Österreich-Waldbrand-Einsatz in Mazedonien: ABI Ing. Thomas Fessl – „Team Leader Steiermark“ – erzählt (11.08.2021)
STEIERMARK (ÖSTERREICH) | MAZEDONIEN: Kurz vor seinem weiteren Hinflug am Abend des 11. August 2021 schilderte uns ABI Ing. Thomas Fessl noch einen Bericht über den bisherigen Einsatz in Nordmazedonien. An dem Einsatz in Nordmazedonien bzw. im Landesführungsstab sind insgesamt vier Mitglieder des Bereichsfeuerwehrverbandes Liezen eingesetzt.
ABI Ing. Thomas Fessl übt die Funktion „Team Leader Steiermark“ aus, HBI d. LFV Hannes Mayerl ist sowohl im Krisengebiet als auch in Lebring eingesetzt. HBI DI Monika Haberl ist als S2 und S3 im Landesführungsstab in Lebring verantwortlich für die Lageführung und Organisation des Mannschaftswechsels (Transfer, Zeltbelegung, Notpässe,…), auch OFM Florian Hubner von der FF Irdning unterstützt den LFÜST.
Mittwoch, 4. August 2021 → unübersichtliche Lage
Nach den ersten Vorbereitungsarbeiten in Lebring fuhr ich als Vorauskommando um Mitternacht ab. Wir durchquerten SLO, HR, SRB und kamen am Morgen als erste Österreicher in Nordmazedonien an. Dort erwartete uns Chaos und eine sehr unübersichtliche Lage.
Durch Rauch und Feuer
Wir fuhren durch ein ca. 30 km langes Tal, welches komplett verraucht war und die Flammen links und rechts von der Straße loderten. Es erfolgten eine Besichtigung des Platzes für unsere BoO (Base of Operations) und erste Besprechungen mit den zuständigen Behörden. Es gab dort weder einen Stab, noch jemanden, der eine Übersicht über die Lage hat, ja nicht einmal Kartenmaterial.
Freitag, 6. August 2021 → Flammen bedrohen ein Dorf
Die ersten beiden Züge trafen nach fast 24 Stunden Fahrt gegen 08:00 Uhrim Einsatzraum ein. Es war eigentlich eine Ruhephase geplant, allerdings wurden wir unmittelbar nach einem kurzen Kaffee zu einem Notfall gerufen. Die Flammen drohten auf ein Dorf überzugreifen und wir rückten einsatzmäßig aus. Dort angekommen, sahen wir pure Panik bei der Bevölkerung. Man wollte bereits das Dorf evakuieren. Die Menschen dort bekämpften das Feuer mit allem, was sie haben – von der Schaufel bis zum nassen Ast. Schläuche oder ähnliches kennen sie nicht, es gibt auch so gut wie keine Feuerwehr dort.
Trotz extrem schlechten Wegen, die steil übersäht mit Schlaglöchern sind, konnten wir unsere Einheiten auf einem Hügel zwischen dem Flammenmeer und dem Dorf in Stellung bringen. Den ganzen Tag wurde hier das Feuer bekämpft und die Stellung gehalten.
Das erste Mal richtig Angst
Am Nachmittag drehte dann der Wind. Hier hatte ich das erste Mal richtig Angst. Innerhalb von ein paar Minuten brannte der komplette Hang mit Flammenhöhen bis zu 40m über den Wipfeln ab. Unsere Einheiten mussten den Rückzug antreten. Durch vorher gesetzte Maßnahmen wie Gegenfeuer konnte das Dorf aber gehalten werden.
Unglaubliche Dankbarkeit
Die Dankbarkeit der Menschen dort war unglaublich. Wir wurden den ganzen Tag mit Essen und Getränken versorgt. Egal wo im Land, bis hin zur Hauptstadt Skopje, kamen Mensch auf uns zu und bedankten sich, das wir da sind. Nebenbei erkundeten wir verschiedenste Schadenslagen auf teils nicht zu befahrendem Gelände. Gemeinsam mit dem slowenischen Team wurden wir mit einem Teil des Zuges eingeschlossen und hielten dann eine Verteidigungsline entlang einer Straße bis wir wieder durchfahren konnten.
Ein harter Kampf
Am nächsten Tag galt es, ein anderes Dorf mittel Schneise und Riegelstellung zu sichern. Dieses Dorf wird aktuell immer noch geschützt und es ist ein sehr harter Kampf.
IHR seid die Helden
Bei der Ablöse am Flughafen Skopje öffnete ein Kamerad unerlaubterweise eine Absperrung, um nicht hin und her laufen zu müssen. Dabei fielen mehrere Absperrhalterungen um. Auf jedem normalen Flughafen hätte man hier massive Probleme mit der Polizei bekommen. Nachdem ich mich anschließend bei den Polizisten entschuldigt hatte, bekam ich ein Lächeln und die Aussage: „No Problem, you can do what you want, because YOU are our heros“ (kein Problem, ihr könnt‘ hier machen was ihr wollt, ihr seid unsere Helden“) → und das 200 km weg vom Krisengebiet.
Mittwoch, 11. August 2021→ zurück nach Nordmazedonien
Heute Abend geht es für mich zurück nach Nordmazedonien. Trotz aller Anstrengung und Schlafmangel freue ich mich, wieder dort zu sein und den Menschen zu helfen. Unser Team hat dort Übermenschliches geleistet und das spiegelt sich in der Dankbarkeit in den Gesichtern der Bevölkerung wieder. Dafür machen wir das.
Aus dem Bereichsfeuerwehrverband Liezen vor Ort in Mazedonien:
ABI Thomas Fessl (FF Irdning) -> Teamleader Steiermark
HBI d.LFV Hannes Mayerl (FF Gröbming)
LANDESFÜHRUNGSSTAB in Lebring: HBI Monika Haberl (FF Trieben Werk)
OLM Florian Hubner (FF Irdning)
Bereichsfeuerwehrverband Liezen
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