zu legen.

Statistiken der österreichischen Brandverhütungsstellen machen es deutlich

Bei Wohnungsbränden gehören Senioren zur Risikogruppe Nummer 1. Die Auswertung der Brandopferzahlen nach Alter bringt hervor, dass das Durchschnittsalter aller Brandtoten bei 62 Jahren liegt; jenes der Männer beträgt 57 und jenes der Frauen 70 Jahre. In einer langjährigen Betrachtungsweise der wichtigsten Altersgruppen entfallen nur 2,0 Prozent der Brandtoten auf die Gruppe der unter-15-Jährigen (Anteil an der Gesamtbevölkerung: 15,0 Prozent), 47,4 Prozent auf die Gruppe der 15- bis 65-Jährigen (67,5 Prozent der Gesamtbevölkerung) und 50,6 Prozent – also knapp mehr als die Hälfte – auf die Kategorie der über 65-Jährigen mit einem Anteil von 17,5 Prozent an der Gesamtbevölkerung.

Klassisches Beispiel: Kerzen nahe des Vorhanges, der rasch Feuer fängt.

Interessant wird die weitere Aufschlüsselung innerhalb der letztgenannten Altersgruppe: 14,9 Prozent der Brandtoten sind 65 bis 75 Jahre alt (9,6 Prozent der Bevölkerung), 19,8 Prozent der Brandtoten entfallen auf die Altersgruppe der 75- bis 85-Jährigen (5,9 Prozent der Bevölkerung) und 15,8 Prozent auf die Gruppe der über 85-Jährigen (2,2 Prozent der Bevölkerung). Diese Aufschlüsselung untermauert sehr eindrucksvoll den folgenden Kernsatz der Brandschutzexperten: Mit steigendem Alter steigt auch die Gefahr, von einem Wohnungsbrand betroffen zu sein und dabei verletzt oder gar getötet zu werden.

Risikofaktor Alter

Die Gründe dafür sind mehrschichtig, liegen aber aus der Sicht der Brandschutzexperten klar auf der Hand: „Zum einen leben ältere Menschen häufig allein, oder sind überhaupt in ihrer Mobilität eingeschränkt“, erklärt Dr. Arthur Eisenbeiss, Direktor der BVS-Brandverhütungsstelle für OÖ. „Das Problem ist die zunehmend fehlende Selbstrettungsfähigkeit bei einem Brand.“ Dazu komme noch die abnehmende Sinneswahrnehmung. „Ältere Menschen sehen, hören und riechen tendenziell schlechter, Brandgefahren werden leichter übersehen oder zu spät wahrgenommen. Und auch unsere Reaktionszeit wird länger. Mit zunehmendem Alter benötigen wir einfach mehr Zeit, um auf unvorhergesehene Situationen zu reagieren und Gefahren abzuwenden.“

LH a.D. Dr. Josef Pühringer und BVS-Direktor Arthur Eisenbeiss bei der Pressekonferenz am 29.1.2020.

Gleichzeitig herrsche in Seniorenhaushalten auch ein erhöhtes Brandrisiko – beispielsweise durch alte elektrische Anlagen und Geräte oder etwa durch brennende Andachts- und Gedenklichter. Insbesondere im Zusammenhang mit offenem Licht und Feuer oder auch beim Kochen komme ein weiterer, sehr wesentlicher Faktor zum Tragen: „Unser Gedächtnis täuscht uns häufiger. Im Alter passiert es immer öfter, dass der Herd, die Heizdecke, das Bügeleisen oder der Wasserkocher irrtümlich eingeschaltet bleiben. Ältere Menschen vergessen oder übersehen häufiger, dass das Essen noch auf dem eingeschalteten Herd steht, im Nebenraum eine Kerze brennt oder das Ofentürchen nach dem Einheizen noch offen steht“, so Eisenbeiss: „Gerade bei Senioren ist die Erfahrung im Umgang mit offenem Licht und Feuer vorhanden, sie wird aber zunehmend vergessen.“

Die gleiche Problematik bestehe übrigens auch in Alten- und Pflegeheimen sowie in betreuten Senioren-Wohneinrichtungen, wo die körperliche und geistige Konstitution der Bewohner – vor allem die tendenziell in Zunahme begriffene Demenzerkrankung – zu berücksichtigen ist. Eine Selbstrettung der Bewohner ist faktisch unmöglich. In Alten- und Pflegeheimen sind daher neben baulichen Maßnahmen auch organisatorische und technische Brandschutzmaßnahmen vorgeschrieben und zu ergreifen.

Rauchwarnmelder für Senioren als Lebensretter!

Doch auch in privaten Seniorenhaushalten sollte dem vorbeugenden Brandschutz erhöhte Aufmerksamkeit zukommen, empfiehlt Eisenbeiss. Neben der Einhaltung der üblichen Brandschutztipps gehe es vor allem darum, Seniorenwohnungen mit sogenannten Rauchwarnmeldern auszustatten: „Diese können in kritischen Situationen lebensrettend sein! Optische Rauchwarnmelder erkennen frühzeitig den Rauch und warnen durch einen unüberhörbar lauten, schrillen Alarmton, der auch bei eingeschränkter Hörfähigkeit wahrgenommen wird. Ein Brand wird dadurch bereits im Anfangsstadium erkannt, was das rechtzeitige Verlassen des Gefahrenbereiches, die frühzeitige Alarmierung der Einsatzorganisationen oder sogar das Löschen des Brandes ermöglicht.“

Ein montierter Rauchmelder hätte hier längst Alarm geschlagen. Er erlaubt meist noch eigene Löschmaßnahmen, aber auf jeden Fall IMMER noch die rettende Flucht.

