D: Schaulustige filmen Reanimation, kraxeln auf Drehleiter, filmen weiter und greifen Einsatzkräfte an
RÜDESHEIM AM RHEIN (DEUTSCHLAND): Am späten Dienstagabend, 20. September 2022, kam es in der Altstadt von Rüdesheim am Rhein zu einem medizinischen Notfall. Ein Mann musste reanimiert werden. Zur Unterstützung des Rettungsdienstes wurde hier auch die Feuerwehr alarmiert.
Während der Reanimationsmaßnahmen auf der Straße sammelten sich Schaulustige vor Ort und zücktne ihre Handys vor dem leblosen und nur noch leicht bekleideten Opfer. Einsatzkräfte forderten die Schaulustigen auf, Abstand zu halten und die Handys einzustecken. Darauf reagierte eine junge Frau mit einem Schlag gegen einen Feuerwehrmann.
Daraufhin wurden Feuerwehrfahrzeuge als Sichtschutz um die Rettungskräfte und den Verletzten aufgestellt. Hier stiegen die zuvor auffällig gewordene Frau sowie ein junger Mann auf die Drehleiter der Feuerwehr, um wieder freien Blick auf den Rettungseinsatz zu haben. Als die Einsatzkräfte erneut einschritten und die Personen von ihrem Einsatzfahrzeug riefen schlug die Frau einem weiteren Feuerwehrmann ins Gesicht. Durch seine Ausweichreaktion wurde er dabei nur leicht getroffen.
Daraufhin flohen die beiden Personen von der Einsatzstelle. Zwei Feuerwehrfrauen wurden kurz darauf von einem bis dahin unbeteiligten Mann ebenfalls verbal und körperlich angegangen. Die Feuerwehrfrauen konnten in ein Einsatzfahrzeug flüchten. Die hinzugerufene Polizei konnte später eine 21-Jährige als Tatverdächtige ausfindig machen. Durch das passive und besonnene Verhalten der Einsatzkräfte konnte eine weitere Eskalation, beispielsweise durch Solidarisierung der Schaulustigen, verhindert werden. Die Reanimation des Patienten war erfolgreich.
Wie der Rüdesheimer Stadtbrandinspektor Björn Rosenbach berichtet, sei in dieser Situation, welche für die Feuerwehrangehörigen glücklicherweise nicht alltäglich sei, niemand ernsthaft verletzt worden. Ein Gesprächs- und Betreuungsangebot habe man den Betroffenen dennoch unterbreitet. Rosenbach lobte das umsichtige Verhalten der Einsatzkräfte, das eine weitere Eskalation verhindert habe.
Frank Kilian, Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises erfuhr am Rande der Bombensprengung in Rüdesheim von dem Angriff und reagierte mit Entsetzen: „Bei dem Einsatz kam es zu mehreren tätlichen Angriffen auf Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden. Das ist ein absolut nicht tolerierbares Verhalten, das strafrechtlich mit voller Härte zu verfolgen ist. Wir zollen unseren ehrenamtlichen Einsatzkräften den höchsten Respekt, da sie jederzeit schützend für uns bereitstehen. In diese Situation stehen wir ihnen zur Seite. Als Landkreis werden wir prüfen, wie wir unsere Einsatzkräfte noch besser vor solchen Situationen schützen und sie darauf vorbereiten können.“
Dem pflichtet der Hessische Innenminister, Peter Beuth, bei: „Wir sind unseren Einsatzkräften im Landkreis zu Dank verpflichtet. Sie sorgen mit ihrem Engagement dafür, dass sich die Menschen im Rheingau-Taunus-Kreis auf Schutz, Sicherheit und Hilfe im Notfall verlassen können. Wer sie angreift, greift unser gemeinsames Wertefundament und damit uns alle an. Solche Vorfälle sind niemals zu akzeptieren. Egal ob bei der Feuerwehr, dem Rettungsdienst oder der Polizei: wir stehen solidarisch an der Seite unserer Einsatzkräfte, die jeden Tag mit ihrer Arbeit für uns alle einstehen. Als Zeichen und Symbol der Verbundenheit haben wir in Hessen vor vielen Jahren die Schutzschleife eingeführt. Sie wurde bereits mehr als 120.000 Mal ausgegeben. Damit zeigen bereits viele Bürgerinnen und Bürger ihre Solidarität und Wertschätzung für die Frauen und Männer, die jeden Tag für unser aller Wohl einstehen.“
Mit der Schutzschleife hat die Hessische Landesregierung bereits vor vielen Jahren ein Symbol initiiert, das die Verbundenheit, Anerkennung und Wertschätzung mit unseren Einsatzkräften ausdrückt. Gleichzeitig wurde auf hessische Initiative 2017 die Strafandrohung für Angriffe auf Einsatzkräfte erhöht. Die Schutzschleife ist in den Farben Blau, Rot und Weiß gehalten, die symbolisch für die Polizei-, Feuerwehr- und Rettungskräfte in Hessen stehen.
Das Filmen/Fotografieren von hilflosen Personen ist genauso wie die Behinderung oder der Angriff auf Einsatzkräfte eine Straftat.