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Magirus-Präsidenten-Interview Thomas Hilse: „Innovation ist und bleibt unser Antrieb, braucht aber Investitionskraft und Wirtschaftlichkeit“

Ein Interview mit Thomas Hilse, Präsident von Magirus, zu den Chancen und Herausforderungen in der Branche des Feuerwehrfahrzeugmarktes 2022 und dem Ziel ein gemeinsames Verständnis zu initiieren. Publiziert über eine Aussendung vom 17. Juni 2022.

Die Ausgangssituation für Magirus ist im Augenblick sehr positiv. Worin sehen Sie das begründet?

Die positive Ausgangslage sehe ich vor allem in der großen Innovationskraft von Magirus begründet und der klaren Konsequenz, mit der wir diese immer weiter vorantreiben und unser Produktportfolio entsprechend gestalten. Das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Die zunehmenden Katastrophen wie Waldbrände, Starkregen oder Sommerhitze, die sich primär durch den Klimawandel ergeben, stellen uns ständig vor neue Herausforderungen.

Mit unserem Programm „Next Generation Firefighting“ setzten wir uns kompromisslos zum Ziel, zukunftsorientierte Einsatztechnik zu entwickeln, die Effizienz und maximale Sicherheit für alle Einsatzkräfte garantiert. Die bewährte Magirus Fahrzeugtechnik ist die Grundlage aller zukünftigen Technologien. Wir sind stolz darauf, Innovationen voranzutreiben und diese im Einsatz zu sehen. Aktuell haben wir gerade den ersten taktischen Einsatzroboter Wolf R1 übergeben, der genau bei den genannten Katastrophen zum Einsatz kommt. Er ermöglicht es, Feuerwehrleuten bei starker Hitze, Einsturzgefahr oder schlechter Sicht außerhalb der Gefahrenzone zu bleiben.

Thomas Hilse, Präsident Magirus

Trotzdem blickt der Feuerwehrfahrzeugmarkt auf zwei schwierige Jahre zurück. Die COVID-19-Pandemie und die Kriegssituation in der Ukraine hat das Wachstum von Produktionseinheiten beeinträchtigt, bestehende Aufträge können zurzeit nur mit wirtschaftlichen Verlusten und Zeitverzögerung erreicht werden. Was ist Ihrer Ansicht nach demzufolge aktuell das dringlichste Thema?

Wir müssen gemeinsam mit allen Verantwortlichen, die in den Prozess der Ausschreibung und Auftragsvergabe von Feuerwehrfahrzeugen integriert sind, den Dialog aufnehmen. Die Auftragsvergabe für die momentan in Produktion stehenden Feuerwehrfahrzeuge liegt bis zu zwei Jahre zurück. Das ist die normale Prozessdauer für die jeweilige Chassis Anlieferung, den Umbau und die Ausstattung dieser sowie die Testphase der Fahrzeuge.

Bei Unterschrift der Verträge konnte keiner der Beteiligten die Pandemie und die daraus resultierenden Probleme, wie Produktionsschwierigkeiten durch Ausfälle, Lieferengpässen, Erhöhung der Materialkosten antizipieren und kalkulieren. Diese Riesenverluste sind extrem problematisch für die gesamte Branche. Vor allem deswegen, da nur mit einer gesunden wirtschaftlichen Basis die wichtigen zukunftsorientierten Innovationen vorangetrieben werden können. So werden wir als Magirus ganz konkret dazu gezwungen sein mit unseren Kunden auch über Preiserhöhungen bei bereits bestehenden Aufträgen zu reden. Das machen wir nicht gerne, aber die Wirtschaftlichkeit zwingt uns aktuell leider dazu.

Mobiles Einsatznetzwerk TacticNet

Was sind Ihrer Ansicht nach Lösungsansätze für diese Situation?

Um neue Innovationen im Brandschutz voranzubringen, die aktuell gerade wegen der vorherrschenden Klimakatastrophen zwingend sind, muss man als Hersteller wirtschaftlich in der Lage sein, Investitionen tätigen zu können. Deswegen sind ein gemeinsames Verständnis und eine einheitliche Zielausrichtung aller Beteiligten in diesem Prozess wesentlich.

Auch andere Branchen haben die Möglichkeit, sich der aktuellen wirtschaftlichen Situation anzupassen. In Zukunft bedeutet das für uns, Inflationsklauseln in die Verträge integrieren zu müssen in der Erwartung, dass diese im gemeinsamen Verständnis akzeptiert werden. Dabei ist absolute Transparenz in alle Richtungen die Basis. Nur wenn dieses faire Miteinander auch in unserer Branche möglich ist, können wir in den nächsten zehn Jahren die notwendige Transformation in der Brandschutz Technik erfolgreich meistern.

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Sie haben damit das Stichwort gegeben, gemeinsam für den Klimaschutz. Was sind wesentliche relevante Ziele?

Gemeinsam bedeutet, dass mit Fokus auf Kosten und Effizienz in unserer Branche die richtigen und wichtigen Innovationen vorangetrieben werden. Beispielsweise ist CO2 Reduktion wichtig, sollte aber innerhalb der Gesellschaft dort Umsetzung finden, wo die größten Erfolge erzielt werden. Beginnen sollte man hier mit dem klassischen Schwerlastverkehr, dieser zeichnet für einen Großteil aller CO2 Emissionen verantwortlich. Der Elektrifizierungsansatz ist meiner Ansicht nach bei großen Löschfahrzeugen allerdings nicht zielführend, die Laufleistung ist im Schnitt schlicht zu gering und die Kosten auf der anderen Seite deutlich zu hoch bei derzeit insgesamt noch nicht zufriedenstellender Performance.

Magirus setzt stattdessen auf CNG-Fahrzeuge , die mit Biogas betankt werden. Diese regenerative Energiequelle trägt zur Einsparung fossiler Brennstoffe bei und so wird nahezu keine CO2 Emission erzeugt. In der Kostenbetrachtung ist CNG zudem nur unwesentlich teurer als Diesel aber wesentlich günstiger als batterieelektrisch angetriebene Fahrzeugkonzepte und das wird auch noch lange so bleiben.

Magirus (H)LF iDL mit CNG-Antrieb

Im Hinblick auf Innovation ist auch das gemeinsame Zusammenwirken von Hersteller- und Kundenseite wichtig. Wir bauen auf die Bereitschaft, die angebotenen Innovationen von „Next Generation Firefighting“ (neben dem Einsatzroboter Wolf R1 sind aktuell Magirus TacticNet, FleetConnect und SmartControl) zu testen und
einzusetzen, nur so können wir auch in Zukunft unsere Innovationen maximal optimieren und anpassungsfähig bleiben.

Was wünschen Sie sich als Hersteller für die kommenden Jahre?

Dass wir als Magirus weiterhin gemeinsam für und mit unseren Kunden die richtigen Produkte und Lösungen für die aktuellen Herausforderungen finden und zukunftsorientierte Ansätze definieren können. Die Digitalisierung der Branche, die Sicherstellung der Innovationsfähigkeit und damit die Bekämpfung der zunehmenden Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Waldbrände und Erdbeben bleiben unser Fokus.

Magirus Wolf R1 → siehe auch: Across the Alps → Magirus übergibt auf der Zugspitze den weltweit ersten taktischen Einsatzroboter “Wolf R1” an die Feuerwehr Ehrwald

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