Bayern: Messen und Aufnehmen von gefährlichen Stoffen bei der Feuerwehr Waging
WAGING AM SEE (BAYERN): Wenn es brennt, dann kommt die Feuerwehr! Und das ist natürlich auch richtig. Seit sich vor rund 150 Jahren die Bürger eines Ortes erstmals der Aufgabe des organisierten örtlichen Brandschutzes widmeten, ist dies natürlich auch die ursprüngliche Aufgabe der Feuerwehren. Besonders seit den 1960-er Jahren kamen dann auf die in Deutschland überwiegend ehrenamtlichen Feuerwehrfrauen und -männer verschiedenste Einsatzszenarien zu.
Allein mit der Zunahme des Straßenverkehrs und den damit verbundenen Gefahren entwickelte sich die Feuerwehr zum „Mädchen für Alles“. Besonders zu nennen sind hierbei Verkehrsunfälle mit in den Fahrzeugen eingeklemmten Personen, Verkehrsabsicherungen und -lenkungen, aber auch Arbeitseinsätze wie das Beseitigen von Ölspuren. Ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential ist auch auf den heimischen Straßen unterwegs. „Um hierfür gewappnet zu sein, verfügt die Freiwillige Feuerwehr Waging am See über eine umfangreiche Ausstattung für Einsätze mit gefährlichen Stoffen und Gütern“ wie Gefahrgut-Fachberater Martin Pöllner von der Waginger Feuerwehr zu berichten weiß.
Um das erforderliche Wissen zu festigen und die benötigten Handgriffe zu trainieren, stand das Thema „Gefahrgut“ auf dem Übungsplan der Waginger Feuerwehr. Damit jeder die Möglichkeit zur praktischen Tätigkeit hatte, fanden die Übungen in sogenannten Stationsausbildungen in kleinen Gruppen statt. Übungsschwerpunkte waren das Umpumpen von Flüssigkeiten mit einer Gefahrgutumfüllpumpe und einer sogenannte Fasspumpe. Geübt wurde dabei auch die Handhabung verschiedener Armaturen und Übergangsstücke. Die Schulungen an den verschiedenen Ausbildungsstationen wurden von Klaus Haslberger, Alexander Huber, Thomas Pfeffer und Martin Pöllner durchgeführt, welche über Wissen aus verschiedensten Fachlehrgängen zu diesem speziellen Thema verfügen.
Eine weitere Ausbildungsstation war dabei das Üben mit echten Gefahrstoffen im Labormaßstab. Das Messen und gegebenenfalls auch das Auswerten von Gefahrstoffkonzentrationen stand dort auf der Agenda. Somit kann eine Gefährdungsbeurteilung auf Einsatzstellen erstellt werden, wie zum Beispiel beim Einschätzen von Explosionsgefahren oder zum Festlegen von Absperrgrenzen und Gefahrenbereichen. Verschiedenste messtechnische Möglichkeiten mit pH-Indikatorpapier (Die Substanz im Papier sorgt dafür, dass der Teststreifen bei unterschiedlichem Säuregehalt eine andere Farbe zeigt), Öltestpapier zum Nachweis von Benzin und verschiedenster Öle im Wasser oder Erdreich und Wassernachweispaste (welche im Falle eines Heizölaustritts bei der Einsatzmeldung „Keller unter Wasser“ eingesetzt werden kann) stehen bei der heimischen Feuerwehr zur Verfügung. Auch das Wissen über vorgehaltene technische Ausstattungen wie Ex-Warngeräte und Mehrgasmessgeräte, sowie die Vorbereitung und Handhabung verschiedenster Gefahrstoff-Prüfröhrchen galt es zu wiederholen. Natürlich mussten die verschiedensten Messergebnisse auch bewertet werden.
Bei der dritten Station galt es verschiedene Arten einer Standard-Dekontamination zu errichten. Sobald ein Trupp mit Atemschutzgeräten oder auch mit Chemikalienschutzanzügen in den Gefahrenbereich vorgeht, muss bereits die Möglichkeit einer Sofortdekontamination möglich sein. Ein „Dekon-Platz“ der sogenannten „Stufe II“ muss dann im Anschluss grundsätzlich nach spätestens 15 Minuten betriebsbereit sein. Um eine Kontaminationsverschleppung zu vermeiden, wird dabei als erstes der Untergrund vollständig mit einer verschiedenfarbigen Folie ausgelegt. Die unterschiedlichen Farben kennzeichnen dabei die Grenze vom Schwarzbereich (also dem kontaminierten Bereich) zum sauberen Weiß-Bereich.
Die darauf befindliche Duschwanne kann aus Steckleiterteilen, Saugschläuchen oder auch übereinander gelegten und mit Wasser gefüllten Feuerwehrschläuchen und einer Plane erstellt werden. Martin Pöllner zog im Anschluss an die Übungen ein positives Fazit: „Brandbekämpfung und technische Hilfeleistungen gehören zum „Tagesgeschäft“ einer Feuerwehr. Bei einem Thema wie Gefahrgut, welches nicht alltäglich auf der To-Do-Liste der Einsatzkräfte steht, ist es daher besonders wichtig, die benötigten Handgriffe und das spezielle Wissen zum Schutz der Bevölkerung und der Umwelt immer wieder „aufzuwärmen“.“