D: Vor 20 Jahren → Flutkatastrophe 2002 an der Elbe: THW-Einsatz der Rekorde
Sie war eine der der größten Flutkatastrophen, die Deutschland je erlebt hat: die Elbeflut von 2002. In diesem Sommer (2022) jährt sie sich zum 20. Mal. Das Technische Hilfswerk (THW) war damals mit rund 24.000 Helferinnen und Helfern aus 662 Ortsverbänden und fast 600 hauptamtlichen Kräften insgesamt sechs Wochen lang im Einsatz.
„Der Einsatz während der Elbeflut war bis zum damaligen Zeitpunkt der größte in der Geschichte des THW. Unser Einsatzgebiet erstreckte sich entlang der Elbe und ihren Nebenflüssen von der tschechischen Grenze bis nach Hamburg. Unsere Einsatzkräfte leisteten damals ohne Unterbrechung mehrere hunderttausend Stunden Hilfe im Kampf gegen die Wassermassen.“, erinnert sich THW-Präsident Gerd Friedsam.
Die THW-Kräfte evakuierten Menschen, verbauten Sandsäcke, pumpten Wasser ab, bereiteten Wasser zu Trinkwasser auf, errichteten Brücken und leisteten nach der Flut Aufräumarbeiten, um nur einige Beispiele zu nennen. Allein aus dem Landesverband Sachsen, Thüringen, der damals erst seit sechs Jahren bestand (Gründung: 28. Juni 1996), waren 1.300 THW-Kräfte aus allen Ortsverbänden in Sachsen und Thüringen beteiligt.
In Sachsen begann der THW-Einsatz am 12. August 2002. Viele Menschen waren trotz Vorwarnungen von der Flut überrascht, saßen in Häusern und Wohnungen fest. THW-Kräfte evakuierten sie mit schwerem Gerät, Booten und Amphibienfahrzeugen. Das Hochwasser gefährdete jedoch nicht nur Menschen und ihre Häuser: Krankenhäuser mussten geräumt, historische Bauten drohten zerstört zu werden. Zu den bekanntesten Beispielen gehörten die Semperoper, die Frauenkirche und die Staatskanzlei in Dresden. Hier haben die THW-Kräfte Wasser in und um die historischen Gebäude abgepumpt.
So ist es geglückt, dass durch einen Sandsackring rund um die Frauenkirche der Pegel innerhalb des Ringes um einen Meter niedriger stand als außerhalb des Ringes. In der Dresdner Staatskanzlei drückte das Grundwasser Bodenplatten nach oben, diese haben die THW-Einsatzkräfte mit Stützen fixiert,
Mit Pumpen und Sandsäcken gegen die Fluten
Während der Elbeflut liefen die Pumpen des THW im Dauereinsatz. Insgesamt pumpten die Helferinnen und Helfer des THW minütlich mehr als 2,5 Millionen Liter Wasser ab. Neben Evakuierungs-, Pump- und Abstützarbeiten zählten der Schutz vorhandener und das Errichten neuer Deiche zu den Hauptaufgaben des THW. Hierbei verbauten die THW-Kräfte zigtausende Sandsäcke. Um diesen enormen Bedarf decken zu können, richteten die Berufsfeuerwehr Nürnberg und das THW eine Sandsackkoordinierungsstelle in Nürnberg ein. Von dort aus verteilten sie etwa 40 Millionen Sandsäcke, was aneinandergereiht einer Strecke vom Nord- bis zum Südpol entspräche. Unzählige dieser Sandsäcke wurden auch in Sachsen verbaut.
Das große Aufräumen
Als die Flut zurückging, standen die Helferinnen und Helfer des THW vor neuen Herausforderungen: Straßen waren von Schlamm bedeckt, Schutt und Trümmer mussten mit schwerem Gerät weggeräumt und ausgelaufenes Heizöl aufgenommen werden. Zudem hatten die Wassermassen Infrastrukturen zerstört. Um diese wiederherzustellen, errichteten die Spezialisten und Spezialistinnen des THW beispielsweise zahlreiche Behelfsbrücken. Im Norden hatte die Flut zudem Wasser kontaminiert. Um die Trinkwasserversorgung für die Flutopfer sicherzustellen, kamen die Trinkwasseraufbereitungsanlagen des THW zum Einsatz.
Bilanz der Elbeflut
Die THW-Kräfte pumpten bundesweit mehr als 2,5 Millionen Liter Wasser pro Minute ab, verbauten mit anderen Einsatzkräften rund 33 Millionen Sandsäcke und evakuierten mit weiteren Hilfsorganisationen mehr als 100.000 Menschen. Darüber hinaus mobilisierte das THW 600 LKW und 150 Tieflader. Insgesamt befanden sich 3.000 Fahrzeuge sowie 250 Pontons und 300 Boote des THW im Einsatz.
Die Flutkatastrophe an der Elbe war bis zum Unwettereinsatz Sturmtief Bernd der bislang größte Einsatz des Technischen Hilfswerks und die erste große Bewährungsprobe für den jungen Landesverband Sachsen, Thüringen. Seitdem ist das Technische Hilfswerk in Sachsen engstens in die Gefahrenabwehr des Freistaates eingebunden.
Beispiel hierfür ist der aktuelle Einsatz beim Waldbrand in der Sächsischen Schweiz. Allein hier haben die ehrenamtlichen THW-Kräfte bis heute fast 550 Einsatztage geleistet. Seit Juni 2022 hat sich das Technische Hilfswerk bei Bränden in Sachsen und Thüringen mit fast 1.300 Einsatztagen in die Gefahrenabwehr eingebracht. Siehe auch: @fire-Handcrew und AirOps-Spezialisten im Waldbrandeinsatz in der Sächsischen Schweiz