COVID-19: Folgen für Kinder unterschiedlich
COVID-19 wirkt sich bei Kindern stärker aus als bisher angenommen. Es gibt jedoch wenig Informationen über SARS-CoV-2, das Virus, das die Erkrankung auslöst. Forscher des Children’s Hospital Los Angeles haben jetzt erstmals eine mögliche Verbindung zwischen spezifischen Mutationen des Virus und der Schwere der Erkrankung hergestellt. Details wurden im „Open Forum Infectious Diseases“ publiziert.
SARS-CoV-2 genetisch instabil
Bei COVID-19 handelt es sich nicht um eine genetische Erkrankung. Die Genetik des Virus SARS-CoV-2 spielt bei der Verbreitung jedoch eine wichtige Rolle. Mutationen können einen Einfluss darauf haben, wie das Virus übertragen wird und spielen oft eine Rolle bei der Schwere der Erkrankung. Das Verstehen dieser Zusammenhänge ist laut den Forschern für die Bekämpfung der Pandemie von entscheidender Bedeutung.
Laut Forscher Xiaowu Gai ist SARS-CoV-2 genetisch instabil. „Wir neigen dazu, uns auf ‚das Virus‘ zu beziehen. Wenn wir aber an das Genom des Virus denken, ist es nicht ein statisches, einzelnes Virus, sondern eine Ansammlung von genetischen Veränderungen in all den Viren eines infizierten Patienten.“ Die meisten Mutationen, die das Virus durchläuft, seien unbedeutend oder schwächen es sogar. Laut Gai verändern jedoch manche Mutationen den Verlauf der Pandemie.
Mutation erhöht Übertragbarkeit
Die Experten führen die Mutation D614G an. Diese kann beim Spike-Protein des Virus zur erhöhten Übertragbarkeit von einer Person auf die andere führen. Zu Beginn der Pandemie entfiel auf die Mutation D614G nur ein kleiner Prozentsatz der SARS-CoV-2-Proben. Sie hat jedoch seitdem so stark zugenommen, dass diese Version des Virus Überhand genommen hat. Derzeit verfügt Gai zufolge fast jede sequenzierte Probe über diese Mutation.
„Wir wissen aber nicht, ob diese Mutation und andere Mutationen die Schwere der Erkrankung bei den Patienten beeinflussen. Das haben wir versucht herauszufinden.“ Dies geschieht aus gutem Grund. Könnten die Ärzte vorhersagen, welche Patienten eher schwer erkranken, könnten lebensrettende Maßnahmen früher eingeleitet werden.
Bislang nur wenig Daten zu Kindern
Bis jetzt wurden den Wissenschaftlern zufolge nur wenige genetische Studien publiziert. Noch weniger Daten stehen zu Auswirkungen des Virus auf Kinder zur Verfügung. Laut Forscherin Jennifer Dien Bard besteht hier ein wirklicher Mangel. Gai und Dien Bard haben mit einem multidisziplinären Team zusammengearbeitet, das jede einzelne erhaltene positive COVID-19-Probe genetisch sequenziert hat. Das Ergebnis ist die bisher größte Sammlung bisher publizierter, klinisch korrelierter genomischer Daten von Kindern.
Zusätzlich zur Sequenzierung der Proben untersuchten die Forscher, wie sich Untergruppen des Virus unterschiedlich auf Kinder auswirken. Einer der Trends ist, dass sich die Gruppierung von Mutationen mit der Bezeichnung Klade 20C häufiger bei Patienten mit den schwersten Symptomen von COVID-19 beobachten lässt. Diese Studie ist die erste, die diese möglichen Zusammenhänge untersucht. Laut Gai sind größere Studien nötig, um zu bestätigen, dass eine Untergruppe von SARS-CoV-2 zu einer schlechteren Prognose führt.
Quelle: Pressetext, 23. November 2020