Oö: Autobrand löschen ohne Wasser mit der Löschdecke → Praxistest der FF Hochburg
HOCHBURG-ACH (OÖ): Neue technische Entwicklungen erfordern, dass sich die Feuerwehren auch mit Lösungen für neue Probleme beschäftigen müssen bzw. altbewährte Herangehensweisen durch neue Entwicklungen in Frage stellen und überprüfen. Bei einem großen Brand- und Löschversuch konnte die FF Hochburg im Juni 2021 neue Möglichkeiten ausprobieren und die Praxistauglichkeit testen.
An dem Versuch nahmen auch viele interessierte Gäste von umliegenden Feuerwehren und Brandschutzbedarfsfirmen teil.
Seit vielen Jahren ist ein Pkw-Brand ein Standard-Einsatz für jede Feuerwehr. Durch den Einsatz von Wasser (oder bei Bedarf Schaum) kann dieser Brand in der Regel zügig kontrolliert und gelöscht werden. Während der Löscharbeiten entstehen aber weiterhin große Mengen Brandrauch und einige hundert Liter kontaminiertes Löschwasser. Durch die E-Mobilität sind zusätzliche Herausforderungen entstanden. Wenn bei einem Elektroauto die Batterie in Brand gerät, kann dieser nur durch eine intensive Kühlung gelöscht werden. Tausende von Liter Wasser sind dazu nötig und der Löschvorgang dauert wesentlich länger.
Eine neue Alternative für einen schnellen effektiven Einsatz ohne Schaum oder Wasser sind Pkw-Löschdecken. Diese großen Decken werden bei einem Brand über das brennende Fahrzeug gelegt und ersticken das Feuer in kurzer Zeit. Ein großer Test sollte zeigen, ob die Versprechungen der Hersteller stimmen und wie sich die Arbeit mit diesen Decken gestaltet.
Im Internet gibt es bereits einige wenige Videos von vergleichbaren Versuchen. Dort wird aber immer nur ein kleiner, alleinstehender und unbeschädigter Pkw gelöscht. Unser Ziel war es daher, den Brandversuch etwas herausfordernder und realistischer zu gestalten. Mit zwei beteiligten Fahrzeugen sollte eine Parkplatzsituation simuliert werden. Einer der beiden Pkw war zudem durch vorangehende Übungen stark beschädigt und glich daher einem Unfallfahrzeug mit scharfen Kanten und Ecken.
Das Unfallfahrzeug wurde angezündet und nach einer realistischen Vorbrennzeit wurde der Löschangriff mit der Löschdecke begonnen. Bereits vor dem Löschen kam es nach kurzer Zeit zu einem Brandübergriff auf das zweite Fahrzeug.
Von dem vorgehenden Angriffstrupp wurde die Löschdecke über beide Fahrzeuge gelegt und so versucht den Brand zu löschen. Bereits wenige Sekunden nach dem Überziehen der Löschdecke ließ die Rauchentwicklung deutlich nach und hörte dann fast ganz auf. Nachdem die Decke von den Fahrzeugen gezogen wurde, mussten nur noch kleine Glutnester mit Wasser nachgelöscht werden. Im Fahrzeugtank des Rüstlöschfahrzeuges war der dafür notwendige Wasserverbrauch nicht messbar. Der Löschversuch war damit sehr erfolgreich.
Um die Verwendbarkeit der Decke für andere Einsätze zu überprüfen, wurde ein behelfsmäßiger Auffangbehälter errichtet. Dafür wurde mit vier Leiterteilen ein Beckenrand aufgestellt und die Löschdecke eingehängt. Das Füllen mit Wasser zeigte, dass die Decke ausreichend wasserdicht ist und auch für diesen Zweck verwendet werden kann. Das ermöglicht auch den Einsatz der Decke z.B. als Notdach bei beschädigten Dächern.
Für die Unterstützung bei der Übung danken wir besonders der Firma Auer Transporte aus St. Radegund, die uns den erforderlichen Platz zur Verfügung gestellt hat. Und beim Hersteller der Vlitex Löschdecken, der Schwender GmbH aus Bayreuth. Wir bedanken uns auch bei den zahlreichen Besuchern, die die Übung beobachtet haben:
Bezirksfeuerwehrkommandant OBR Josef Kaiser
Feuerwehr Ach an der Salzach
Feuerwehr Braunau am Inn
Feuerwehr Geretsberg
Feuerwehr Neukirchen an der Enknach
Feuerwehr Ostermiething
Feuerwehr St. Pantaleon
Feuerwehr Tarsdorf
Feuerwehr Überackern
Feuerwehr Wildshut
Werkfeuerwehr Wacker Chemie AG, Burghausen
Polizeiinspektion Hochburg-Ach
Brandschutzbedarfsfirmen
BTL Brandschutztechnik GmbH Leipzig
Fritz Raschel Feuerschutz GmbH
Kilian Fire & Safety GmbH & Co. KG
Stirner GmbH