Allgemeine Lagekarte (ALK), das analoge Navi → ein Projekt der Feuerwehr Kremsmünster
KREMSMÜNSTER (OÖ): „Wo ist des genau?“ → eine immer öfter gehörte/gestellte Frage in einem Feuerwehrfahrzeug während des Ausrückens zum Einsatzort. Ungenaue Adressangaben, nicht angebrachte Hausnummern oder neu entstandene Siedlungsgebiete machen es Einsatzorganisationen nicht immer leicht schnell und direkt zum Einsatzort zu finden. Um den genauen Ort einer Einsatzstelle zu finden gibt es viele Möglichkeiten, aber alles der Reihe nach:
Wie in den Landesfeuerwehrschulen gehört, ist die Gesamtlage die Summe von Allgemeiner-Lage, Eigener-Lage und Schadenslage. Im Grunde ist die erste Gesamtlage nach der ersten Lageerkundung am Einsatzort erfasst. Alle Details zu den einzelnen Lagen sind in den Lehrgangsunterlagen der jeweils entsprechenden Lehrgänge zu entnehmen.
Wenn man sich mit der Allgemeinen-Lage etwas näher beschäftigt, erkennt man, dass diese nicht veränderbar ist. Schon bei der Alarmierung einer Feuerwehr sind jedem die aktuelle Zeit und das vorherrschende Wetter bekannt. Spätestens beim Eintreffen des anrückenden Feuerwehrmitgliedes im Feuerwehrhaus sieht dieses, um welchen Einsatz es sich handelt und wo sich die Einsatzstelle befindet.
Um den Ort der Einsatzstelle mit der im Alarmtext beigefügten Einsatzadresse zu finden, gibt es nun unterschiedliche Möglichkeiten:
- umfassende exakte Ortskenntnis
- analoge Straßenkarten
- digitale Hilfsmittel/Apps
Jedes „Ortsfindungssystem“ hat wie alles seine Vor- und Nachteile. Bei der Feuerwehr Kremsmünster hat man bereits eine digitale Lösung in Form einer Free-Ware. Diese druckt nach der Alarmierung zu einem Einsatz den Alarmtext und eine Anfahrtsroute zum Einsatzobjekt mit den umliegenden Wasserentnahmestellen aus.
Projekt Allgemeine Lagekarte
Die erstellte Allgemeine-Lagekarte in Kremsmünster ist im Prinzip ein Straßenverzeichnis in dem die Straßenzüge, Hausnummern, Wasserentnahmestellen, Objektnamen inkl. deren Wasserkartennummern und die Nachbar Straßen mit Plannummer eingezeichnet sind. Auf jeder Karte ist mindestens eine Straße bzw. Ortschaft dargestellt. Bei mehreren Straßen pro Karte, sind die Straßen mit unterschiedlichen Farben getrennt. Somit war es möglich, Kremsmünster mit einer Fläche von über 42km² mit mehr als 100 Ortschaften und Straßen mit insgesamt 1900 Einzeladressen (Anzahl der Adressen in Kremsmünster muss noch von Gerhard gefragt werden) auf 40 Karten darzustellen. Diese Karten wurden nach deren Fertigstellung auf DIN-A3 ausgedruckt und mit dem Alarmplan und einer Kilometrierungsangabe von Bundes-, Landesstraßen und der Pyhrnbahn-Strecke in einen Ordner einsortiert. Jedes Feuerwehrfahrzeug im Pflichtbereich Kremsmünster, auch das Rote-Kreuz, und die Polizei wurden mit einer solchen „ALK-Mappe“ ausgestattet.
Ebenfalls ging jeweils eine Version zu den Ärzten im Gemeindegebiet Kremsmünster. Die Kosten für dieses Projekt sind mehr als überschaubar und wurden zur Gänze von der Gemeinde Kremsmünster übernommen.
Während der Erstellung der Karten wurden auch alle Objekte und Wasserentnahmestellen angefahren, um die erstellten Karten zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Die oberste Prämisse bei der Erstellung der Allgemeinen-Lagekarte war stets, das ganze so einfach wie möglich zu halten, damit jeder ohne großen Schulungsaufwand damit arbeiten kann.
Suchen von Objekten
Mit einem einfachen Inhaltsverzeichnis (im Grunde eine Auflistung der Straßen- und Ortschaftsnamen) wird die Kartennummer gefunden, auf dem sich das Objekt befindet. Die entsprechende Karte wird mit einem Register aufgeschlagen. Sind mehrere Straßen in der Karte eingezeichnet, ist durch ein „Farbleitsystem“ im oberen Bereich der Karte die Farbe der Straße dargestellt an welcher man sich bei der Suche nach dem Objekt halten muss. Anschließend muss man bei der entsprechenden Farbe nur mehr die Hausnummer suchen. Hat man das Objekt auf der Karte gefunden, weiß man durch einen Blick folgende Informationen:
- Wo befindet sich das Objekt
- Wie kommt man am besten zu diesem Objekt
- Position, Art und Leistung der umliegenden Wasserentnahmestellen
- Handelt es sich um ein Objekt, welches sich in der Wasserkarte befindet, hat mach auch die Nummer unter welcher die Wasserkarte abgelegt ist
- Etwaige Zusatzinformationen die eventuell hilfreich sein können (Wasserdurchläufe, Feldwege,…)
Nicht nur für das Finden von Einsatzadressen sind diese Karten hilfreich. Sie können auch als Unterstützungsmittel bei Suchaktionen und Hochwasser verwendet werden. Außerdem hilft es die eigene Ortskenntnis aufzubessern. Auch wenn es künftig eventuell eine einheitliche und einfache digitale Lösung geben wird, kann man dieses Material als „Backup-System“ verwenden.
Schon während der Erstellung der Karten wurde der Vorteil dieser ersichtlich. Alle mitarbeitenden Personen an diesem Projekt konnten im Zuge der Arbeiten ihre Ortskenntnis enorm erweitern! Diese neu gewonnene Ortskenntnis konnte in der Tat schon bei mehreren Einsätzen genutzt werden! Zurzeit sind die Karten auch ins Feuerwehrinformationssystem Sybos hochgeladen und alle umliegenden, freigeschalteten Feuerwehren können das Kartenmaterial herunterladen. Außerdem werden nebenbei Überlegungen angestellt, wie man solche Karten einfach und schnell ohne großen Softwareaufwand erstellen kann, da es sehr aufwendig ist, jede Hausnummer manuell hinzuzufügen.
Insgesamt waren sieben Kammeraden ca. 650 Stunden mit der Ausarbeitung beschäftigt.
Quelle für die Ausarbeitung: Lehrgangsunterlagen Einsatzleiterlehrgang Version 03