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Der Löschbomber auf einer Boeing 747

Eine Boeing 747 als Löschflugzeug ist was Besonders. Ist es doch das größte Löschflugzeug der Welt. Häufig wird es nicht umsonst als „Supertanker“ bezeichnet.

Im Februar 2020 hat die Wissenssendung „Galileo“ eine Doku über das Flugzeug ausgestrahlt.

Doku von Galileo

Das größte Löschflugzeug der Welt

Die Brände im Amazonas waren lange nicht unter Kontrolle. Doch dank eines besonderen Löschflugzeugs konnten die Flammen eingedämmt werden. #Galileo stellt den Supertanker vor.

Gepostet von Galileo am Freitag, 7. Februar 2020

Bericht aus 2009

Das Feuerwehrmagazin Brennpunkt hat schon 2009 das außergewöhnliche Flugzeug vorgestellt. Im Anschluss der Beitrag, dessen Daten aus dem Jahr 2009 stammen.

Der Löschbomber auf einer Boeing 747

Die Erde steht in Flammen: Seit 1990 brannte in den USA eine Fläche von insgesamt 245.000 Quadratkilometern ab – so groß wie Oregon, der zehntgrößte US-Bundesstaat. Allein 2002 entstand dort bei 44.759 Großbränden ein Schaden von zehn Milliarden US-Dollar. Weltweit werden von Satelliten jährlich etwa drei bis vier Millionen Quadratkilometer Vegetationsflächen von Feuer erfasst (300 bis 400 Millionen Hektar), von denen ein Teil in feuerangepassten Vegetationstypen brennt, ein anderer Teil zu erheblichen Schäden in der Natur führt und erhebliche wirtschaftliche Verluste mit sich bringt. Oft sind die Großbrände in bergigen, schwer erreichbaren Gegenden, in denen bisher nicht effektiv gelöscht werden kann. Das amerikanische Unternehmen Evergreen International will diesen Bränden nun mit einem innovativen Flugzeug den Garaus machen.

Von Hermann Kollinger

Jumbo in 20.000 Stunden umgebaut

Für diese Neuentwicklung wurde der so genannte „Supertanker“ entwickelt – eine Boeing 747 (der berühmte „Jumbo Jet“). Mit einem Arbeitsaufwand von nicht weniger als 20.000 Stunden wurde das Flugzeug zum bisher größten Löschflugzeug der Welt umgebaut. Bereits seit 2002 hatte der Konzern an dieser Entwicklung getüfftelt. Hauptsächlicher Anlass dafür was das Auseinanderbrechen einer C-130 Hercules und P4Y-2 Privateer während der auch so oft nicht ungefährlichen Löschflüge. Am 19. Februar 2004 konnte der erste Entwurf seinen Jungfernstart meistern – bis 2006 hatte der Löschjumbo bereits eine Investitionssumme von 40 Millionen Dollar verschlungen.

2008 – die Zulassung, 2009 – die Vorstellung

Im November 2008 erhielt das Wasserbomber schließlich seine technische Zulassung. von der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA. Die vorläufige Spezialgenehmigung für den Löschbombereinsatz kam gerade rechtzeitig für die Waldbrandsaison 2009 und darüber hinaus. Über die Partnerfirma Air Charter Service (ACS) bietet Evergreen den Supertanker auch für Einsätze in Europa an. „Europa hat in den letzten Jahren eine Reihe schwerer Waldbrände erlebt, und der Supertanker ist daher eine wichtige Ergänzung des europäischen Brandbekämpfungsarsenals“, sagte ACS-Geschäftsführer Tony Bauckham, der von Anfang an die Entwicklung des Flugzeugs begleitet hat, bei der Vorstellung des Jumbos in Deutschland am 24. Juli 2009. Die Konstrukteure betonen, dass der Supertanker die Möglichkeiten bei der Waldbrandbekämpfung erheblich verändern werde!

Einmal-Einsatz oder mehrere Abwürfe

Das Löschmittel in der Menge von 20.500 Gallonen (77.600 Liter) wird innerhalb von 10 Sekunden auf einmal abgeworfen, kann jedoch auch – beispielsweise für mehrere Brandherde – in Intervallen über die Brandstellen verteilt werden. So kann der „Supertanker“ bei einem einzigen Einsatz mehrere Brände löschen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Flugbooten, die während des Fluges nachtanken können, muss die umgebaute 747 zum Nachtanken des Löschwassers landen. Der Tankvorgang dauert rund 30 Minuten.

