D: Großübung für den Bahnunfall im Eisenbahntunnel in Henstedt-Ulzburg
HENSTEDT-ULZBURG (DEUTSCHLAND): Am Samstag, dem 12. November 2022, fand in Henstedt-Ulzburg eine größere Einsatzübung von Feuerwehr und Rettungsdienst in dem dortigen 630 Meter langen Eisenbahntunnel der AKN Eisenbahn GmbH statt.
Zusammen mit den Auszubildenen aus dem ersten bis dritten Lehrjahr von den Rettungswachen Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen der Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKisH), dem organisatorischen Leiter Rettungsdienst sowie dem leitenden Notarzt des Kreises Segeberg, wurde diese Übung am Samstagmorgen durchgeführt.
Das Einsatzszenario: Ein Zusammenstoß eines mit rund 30 Personen besetztem „AKN-Personenzuges“ mit einem Güterzug im Eisenbahntunnel in Fahrtrichtung Ulzburg Süd. Infolge des Unfalls kam es zu einem Feuer im Tunnel.
Der erste Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Henstedt-Ulzburg wurde gegen 6:30 Uhr von der Kooperativen Regionalleitstelle West in Elmshorn mit dem Einsatzstichwort „TH BAHN“ (Technische Hilfeleistung (Standard) im Bahnbereich) alarmiert. Der Einsatzleiter, entschied sich bei der Anfahrt den ersten Bereitstellungsraum auf dem Parkplatz des „City Centers Ulzburg“ zu definieren und ging von dort zur Erkundung in den AKN Bahnhof Henstedt-Ulzburg vor. Bereits jetzt war eine starke Rauchentwicklung aus dem Bahnhof und dem dortigen Tunnel festzustellen.
Die Bahnstrecke wurde bereits für den weiteren Bahnverkehr in beide Fahrtrichtungen, durch die Leitzentrale der Bahn gesperrt.
Die ersten Atemschutzgeräteträger gingen bei fast kompletter Dunkelheit zur weiteren Erkundung in den Tunnel vor und entdeckten nach knapp 250 Metern im inneren des Tunnels, einen AKN-Personenzug, der mit einem Güterzug kollidiert war. Auf diesem befand sich lagernd ein Kleinwagen, welcher in Brand geraten war. In dem Zug konnten die Atemschutztrupps feststellen, dass sich mehrere verletzte Personen in dem Zug befanden. Diese machten mit Klopfen und lautem Rufen auf sich aufmerksam.
Aufgrund der neuen Erkenntnisse entschied sich der Einsatzleiter, das Einsatzstichwort auf „TH G BAHN“ (Technische Hilfeleistung, größer als Standard, im Bahnbereich) zu erhöhen und alarmierte somit die komplette Gemeindefeuerwehr Henstedt-Ulzburg.
Der Organisatorische Leiter des Rettungsdienstes lies parallel bei der Rettungsleitstelle, aufgrund der hohen Anzahl der Verletzten, einen Großeinsatz Rettungsdienst auslösen.
Mehrere Trupps unter umluftunabhängigen Atemschutz gingen zur Brandbekämpfung an dem Güterzug vor. Hierzu musste das Material dafür, mühevoll in den Bahnhof und dann teils auf Draisinen, zur Einsatzstelle verbracht werden. Nachdem das Feuer erfolgreich gelöscht werden konnte, wurde seitens des Notfallmanagers der Bahn, der Tunnel anhand der dort verbauten Entrauchungsanlage, entraucht. Nun konnte die Menschenrettung der in der Bahn befindlichen Personen durchgeführt werden. Hierzu wurde ein zweiter Einsatzabschnitte gebildet.
Durch einen zweiten Zugangsweg im Kirchweg konnte ein Eingang in den Tunnel geschaffen werden. Somit gelangten der Rettungsdienst sowie die Feuerwehrkräfte direkt über den Zugang in den Tunnel und an die nahe stehende Bahn. Sofort konnten mehrere Eingänge zur Menschenrettung an der AKN-Bahn über Steckleiterteile gesichert werden.
Im Einsatzverlauf wurden rund 30 Verletztendarsteller mit verschiedensten Verletzungsmustern, in der Bahn rettungsdienstlich gesichtet und versorgt. Hier arbeiteten die Auszubildenen mit der Feuerwehr, Hand in Hand zusammen. Im Anschluss wurden die Verletzten mithilfe der Einsatzkräfte der Feuerwehr sowie der Draisinen, über die Schienen und durch die Tiefgarage, auf einen Behandlungsplatz transportiert. Hier wurden sie weiter behandelt und abschließend in umliegende Krankenhäuser verteilt (Simuliert). Gegen 9:30 Uhr waren konnten alle feuerwehrtechnischen und rettungsdienstlichen Maßnahmen beendet werden.
Diese Übung konnte nur dank der guten Zusammenarbeit und Planung mit der AKN Eisenbahn GmbH sowie der Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein stattfinden. Für den Zeitraum der Übung wurde seitens der AKN Eisenbahn GmbH der komplette Bahnverkehr auf den Linien A1 und A3 zwischen 5:15 Uhr und 11 Uhr eingestellt und ein Schienenersatzverkehr bis zum Bahnhof Ulzburg Süd eingerichtet.
Die zahlreichen Verletztendarsteller kamen von der Jugend des Technischen-Hilfswerk Ortsverband Kaltenkirchen, den Feuerwehren aus Kisdorf und Alveslohe, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Ortsverband Norderstedt und weiteren freiwilligen Teilnehmer*innen. Ebenso wurde die Übung durch den Wachleiter der Polizeistation Henstedt-Ulzburg und dessen Stellvertreterin sowie einem Vorstandsmitglied des Kreisfeuerwehrverbandes Segeberg stellvertretend für den Kreiswehrführer begleitet. Die Auszubildenen der RKISH wurden durch ihre Praxisanleiter beobachtet.
Auch die Bürgermeisterin der Gemeinde Henstedt-Ulzburg, Frau Ulrike Schmidt sowie zahlreiche Kommunalpolitiker aus Henstedt-Ulzburg folgten der Einladung und nutzen die Gelegenheit, die ganze Übung direkt im Tunnel und oberhalb zu beobachten. Gegen 10 Uhr fand dann im Anschluss der Übung in der Feuerwache ein gemeinsames Frühstück mit allen Beteiligten statt. Hierfür bereitete das THW, Ortsverband Kaltenkirchen, mit seiner Mannschaft ein großes und deftiges Frühstück vor.
Insgesamt waren ca. 120 Personen an der Übung beteiligt.
Eingesetzte Kräfte:
- Freiwillige Feuerwehr Henstedt-Ulzburg mit 60 Einsatzkräften
- Kreisfeuerwehrverband Segeberg: Zwei Pressesprecher
- Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein: 16 Auszubildene mit sechs Rettungswagen, einem Notarztwagen, dem organisatorischer Leiter Rettungsdienst, dem leitenden Notarzt, div. Praxisanleitern und weiteren Beobachtern
- Polizeistation Henstedt-Ulzburg
- Notfallmanager Deutsche Bahn