Bayern: Heute schon an Morgen denken → mehr als 60 Jugendwarte diskutierten – interessante Meinungen beim KFV-Workshop
SIEGSDORF (BAYERN): In der Regel kommen Feuerwehren immer dann zum Einsatz, wenn schon etwas passiert ist. In Sachen Nachwuchs wollen die Verantwortlichen des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein frühzeitig aktiv werden „Heute schon an Morgen denken“. Dabei haben sie das Ziel vor Augen auch in Zukunft genügend Ehrenamtliche als „Helfer in der Not“ begeistern zu können.
Von Hubert Hobmaier, KFV Traunstein
Im Festsaal der Gemeinde Siegsdorf kamen erstmals in einer gemeinsamen Veranstaltung die acht Verantwortlichen der Kinderfeuerwehren sowie die Jugendwarte in einer Runde zusammen, um an einem Workshop zur zukünftigen Ausrichtung der Nachwuchsarbeit teilzunehmen. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, dass Fach-Kreisbrandmeisterin Martina Steinmaßl und die Fachberaterin Eva Pregler für die im April 2023 beginnende neue Legislaturperiode der Kreisbrandinspektion nicht mehr für ihre Ämter zur Verfügung stehen – Interessierte können sich noch melden.
„Wo braucht es mehr Unterstützung durch den Kreisfeuerwehrverband Traunstein“, „Was hat in der Vergangenheit gut funktioniert und wo braucht es neue Denkansätze“ und „Soll das Jugendleistungsabzeichen zukünftig zentral durchgeführt werden, Pro und Contra“ – mit diesen Fragen haben sich die Kinder- und Jugendverantwortlichen der Feuerwehren auseinandergesetzt, sie in Kleingruppen diskutiert und anschließend präsentiert. Dabei zeigte sich das Bild, dass sich viele Teilnehmer gerne stärker für die gemeinschaftliche Nachwuchswerbung sowie für Gemeinschaftsangebote aussprechen aber auch vor Ort und individuell auf ihre Heimatorte zugeschnitten arbeiten wollen. Es wurden insgesamt zahlreiche Ideen und Denkansätze eingebracht, die nun im Rahmen der Fachbereichsarbeit des Verbandes weiter diskutiert und umgesetzt werden sollen.
„Um Platz für neue Ideen zu schaffen, möchten wir unsere Ämter zur Verfügung stellen“, so kündigte Martina Steinmaßl ihren Rückzug aus der Spitze der Jugendarbeit im Landkreis Traunstein an. Sie und Eva Pregler, die Fachberaterin für Jugendangelegenheiten, wollen ihre Positionen in der neuen Legislaturperiode der Kreisbandinspektion nicht fortführen. Begleitet von Applaus für das Erreichte in den letzten Jahren und den lobenden Worten von Kreisbrandrat Christof Grundner „der Fach-KBM Jugend ist ein ganz besonderes Amt und du hast dies mit viel Leben erfüllt. Dafür danke dir und Eva Pregler recht herzlich“ wurden sie aus der Runde der Jugendwarte verabschiedet. Derzeit laufen bereits erste Gespräche mit verschiedenen Interessenten, es ist aber nach wie vor möglich, dass sich Frauen und Männer melden, die mit viel Begeisterung die Nachwuchsarbeit voranbringen.
Darüber hinaus hatten Martina Steinmaßl und Christof Grundner eine Reihe an Neuerung und Informationen im Gepäck und präsentierten die aktuellen Zahlen zur Entwicklung aus den letzten Jahren. „Ich freue mich sehr, dass rund 75 Prozent der Jugendwarte die zukünftige Ausrichtung im Landkreis aktiv mitgestalten wollen und diesen Workshop teilgenommen haben“, zeigte sich Martina Steinmaßl zufrieden. Gerade die Großveranstaltungen auf Landkreisebene und gemeinsame Unternehmungen und Erlebnisse fördern den Zusammenhalt. Diese brauchen allerdings ein gutes Miteinander und viele Menschen, die gemeinsam an einem Strang ziehen, so der Tenor aus dem Treffen.
