Bayern: „Langsam, es pressiert“ im Feuerwehreinsatz → Fahrsicherheitstraining für Maschinisten (KFV Traunstein)
ALTENMARKT | FRIDOLFING (BAYERN): Wenn bei einem Einsatz der heimischen Feuerwehren jede Sekunde zählt, um Menschenleben zu retten, bedarf es einen gut ausgebildeten Maschinisten, der das tonnenschwere Einsatzfahrzeug und seine Besatzung schnell und sicher ans Ziel bringt. „Langsam, es pressiert“ ist seit jeher eine Feuerwehrweisheit, die von Generation zu Generation weitergegeben wird und bei der zunehmenden Verkehrsdichte trotz aller modernen Fahrzeugtechnik auch heute noch seine Berechtigung hat.
In zwei Fahrsicherheitstrainings wurden nun im Herbst 2022 zahlreiche heimische Feuerwehrkräfte mit der Fahrphysik vertraut gemacht und konnten im geschützten Rahmen diverse Fahrmanöver durchführen.
Gerade im Winterhalbjahr sind die Fahrzeuge oft unter keinen optimalen Bedingungen unterwegs. Die Fahrbahnen sind rutschig oder die Sicht schlecht. Im Herbst und Winter steigt somit die Unfallgefahr an aber auch im innerstädtischen Verkehr mit beengten Platzverhältnissen und vielen anderen Reizen treten schnell brenzlige Verkehrssituationen auf, in denen der Fahrzeuglenker blitzschnell reagieren muss.
Damit die Maschinisten bei diesen Situationen einen „kühlen Kopf“ bewahren und letztlich Unfälle vermeiden, bietet der Kreisfeuerwehrverband Traunstein (KFV) in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Unfallversicherung Bayern (KUVB) zweimal jährlich das Tagesseminar „Fahrsicherheitstraining“ an.
Im Theorieteil wird alles Wissenswerte zum Sonder- und Wegerecht, der Fahrphysik sowie zahlreiche rechtlichen Fragestellungen beleuchtet. Außerdem haben die Teilnehmer die Möglichkeit, Fragen zu stellen, um sich mit den Grundlagen des Führens eines Einsatzfahrzeugs vertraut zu machen.
Im Praxisteil werden verschiedene Fahrübungen und Geschicklichkeitsaufgaben von den Teilnehmern absolviert. Dort gehört das Einparken sowie das Überfahren von Hindernissen, eine Vollbremsung auf trockener und nasser Fahrbahn, verschiedene Ausweichmanöver sowie das seitliche Versetzen des Fahrzeugs ebenso dazu das Befahren von Engstellen und das zurücksetzen des Fahrzeugs. Veranschaulicht wurde außerdem der sogenannte Tote Winkel der Einsatzfahrzeuge, dies ist der Bereich rund um das Fahrzeug, der vom Fahrer über die Spiegel nicht wahrgenommen werden kann.
Das spektakulärste Manöver ist dabei zweifelsohne eine Vollbremsung auf einer ausgebreiteten nassen Plane, bei denen die bis zu 15 Tonnen schweren Feuerwehrautos ins Rutschen geraten. Für diese Situationen muss man sein Fahrzeug gut kennen.
Moderne Einsatzfahrzeuge verfügen über zahlreiche elektronische Hilfsmittel, die den Fahrer unterstützen sollen. Ältere Modelle hingegen sind teilweise nur mit einem Antiblockiersystem (ABS) ausgestattet. Ziel der Übung ist es, Vertrauen in die Technik zu gewinnen sowie in einer Gefahrensituation die Ruhe zu bewahren und das Fahrzeug sicher zum Stillstand zu bringen.
Die Verantwortlichen im Kreisfeuerwehrverband Traunstein konnten auch heuer wieder Fahrlehrer Stephan Schmid aus Traunstein als Ausbilder für die Seminare gewinnen. Er zeichnet sich nicht nur als durch seine langjährige Berufserfahrung aus, vielmehr ist er auch Zugführer und Maschinist und kennt daher genau die Belange der Kameraden am Steuer der Fahrzeuge.
Eine solide Fahrausbildung ist Stephan Schmid sehr wichtig, den bei Einsatzfahrten steigt der Adrenalinpegel enorm an.
„Nicht jeder Fahrer bei der Feuerwehr ist Berufskraftfahrer. Es gibt es auch beispielsweise Verwaltungsbeamte, die nur im Ehrenamt Feuerwehr mit Lastkraftwägen unterwegs sind und die gehören für ihre Aufgabe bestmöglich vorbereitet“, so Stephan Schmid und ergänzt, „dies gilt auch für junge Fahrzeuglenker, die noch nicht so viele Kilometer mit LKW´s auf dem Buckel haben“.
In Altenmarkt und Pietling bei Fridolfing konnten kürzlich 19 Frauen und Männer der Feuerwehren Altenmarkt, Chieming, Fridolfing, Kirchheim, Obing, Oberfeldkirchen, Staudach-Egerndach, Tittmoning, Traunreut und Waging das Fahrsicherheitstraining absolvieren.
„Völlig egal ob drei Tonnen oder 15 Tonnen bewegt werden. Unser Training ist für jedes Feuerwehrfahrzeug geeignet. Es ist mir ein großes Anliegen den Maschinisten der Feuerwehren im Landkreis Traunstein eine hochwertige Ausbildung zukommen zu lassen, damit sie am Ende des Tages davon profitieren. Letztlich sollen alle Feuerwehrkräfte gesund und munter nach dem Feuerwehrdienst zurück zu Ihren Familien kehren können“, so Kreisbrandmeister Martin Hochreiter, der sich für die Organisation des Fahrsicherheitstrainings verantwortlich zeigte.
Text: Hubert Hobmaier, Kreisfeuerwehrverband Traunstein
Bilder: BtF Alzmetall & Conny Kübler, Kreisfeuerwehrverband Traunstein