Jahresbilanz 2022 und aktuelle Entwicklungen im Tiroler Feuerwehrwesen
TIROL: „Die über 33.000 Mitglieder der 357 Feuerwehren in unserem Land leisten täglich hervorragende Arbeit. Mit großer Fachkompetenz haben sie auch im vergangenen Jahr wieder zahlreiche ehrenamtliche Stunden in den Dienst der Gesellschaft gestellt, um für Mitmenschen in den unterschiedlichsten Notsituationen da zu sein – von den tausenden Brand- und technischen Einsätzen bis hin zur Hilfe bei größeren Naturkatastrophen. Zudem hat sich die Tiroler Feuerwehr vor einem Jahr im Zuge der landesweiten Hilfsgütersammlung für die vom Krieg geflüchteten Menschen aus der Ukraine erneut als starker und wichtiger Partner des Landes bewiesen“, dankt LRin Astrid Mair den KameradInnen für ihr Engagement und betont, dass das Land Tirol mit seinen Förderungen einen Beitrag zur effizienten Hilfeleistung für die Bevölkerung sowie zur Sicherheit der Einsatzkräfte leistet.
Soziales Engagement bereits in jungen Jahren
Trotz Pandemie und den Einflüssen weltweiter Krisen auf die Gesellschaft verzeichneten die Tiroler Feuerwehren im vergangenen Jahr 2022 einen Mitgliederzuwachs von 405 Frauen und Männern, die sich für das Ehrenamt begeistern und in die Feuerwehren eingetreten sind.
Landes-Feuerwehrkommandant Jakob Unterladstätter freut es ganz besonders, „dass mit 211 Neuzugängen über die Hälfte des Zuwachses in der Feuerwehrjugend verzeichnet wurden. Dieses Signal für soziales Engagement bereits in jungen Jahren ist die Bestätigung für die intensive Jugendarbeit, die in mittlerweile 183 Feuerwehren aufgebaut wurde.“ Nachwuchssorgen braucht man keine befürchten und der Trend der Neugründung von Jugendgruppen in den Feuerwehren wird sich fortsetzen.
Herausforderung Klimawandel, Technologie und Energie
Landes-Feuerwehrinspektor DI Alfons Gruber bilanziert ein konstantes Einsatzaufkommen, das nur geringfügig unter dem Vorjahresaufkommen liegt: „15.811 Einsätze erforderten das Ausrücken der Feuerwehren, ein Fünftel davon waren Fehlalarme. Die aufgebrachten ehrenamtlichen Stunden waren mit 236.674 tirolweit wieder auf einem hohen Niveau – aufs Jahr gemittelt entspricht allein diese Leistung, dass 27 Frauen und Männern der Tiroler Feuerwehren ehrenamtlich rund um die Uhr im Einsatz standen.“ Zukünftige Herausforderungen, mit denen sich die Feuerwehren bereits beschäftigen, sieht Gruber im Klimawandel und damit verbundenen Entwicklungen: „Extreme Wetterereignisse wie längerer Trockenperioden lassen gerade in Tirol das Risko für Waldbrände ansteigen. Im Gegenzug fallen auch starke Niederschlagsereignisse lokal begrenzt sehr heftig aus, wie wir auch im letzten Jahr spürten. Mögliche Mangellagen im Energiesektor und zunehmende Technologien wie z.B. Photovoltaik oder im Bereich der Mobilität sind nur einige Schwerpunktthemen, mit denen sich die Feuerwehren auseinandersetzen.“
Trotz zunehmender Digitalisierung: Feuerwehr bleibt Handwerk
Die Landes-Feuerwehrschule als Ausbildungszentrum der Tiroler Feuerwehren bietet von der Grundausbildung bis zum Kommandanten oder vom Atemschutz bis zum Maschinisten ein breites Ausbildungsspektrum mit rund 100 verschiedenen Lehrgängen, welches auch im vergangenen Jahr intensiv genutzt wurde: „Die Tiroler Feuerwehrmitglieder haben insgesamt 75.400 Stunden ehrenamtlich in Ausbildung an der Landes-Feuerwehrschule investiert und sich je nach Aufgabenspektrum der Ortsfeuerwehr und Interessensgebiet in verschiedensten Bereichen ausbilden lassen. Dies erfolgt immer ergänzend zu den unzähligen Übungen und Schulungen, die in den Ortsfeuerwehren organisiert werden. Tirol bietet schon seit längerem eine digitale Ausbildungsschiene für die Feuerwehren an, welche zuletzt durch Corona verstärkt ausgebaut wurde. Allein im Bereich der Grundausbildung nutzt bereits ein Viertel der Teilnehmer den hybriden Weg, bei dem die Theorie orts- und zeitunabhängig daheim durchgearbeitet wird und dadurch nur ein Urlaubstag für den Praxisteil an der Landes-Feuerwehrschule notwendig ist“, berichtet Schulleiter Georg Waldhart über das Spektrum des e-Learnings, welches im Österreichvergleich zu den fortschrittlichsten Angeboten zählt.