Insgesamt sind in den 80 Feuerwehren im Landkreis Traunstein 1.044 Kinder- und Jugendliche aktiv. Die Kinderfeuerwehren betreuen dabei Buben und Mädchen zwischen sechs und zwölf Jahren ehe dann der Wechsel bis zum 18. Lebensjahr in die Jugendfeuerwehr folgt. Mittlerweile sind 77 Kinder dabei und manche Gruppen haben wegen dem hohen Zulauf sogar einen Aufnahmestopp. „Immer wieder gibt es Anfragen von interessierten Eltern, wo es bereits Kinderfeuerwehren gibt und wie man sich anmelden kann“, sagte Christof Grundner. Im vergangenen Jahr sind in Hart, Ising und Traunstein gleich drei neue Gruppen hinzugekommen. In Trostberg und Heiligkreuz startet die Kinderfeuerwehr am 8.4. und in Tittmoning laufen ebenfalls die Vorbereitungen zur Gründung einer Gruppe.
Trotz „Coronabremse“ ist es gelungen, die Anzahl der Jugendlichen in den Reihen der Feuerwehren im Landkreis Traunstein von 956 Mitglieder auf 977 Nachwuchskräfte zu steigern. „Damit sei man in Oberbayern zahlenmäßig der nachwuchsstärkste Landkreis“, freute sich Kreisbrandrat Christof Grundner. Die Frauenquote liegt bei der Jugend etwa bei einem Drittel was sehr erfreulich sei.
In ihrem Rückblick über die letzten vier Jahre ihrer Amtszeit gab Steinmaßl zu, „Corona hat mich ganz schön verdrossen, dennoch konnten einige Aktionen erfolgreich durchgeführt werden“. Dabei erinnerte sie an den Workshop „Mitglieder gewinnen und halten“, der vom Bayerischen Staatsministerium des Inneren angeboten wurde oder das Gewinnspiel „Jugendfeuerwehr Querbeet“, dass den Feuerwehren während der strengen Kontaktbeschränkungen über zehn Wochen hinweg eine willkommene Abwechslung bot.
115 neue Jugendliche und elf Quereinsteiger brachte die #WirFahrenRot Tour mit zahlreichen Haltestellen und Veranstaltungen im Landkreis Traunstein. Das Tour Konzept wurde sogar Bayerischen Innenministerium mit einem Preis für kreative Mitgliedergewinnung ausgezeichnet. Am Tag der Jugendfeuerwehr nahmen insgesamt 102 Mannschaften teil und 246 Buben und Mädchen samt ihren Betreuern beteiligten sich am Zeltlager in Ruhpolding. Nahezu 450 Jugendliche stellten sich den Aufgaben des Wissenstests, der im vergangenen Herbst in allen Inspektionsbereichen angeboten wurde. Dabei nahmen 50 von den insgesamt 76 Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Traunstein teil.
Kreisbrandrat Christof Grundner warb indessen für die Nutzung des KFV-Portals, „hier findet ihr jede Menge aktuelle Informationen und Sonderaktionen für die Feuerwehren“, so sein Appell an die Jugendwarte und Vertreter der Kinderfeuerwehren. Darüber hinaus informierte er über die Möglichkeiten der „Feuerwehr Lernbar“, in der insbesondere für die Grundausbildung viele Übungsthemen fertig aufbereitet bereitstehen und jederzeit abgerufen werden können. „Hinter der Jugendarbeit liegen schwierige Zeiten“, betonte Christof Grundner, „dennoch blicke ich positiv in die Zukunft und bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam die Nachwuchsarbeit in der Region weiter voran bringen werden“. Der Kreisbrandrat informierte auch über die Vielzahl fehlender Lehrgänge an den staatlichen Feuerwehrschulen, von denen auch die Jugendwartlehrgänge betroffen sind. „Derzeit werde von vielen Seiten daran gearbeitet, diesen Ausbildungsstau abzubauen“, so seine Einschätzung.