Dennoch empfiehlt der BVS-Direktor, bei der Ausstattung von Seniorenhaushalten mit Rauchwarnmeldern einen Schritt weiter zu denken: „Sofern die Möglichkeit dazu besteht, etwa wenn jüngere Familienmitglieder im gleichen Haus oder in der Nachbarschaft wohnen, macht es Sinn, statt der üblichen Rauchwarnmelder solche zu installieren, die untereinander vernetzt werden können und die Alarmweiterleitung in den Nachbarhaushalt ermöglichen.“ Für schwerhörige Personen und/oder Personen mit Sehschwäche gibt es Rauchmelderlösungen mit zusätzlichem Vibrations-Alarm und Lichtsignalen.

Als praktischen Tipp führt BVS-Direktor Arthur Eisenbeiss aus: „Verwenden Sie generell Rauchwarnmelder mit langer Batterielaufzeit, beispielsweise sogenannte 10-Jahres-Melder, denn das plötzliche Piepen einzelner Rauchwarnmelder als Infosignal bei fast leeren Batterien führt bei älteren Menschen eher zu Verwirrung und Verunsicherung.“

Tipps zur Prävention

Insgesamt ergeben die richtigen Präventionsmaßnahmen in Kombination mit modernen und im optimalen Fall auch vernetzten Rauchwarnmelder einen optimalen Schutz für Senioren. Die wichtigsten Punkte dabei sind:

  • Achten Sie darauf, Flucht- und Rettungswege immer frei zu halten. Insbesondere Flure und Treppenhäuser dürfen nicht mit Einrichtungsgegenständen „vollgestellt“ werden.
  • Nutzen Sie eine Kombination aus verschiedenen Warnsystemen. Insbesondere optische Signale und miteinander vernetzte Rauchwarnmelder können hier sinnvoll sein.
  • Vermeiden Sie Brände bevor sie entstehen – erkennen Sie mögliche Brandherde und beseitigen Sie diese. Gerade wenn Wohnungen bzw. Häuser schon sehr lange bewohnt werden, sollten die Stromleitungen und Haushaltsgeräte einem E-Check unterzogen werden.
  • Nutzen sie die die Möglichkeiten der Brandschutzunterweisung von Senioren.
Der hier entstehende Brandrauch produziert bereits so viel CO (Kohlenmonoxid), dass Sie – sollten Sie schlafen – gleich in den Tod weiterschlafen. Entgegen so mancher Volksmeinung weckt Sie Brandrauch definitiv NICHT auf. Der Geruchssinn macht im Schlaf Pause und CO riechen Sie auch nicht, wenn Sie wach sind.

Was tun, wenn’s in der Wohnung brennt?

  • Zimmer bzw. Wohnung umgehend verlassen
  • Verschwenden Sie keine Zeit
  • Zimmer- oder Wohnungstür hinter sich schließen
  • Lift nicht benutzen
  • Feuerwehr rufen

OÖ Seniorenbund kooperiert mit der BVS

„Die Zahlen zeigen es ganz deutlich, Seniorinnen und Senioren sind besonders häufig Opfer von Bränden in Privathaushalten. Hier sind auch wir als größte Seniorenorganisation im Land gefordert, in Sachen Prävention aktiv zu werden“, erklärt Seniorenbund Landesobmann LH a.D. Dr. Josef Pühringer.

Im Rahmen des Schwerpunkts 2019/2020 „Gemeinsam sicher in den besten Jahren“ haben Ortsgruppen des OÖ Seniorenbundes daher künftig die Möglichkeit, Vorträge zum Thema Brandvermeidung zu organisieren. Dabei werden Experten der Brandverhütungsstelle Gefahrenquellen aufzeigen, über Präventionsmöglichkeiten informieren und erklären, wie man im Falle eines Brandes am besten reagiert. Der Fokus liegt dabei natürlich speziell auf der Zielgruppe Senioren. Schwerpunktthemen sind daher z.B.: Offenes Licht und Feuer (Kerzen), Brandschutztipps für den Haushalt (Herd/Küche, Elektrogeräte), Rauchwarnmelder, aber auch das richtige Verhalten im Brandfall.

Darüber hinaus informiert der OÖ Seniorenbund in Kooperation mit der Brandverhütungsstelle auch regelmäßig in seiner Mitgliederzeitung WIRaktiv über das Thema Brandgefahren bzw. Brandverhütung.

„Sieht man sich die Brandstatistik in privaten Haushalten genauer an, erkennt man aber nicht nur, dass Senioren besonders häufig betroffen sind, sondern auch, dass viele Brände zu vermeiden wären, etwa, weil sie durch eine Kerze, einen nicht abgeschalteten Herd oder ein altes Elektrogerät verursacht wurden“, so Pühringer: „Und genau hier wollen wir mit unserem Vortrags- und Informationsangebot ansetzen.“

Oö. Brandverhütungsstelle

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