2023: Wahljahr und Großevents für die Tiroler Feuerwehren
Alle fünf Jahre finden in Tirol Feuerwehrwahlen statt – derzeit laufen die Neuwahlen auf der Ortsebene, bei denen Kommandant, Stellvertreter, Schriftführer und Kassier neu gewählt werden. Im zweiten Quartal werden die Abschnittskommandanten und die Bezirkskommanden gewählt, bis im 3. Quartal mit der Landesebene das Wahljahr abgeschlossen wird. Landes-Feuerwehrkommandant Jakob Unterladstätter weiß um die Herausforderungen, die Führungspositionen mitbringen: „Die Belastung in den vergangenen Jahren ist sicherlich gestiegen, nicht zuletzt auch im administrativen Bereich. Der Anspruch der Mannschaft an die Führung hat sich ebenfalls verändert – gerade Zeiten, in denen ohnehin vieles im Wandel ist, sind Mitglieder in Organisationen auf zuverlässige Führungskräfte angewiesen und müssen ihnen vertrauen können. Unsere Führung selbst zu wählen schafft eine ganz besondere Bindung zwischen Kommando und Mannschaft, auf die wir besonders schauen müssen. Durch gute Menschenführungsqualitäten und eine entsprechende Organisation im Team schaffen unsere Führungskräfte auch diese Herausforderungen und nehmen die Chance war, am Gelingen, der Gestaltung und dem Fortbestand des Feuerwehrsystems mitzuwirken.“
In allen Feuerwehren Tirols haben sich auch heuer wieder viele motivierte Frauen und Männer gefunden, sich der Aufgabe zu stellen und für eine Führungsposition zu kandidieren. Wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen ist auch in der Feuerwehr die Tendenz feststellbar, dass sich Menschen weniger lang an eine Aufgabe binden und dadurch werden auch die Amtszeiten in den Führungspositionen kürzer. Betrug die durchschnittliche Amtszeit als Kommandant einige Perioden zuvor rund 15 Jahre liegt man heute bei rund 10 Jahren. „Wichtig ist die Unterstützung der Verbände und der Landes-Feuerwehrschule, die neu- und wiedergewählten Führungskräfte mit Werkzeugen und Hilfestellungen auf ihre Rolle vorzubereiten und bestmögliche Unterstützung zu bieten“, betont Unterladstätter.
Landes-Feuerwehrkommandant-Stellvertreter Hannes Mayr freut sich besonders auf die heurigen Großevents, deren Vorbereitungen bereits laufen: „Mit dem Landes-Feuerwehrleistungsbewerb für die aktiven Mitglieder wird Mitte Juni in Längenfeld der sportliche Wettkampf auf der Bewerbsbahn im Mittelpunkt stehen. Ende Juni wird die Feuerwehrjugend ein erlebnisreiches Wochenende in Ischgl mit Bewerb und Landeszeltlager „FireCamp“ verbringen. Eines der Highlights wird Ende August in Lienz stattfinden, wo beim Bundesfeuerwehrjugendleistungsbewerb die schnellsten Feuerwehrjugendgruppen in Lienz zu Gast sein werden und den Bundessieger ermitteln. Dieses Großevent mit 600 teilnehmenden Jugendlichen, die von zahlreichen Familienmitgliedern, Fans und Schlachtenbummlern begleitet werden, fand zuletzt vor 19 Jahren in Wörgl statt. Tirol kann hier wieder fünf Jugendgruppen entsenden, die sich intensiv vorbereiten und beim Bewerb volle Power geben werden.
Facts Tiroler Feuerwehren 2023
Feuerwehren gesamt: 357
Freiwillige Feuerwehren: 337
Betriebsfeuerwehren: 19
Berufsfeuerwehren: 1
Einsätze gesamt: 15.811
Brand: 3.293
Technische Einsätze: 8.279
Brandsicherheitswachen: 960
Mitglieder gesamt: 33.155
Aktive: 23.120
Außer Dienst: 8.056
Jugend: 1.979
Einsatzstunden 2022 gesamt: 236.674