Bayern: KFV Traunstein stellt neuen Lehrgangskatalog mit rund 3.400 Plätzen vor – Ausbildungsstau auf Landesebene
TRAUNSTEIN (BAYERN): Eine der wichtigsten Kernaufgaben für den Kreisfeuerwehrverband Traunstein ist es, den Lehrgangs- und Ausbildungsbetrieb für die mehr als 4.700 ehrenamtlichen Frauen und Männer sicher zu stellen. Egal ob es sich um praktisch, technische Ausbildungen handelt, Spezialthemen abgebildet werden oder Theoriewissen vermittelt wird, die 80 Feuerwehren im Landkreis Traunstein profitieren davon auf vielfältige Weise.
Von Hubert Hobmaier, KFV Traunstein
Neben der Printausgabe findet sich ein Onlineexemplar auf der Homepage des Kreisfeuerwehrverbandes. Mittelfristig braucht es ein Ausbildungszentrum auf Landkreisebene.
Im vergangenen Jahr 2021 besuchten fast 3.400 Frauen einen Lehrgang des Kreisfeuerwehrverbandes, lediglich 84 Frauen und Männer besuchten einen Lehrgang an einer der staatlichen Feuerwehrschulen. Allen ehrenamtlichen Ausbildern auf Landkreisebene sprechen die Verantwortlichen im Kreisfeuerwehrverband ein „dickes Dankeschön“ aus.
„Ohne diesen unermüdlichen Einsatz von mehr als 150 Ausbildern wäre das Angebot undenkbar und der Ausbildungsstand in den Feuerwehren bedeutend schlechter“, betont der Ausbildungsverantwortliche Josef Linner.
47 Lehrgangstypen
Eigens dafür erstellt Josef Linner jährlich einen neuen Katalog an Angeboten. Heuer sind 47 unterschiedliche Lehrgangstypen zu finden, die in verschiedenen 173 Lehrgängen angeboten werden. „Aus der Praxis für die Praxis ist das erklärte Ziel unsere Ausbildung“, so der Fach-Kreisbrandmeister und fügt hinzu, „dass wir sowohl die praktischen Inhalte aber auch Führungs- und Organisationsthemen anbieten und somit ein breit aufgestelltes aber qualitativ hochwertiges Angebot unterbreiten“.
Basis- als auch Spezialthemen
Themenmäßig werden die Basisausbildungen ebenso angeboten wie Spezialthemen. Von der zunehmenden E-Mobilität bis zur Vegetationsbrandbekämpfung bildet die diesjährige Auflage ein breites Spektrum an Aufgaben der Feuerwehren ab. Den Auftakt bilden in wenigen Tagen die etwa 1650 Atemschutzgeräteträger. Sie müssen sich der sogenannten Belastungsübung unterziehen und in den Übungsstrecken Traunstein oder Trostberg ihre Fitness und Koordination unter Beweis stellen.
Bedarf ist hoch
„Der Bedarf ist hoch! Gerade weil die Feuerwehrschulen in manchen Bereichen mit den Angeboten nicht hinterherkommen, wollen wir den Feuerwehren in der Region auch spezielle Ausbildungen wie Drehleitermaschinisten, Gerätewarte oder Gruppenführer anbieten und somit den Ausbildungsstau dieser bedeutsamen Lehrgänge für unseren Bereich so gering wie möglich halten“, erklärt Kreisbrandrat Christof Grundner bei der offiziellen Vorstellung des neuen Kataloges.
Unterdeckung auf Landesebene
„Vergleicht man die Zahlen, so könnte durchschnittlich alle zwei Jahre ein Aktiver bei uns auf Kreisebene einen Lehrgang besuchen und an einer der drei staatlichen Schulen alle 55 Jahre. Dabei ärgert mich besonders, dass es auf Landesebene seit Jahren zu einer deutlichen Bedarfsunterdeckung kommt und die Kreisfeuerwehrverbände gezwungen werden, dies auf ehrenamtlicher Basis zu kompensieren“, so Christof Grundner.
Im vergangenen Jahr haben lediglich 84 Aktive der Feuerwehren im Landkreis Traunstein einen Lehrgang in Geretsried, Regensburg oder Würzburg besuchen können. Gemeldet war ein Bedarf von etwa 270 Lehrgangsplätzen an einer der drei staatlichen Schulen.
Jedes Jahr eine Mammut-Aufgabe
Für Josef Linner, den Ausbildungsverantwortlichen auf Kreisebene, bedeutet die Erstellung Jahr für Jahr eine Mammutaufgabe. „Bis jeder Ausbilder engagiert und jeder Termin festgezurrt ist, braucht es schon einiges an Geduld und Zeit“, sagt er schmunzelnd. Gleichzeitig lobt er aber auch die Lehrgangsleiter im Verband. „Die Frauen und Männer leisten immer wieder Großartiges und haben gerade in der Corona Pandemie bewiesen, dass sie stets flexibel und schnell auf geänderte Vorgaben reagieren können.