Regennebel oder Druckausstoß

Der Löschwasserabwurf kann in zwei Varianten erfolgen: Entweder im Sprühverfahren (Regenwirkung) oder per Druckausstoß durch die Düsen. Je nach gewählter Ausstoßvariante ist das Flugzeug in der Lage, einen Streifen von beinahe acht Kilometer Länge unter Wasser zu setzen! Das entspricht rund dem Siebenfachen eines herkömmlichen Löschflugzeuges!

„Wir bringen einen gewaltigen Regensturm über das Feuer

Bob McAndrew, Präsident von Evergreen Supertanker Services (2009)

Nicht nur die schiere Größe des Supertankers ist dabei neu, sondern auch die Art, wie das Wasser abgelassen wird. Ein patentiertes Drucktanksystem erlaubt es, das Wasser aus einer Höhe von 250 Metern zu versprühen und dabei auch noch die genaue Größe der Tropfen zu regulieren.

Bisher nutzten die Piloten der Löschflugzeuge die Schwerkraft: “Über dem Zielgebiet tauchen die Piloten zum Brandherd hinab, reißen die Maschine dann wieder in den Steigflug und öffnen dabei die Klappen am Flugzeugbauch. Rauch, Asche und die abrupte Gewichtsverlagerung des Flugzeugs bedeuten für Material und Piloten eine extreme Belastung. Das Flugmanöver über den Baumkronen gilt deshalb als äußerst heikel”

Mit 260 km/h über das Feuer hinweg

Die Anfluggeschwindigkeit ist in Relation zur zivilen Luftfahrt sehr gering. Während die Reisegeschwindigkeit 900 km/h beträgt, donnert der Löschgigant gerade einmal noch mit 260 km/h über das direkte Einsatzgebiet hinweg – dies entspricht der Geschwindigkeit einer zivilen Boeing 747 beim Landeanflug. Und der Job der Piloten ist herausfordernd, denn sie überfliegen das brennende Gebiet mit ihrem Riesen in nur 122 bis 144 Meter (400 bis 800 Fuß).

Die Boeing 747-200 kann ihre nasse Ladung übrigens mehr als 9.000 km weit tragen. Durch GPS und Infrarot-Ortung können zudem Brände auch nachts aufgespürt und abgelöscht werden.
Trotz der immensen mitgeführten Wassermenge bleibt das Flugzeug immer noch 68 Tonnen unter seinem maximalen Landegewicht. Dies ermöglicht es, dass sie von rund 80 Prozent aller amerikanischen Flughäfen aus operieren kann.

Kalifornien nahm Supertanker unter Vertrag

Das waldbrandgeplagte Kaliforien nahm nun einen der Supertanker unter Vertrag, der bei den letzten Bränden im August / September auch bereits zum Einsatz kam.

Die Nutzung des Flugzeugs kostet laut Internetinformationen – zuzüglich Kerosinkosten – 29.500 Dollar pro Stunde, wobei pro Einsatztag mindestens vier Stunden abgenommen werden müssten. Kalifornien garantiere elf Einsatztage pro Saison.

CAL FIRE betreibt 23 Löschflugzeuge. Die Behörde war zuvor für die Anmietung einer Löschbomber-DC-10 von Omni Air International kritisiert worden, die pro Flugstunde zwar „nur“ 5.500 Dollar kostet, aber grundsätzlich 41.000 Dollar „Bereitstellungsgebühr“ pro Tag erfordert. Der 747-Supertanker wird ohne diese Gebühr vermietet.

Weitere Einsatzzwecke

Der Einsatzzweck ist nicht nur für die Brandbekämpfung vorgesehen. „Neben dem Einsatz als Löschflieger kann der Supertanker auch für militärische Interventionen (Neutralisation von biologischen oder atomaren Kampfstoffen, Wetterbeeinflussungen, Staubneutralisation bei Einsätzen in der Wüste etc.) eingesetzt werden“, so die Entwickler von Evergreen.

Als nächstes plane man die Erprobung des Supertankers bei Einsätzen zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen in Meeren. Dabei solle der Supertanker Bindemintel abwerfen (Achtung: Stand 2009!).

Feuerwehrmagazin Brennpunkt

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