Akkubrände → die unterschätzte Gefahr
Sie sind oft wahre Kraftpakete, bilden die Basis für neue Technologien wie etwa die Elektromobilität und nehmen mehr und mehr Einfluss auf unser modernes Leben: Wiederaufladbare Batterien bzw. Akkumulatoren sind in österreichischen Haushalten durchschnittlich in 15 verschiedenen Geräten bzw. Einsatzgebieten zu finden – mit stark steigender Tendenz.
Experten rechnen bis 2025 mit einer Verdreifachung der im Umlauf befindlichen Anzahl an Lithium-Akkus und daher mit einem rasanten Anstieg der Gefahrenquelle: Je öfter sie zum Einsatz kommen und je leistungsstärker sie werden, umso häufiger lösen die Akkus Brände aus. BVS-Brandverhütungsstelle für OÖ und OÖ. Zivilschutz raten daher zum sorgsamen Umgang mit Akkus beim Laden, bei der Verwendung, Lagerung und Entsorgung und haben die wichtigsten Informationen in einem gemeinsamen Folder zusammengefasst.
„Wir arbeiten beide im Sicherheitsbereich und sind ‚Nachbarn“ in der ‚sichersten Straße‘ von Linz, in der Petzoldstraße, wo neben unseren beiden Organisationen auch der OÖ. Landes-Feuerwehrverband und die OÖ Wasserrettung beheimatet sind. Da ist es naheliegend, dass wir gut zusammenarbeiten. Es gibt viele Anknüpfungspunkte und die Bewusstseinsbildung zum Thema Akku-Gefahren ist eine davon“, freut sich OÖ Zivilschutz-Präsident NR Mag. Michael Hammer über das gemeinsame Projekt von OÖ Zivilschutz und BVS-Brandverhütungsstelle für OÖ, die auch Partner im Netzwerk für Sicherheit und Zivilschutz „Sicheres Oberösterreich“ sind.
Eigenvorsorge ist heutzutage wichtiger denn je. Moderne Technologien erleichtern uns den Alltag, bringen aber auch neue Gefahren mit sich. „Zivilschutz ist mehr als die Vorbereitung auf Katastrophenszenarien wie einen Blackout, einen Atomunfall oder Hochwasser. Vorsorge beginnt bereits mit dem Erkennen von verschiedenen Gefahrenszenarien, der Kenntnis der Notrufnummern, dem Anbringen von Rauchmeldern und eben auch dem richtigen Umgang mit modernen Technologien“, erklärt Hammer weiter.
Elektrische Energie ist Brandgefahr Nummer 1
Elektrische Energie ist eine der Grundlagen für unser modernes Leben und zugleich eine der häufigsten Brandursachen. In den aktuell vorliegenden Statistiken über das Brandjahr 2018 liegt die Zündquelle „Elektrische Energie“ in Österreich wie auch in Oberösterreich sowohl bei der Anzahl der Brände als auch bei der Schadenshöhe auf Platz eins im Ranking der wichtigsten Brandursachen. So waren 2018 in Oberösterreich 221 Brände – etwa jedes 5. von insgesamt 1.118 Brandgeschehen – mit einer Schadenssumme von fast 12 Mio. Euro auf die Zündquelle „Elektrische Energie“ zurückzuführen; österreichweit waren es 1.084 Brände mit einer Schadenssumme von fast 98 Mio. Euro. Neben Defekten bei elektrischen oder elektronischen Geräten, elektrischen Leitungen oder Anlagen zählen immer häufiger auch wiederaufladbare Batterien bzw. Akkus zu den modernen „Brandstiftern“. Konkret wurden im Jahr 2018 in Oberösterreich 20 Brandfälle im Zusammenhang mit Lithium-Ionen-Akkus und den zugehörigen Ladegeräten festgestellt.
Worin liegt aber die besondere Gefährlichkeit von Elektrobränden und damit auch von Akkubränden? Die Geräte, Installationen usw. funktionieren meist jahrelang völlig klaglos. Durch Verschmutzung, fehlende Wartung, technische Fehler oder Anwendungsfehler kann es aber irgendwann zur Brandentstehung kommen – unter Umständen auch in der Nacht, wenn niemand damit rechnet. Während beim Umgang mit offenem Licht und Feuer ein Mindestmaß an Gefahrenbewusstsein an den Tag gelegt wird, entstehen Elektrobrände meist völlig unvermutet.
Mehr und auch leistungsfähigere Akkus
„Unter den für Elektrobrände in Frage kommenden Brandursachen haben zuletzt vor allem wiederaufladbare Batterien an Bedeutung gewonnen. Akkus samt Ladegeräten kommen immer häufiger zum Einsatz und lösen demnach auch mehr Brände aus. „Die Anzahl der im Haushalt verwendeten Akkus ist in den letzten Jahren stark gestiegen“, erklärt dazu Dr. Günther Schwabegger, Mitglied der Geschäftsführung der BVS-Brandverhütungsstelle für OÖ: „Abgesehen vom Aufkommen der Elektromobilität verfügen die meisten Personen über Mobiltelefone oder Smartphones, deren Akkus regelmäßig aufgeladen werden müssen. Außerdem gibt es immer mehr Gartengeräte, Werkzeuge und Kinderspielsachen, die mit Akkus betrieben werden. Jedes ferngesteuerte Auto, Flugzeug und jede Drohne ist mit einem Akku ausgestattet – oft mit hoch entwickelten Lithium-Polymer-Akkus (LiPo), die bei Beschädigungen oder falschem Ladevorgang brandgefährlich sein können.“
Geballte „Power“ in den Lithium-Systemen
Für viele neue Einsatzzwecke, bei denen es auf hohe Energiedichten ankommt, sind vor allem Lithium-Ionen-Akkus das System der Wahl. Sie erfordern eine spezielle Ladetechnik und ein besonderes Batteriemanagement, besitzen aber von allen wiederaufladbaren Systemen die höchste Energiedichte und können daher am meisten Energie bezogen auf ein bestimmtes Volumen oder Gewicht abgeben. Die Energiedichte eines Lithium-Ionen-Akkus ist typischerweise etwa das Doppelte eines Nickel-Cadmium-Akkus, die Spannung pro Zelle (3,6 V) ist sogar dreimal so hoch wie bei Batterien auf Nickelbasis (1,2 V pro Zelle).
„Der wahrscheinlich wichtigste Vorteil der Lithium-Ionen-Technologie ist ihre wesentlich höhere Leistungsfähigkeit im Vergleich zur konventionellen Batterietechnologie. Dadurch erfordert sie aber auch einen sorgfältigen Umgang, denn durch die wesentlich höhere Energiedichte ist bei Beschädigung der Akkus eine Brandverursachung wahrscheinlicher“, betont Schwabegger. „Wird eine einzelne Zelle durch Wärme, Überladung oder mechanische Einwirkungen beschädigt, entstehen in der Zelle Temperaturen bis zu 800oC. Die Zelle öffnet sich und bläst ihren Inhalt unter Überdruck nach außen ab. Die austretenden Gase entzünden sich, verursachen eine Stichflamme und wenn brennbares Material in der Umgebung vorhanden ist, kann ein Brand entstehen. Gerade Modellbauer, die immer öfter über Lithium-Polymer-Akkus verwenden, seien gewarnt: Jeder Ladevorgang muss beaufsichtigt werden, nach Beendigung sollte der Akku vom Ladegerät und letzteres vom Stromkreis getrennt werden.“
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