Nur 7 Absagen bei 157 Lehrgängen
Dies zeigt sich insbesondere darin, dass es im vergangenen Jahr bei den geplanten 157 Lehrgängen zu lediglich sieben Absagen gekommen ist. „Es waren die externen Ausbilder kurzfristig verhindert und wir hatten keine Chance, über Nacht Ersatz zu finden“, so Josef Linner. Alle anderen Lehrgänge wurden durchgeführt, wenngleich mit weniger Teilnehmern und teilweise in Fahrzeughallen und Turnsälen. 2021 haben 3.390 Einsatzkräfte einen von 150 Lehrgängen bei uns absolviert.
„Gerade im Ausbildungswesen zeigt sich, dass die Kommunen und der Landkreis hinter den Feuerwehren stehen und einen hohen Ausbildungsstand der Einsatzkräfte unterstützen. In keiner der Gemeinden gab es jemals einen Widerspruch bei einer Anfrage zur Nutzung von Räumen und Gerätschaften für die Landkreisausbildung und dies ist aus Sicht des Kreisfeuerwehrverbandes allen sehr hoch anzurechnen“, so Christof Grundner.
Planung wird schwieriger
Gleichzeitig sind aber die Terminplanungen deutlich schwieriger geworden, da gerade große Räume und Hallen in den Kommunen sehr gefragt sind und gerade auch die Feuerwehrhäuser für die Standortausbildung gebraucht werden. „Wir werden uns deshalb mittelfristig mit der Schaffung eines Ausbildungszentrums auf Landkreisebene, wie es beispielsweise der benachbarte Landkreis Mühldorf vorhält, auseinandersetzen müssen. Neben dem Engagement der ehrenamtlichen Ausbilder ist eine passende Infrastruktur eine zentrale Säule einer hochwertigen Ausbildung“, so der Traunsteiner Kreisbrandrat.
Corona beschleunigte digitale Ausbildung
Wenn Corona etwas Gutes mit sich brachte, dann ist dies die Beschleunigung der digitalen Ausbildung. „Dort wo es passt, haben wir mittlerweile auf Onlinelehre umgestellt“, so Josef Linner. Mittlerweile sind die Möglichkeiten nahezu flächendeckend vorhanden und die meisten Nutzer haben auch zu Hause die Chance, diese Angebote wahr zu nehmen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass einzelne Angebote auch nach der Pandemie als Onlineversion erhalten bleiben. Hierzu werden wir uns noch ein Meinungsbild bei den Feuerwehren einholen“, so seine Aussage.
Modulare Truppausbildung
Im vergangenen Jahr 2021 erfolgte außerdem die Umstellung der Modularen Truppausbildung (MTA) auf vier Module. Damit will man insbesondere den Quereinsteigern den Start in die Grundausbildung erleichtern und die Ausbildungsqualität kontinuierlich steigern. Aufgrund der hohen Nachfrage bleiben die Seminare „Grundlagen der Kommunikation und Rhetorik für Führungskräfte“, die Online-Schulungen zur Vegetationsbrandbekämpfung sowie die Ausbildung „Technische Hilfeleistung am Lkw“ auch im laufenden Jahr im Angebot.
Neue Angebote
Ganz neu im Angebot ist heuer ein Lehrgang für Gerätewarte, das Webseminar „E-Mobilität und die Feuerwehr“ sowie eine Anwenderschulung für die neue Alarmierungsapp „ALAMOS“.
Bereits im vergangenen Jahr konnten erste Einsatzkräfte einen Lehrgang für Drehleitermaschinisten auf Kreisebene durchlaufen, den sogenannten „Staplerführerschein“ erwerben oder die Qualifikation des Gruppenführers außerhalb der Staatlichen Feuerwehrschulen in Form eines „Teilzeitlehrgangs“ erwerben. „All dies werden wir auch in diesem Jahr wieder anbieten“, so Josef Linner.
Printexemplare an die Kommandanten verteilt
1.500 Printexemplare wurden bereits an alle Kommandanten, Vorstände, Jugendwarte, die Kreisbrandinspektion und Gemeinden verteilt. „Zudem haben wir eine digitale Version des diesjährigen Katalogs auf unsere Homepage gestellt.
Damit können sich alle Interessierten einen Überblick über alle Angebote des 68-seitigen Gesamtwerkes verschaffen.
Gegliedert ist der Katalog in die fünf Rubriken Grundlehrgänge, Atemschutz, Führungsausbildung, technische und praktische Lehrgänge und Seminare.
Kreisfeuerwehrverband Traunstein
Siehe auch: Bayern: Traunsteiner Kommandanten sagen Ja zur g-GmbH f. Lehrgangsausgliederung → Verbandsversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes (11.11.2021)