Bayern: „Unfälle, Brände und Hilfeleistungen am laufenden Band“ → 180 Rettungskräfte übten organisationsübergreifend in Waging
WAGING (BAYERN): Mehr als 180 Frauen und Männer der heimischen Feuerwehren und Hilfsorganisationen haben sich Mitte April 2023 an einem Samstag Zeit genommen, um gemeinsam die Abläufe zu trainieren.
Von Hubert Hobmaier
Die fünf Feuerwehren, Gaden, Nirnharting, Tettenhausen, Otting und Waging, der Marktgemeinde Waging am See haben zusammen mit dem Kreisfeuerwehrverband Traunstein einen Übungstag mit insgesamt zehn verschiedenen Stationen zusammengestellt. Die Szenarien mussten von den Einsatzkräften in völlig unterschiedlichen Konstellationen aus der „regionalen Blaulichtfamilie“ abgearbeitet werden.
Bei strahlendendem Sonnenschein herrschte den ganzen Nachmittag über reges Treiben rund um das Feuerwehrhaus, dort war die Übungsleitung samt Bereitstellungsplatz eingerichtet. Den Ausklang fand der Tag mit einer gemeinsamen Brotzeit und einem Übungsfeedback in den späten Nachmittagsstunden in der Fahrzeughalle des Feuerwehrhauses.
„Es dürfen Fehler gemacht werden, denn wenn es nichts mehr zu verbessern gäbe, dann bräuchten wir nicht mehr üben“, betonte Georg König vom Kreisfeuerwehrverband zu Beginn des Übungssamstags vor den versammelten Mannschaften. Der hauptverantwortliche Kreisbrandmeister Georg Fleischer betonte, „achtet auf eine saubere und ruhige Arbeit, es sollen auch alle wieder gesund nach Hause kommen“. Pünktlich um 13 Uhr erhielten die Teilnehmer ihre ersten Einsatzaufträge und so startete beispielsweise eine Einheit zu einer verunfallten Person los, die unter einer Lader Schaufel am Ottinger Berg eingeklemmt wurde. Für die nächste Mannschaft hieß es nur wenige Augenblicke später „Containerbrand bei den Waginger Waldwichteln – Einsatz am Waldkindergarten Sprinzenberg“.
Die Herausforderungen hätten unterschiedlicher, aber auch realistischer nicht sein können. Vom Busunfall mit mehreren verletzten Personen, über einen Bauarbeiter, der in einen Schacht gestürzt war oder eine bewusstlose Person auf einem Hochsitz sowie einen Forstunfall und einer „eiligen Türöffnung“ war alles dabei. Darüber hinaus waren die Retter am Strandbad Tettenhausen gleich mehrfach gefordert. Dort kam es in einem Wohnwagen zu einem Feuer, nur wenige Meter weiter ist eine gefährliche Flüssigkeit ist in den See gelaufen oder eine Person ins Wasser gestürzt. Im Ortsteil Gaden wurden die Rettungskräfte mit einem „Säureunfall“ in einer Schreinerei gefordert. Eine junge Frau hatte sich versehentlich die ätzende Flüssigkeit über die Arme geschüttet.
„Vier bis fünf Übungen schafft so jeder Teilnehmer“, informiert Georg Fleischer. Die Zuteilung der Einsätze erfolgte über die „Übungsleitung Feuerwehr Waging“, die neben dem Feuerwehrhaus aufgebaut wurde. Im Minutentakt starteten Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge und kamen dort nach „Einsatzende“ auch wieder zurück. Jede Gruppe durchläuft direkt im Anschluss an die Übung ein kurzes Feedbackgespräch zusammen mit den Übungsverantwortlichen. „Was war gut, was war neu und was würdest du in Zukunft anders machen“, so die Fragen der Beobachter an die Einheitsführer. Im Hintergrund „zogen die Aktiven aus Fridolfing und Pietling in der Führungsstelle Salzach die Strippen“, betonte Kreisbrandrat Christof Grundner, der sich im Feuerwehrhaus Fridolfing von der Arbeit der Feuerwehrleute überzeugte.
„In die Übungstage werden bewusst auch die Sondereinheiten des Landkreises Traunstein mit eingeplant, um Trainingsmöglichkeiten zu schaffen und die Abläufe zu festigen“, informierte der zuständige Kreisbrandinspektor Günter Wambach. An diesem Übungstag waren beispielsweise die Feuerwehren Kay, Petting und Kirchanschöring eingeteilt, die sich mit ihren mobilen Lautsprecheranlagen beteiligten. Angenommen wurde eine größere Ammoniakfreisetzung in einem Waginger Betrieb. Dies hatte zur Folge, dass mehrere Straßenzüge des Marktes mittels Sprachdurchsagen informiert werden mussten „Fenster und Türen zu schließen“.
Seitens der Feuerwehren waren Einsatzkräfte aus Gaden, Tettenhausen, Nirnharting, Otting, Waging, Taching und Wonneberg mit dabei. Darüber hinaus waren das Technische Hilfswerk aus Traunstein und Traunreut mit jeweils einer Einheit eingebunden. Von den Wasserrettern waren Aktive der DLRG Traunstein-Siegsdorf sowie von der Wasserwacht Tettenhausen mit von der Partie. Der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes hat sich mit einigen rettungsdienstlichen Kräften der ehrenamtlichen Bereitschaften beteiligt. Als Übungsbeobachter waren sowohl Vertreter der Bayerischen Polizei als auch vom Kreisverbindungskommando in die Übungen eingebunden.
Die Ehrenamtlichen des Malteser Hilfsdienstes aus Traunstein wurden sogar mit zwei wichtigen Aufgaben betraut. Einerseits kümmerten sie sich um die von der Gemeinde Waging spendierte Verpflegung der Teilnehmer und „zauberten“ sogar ein warmes Essen für den gemeinsamen Abschluss des Tages auf den Tisch. Andererseits waren sie zusammen mit den einigen Vertretern des Roten Kreuzes für die „realistische Unfalldarstellung“ verantwortlich und schminkten den „Unfallopfern“ täuschend echte Verletzungen auf den Körper. In seinem Grußwort dankte Wagings 1. Bürgermeister Matthias Baderhuber allen, die sich in die Vorbereitungen eingebracht haben und lobte das Engagement der gesamten Blaulichtfamilie in der Region.
„Es erfüllt mich mit Stolz, wenn ich euren Einsatz sehe und mit wie viel Elan und Fachwissen die Übungen abgearbeitet werden“. Georg König freute sich insbesondere, dass das Wetter perfekt mitgespielt hat und es in der langjährigen Geschichte Übungssamstage erst einmal schlechtes Wetter gab. Insbesondere dankte er den vielen Helfern im Hintergrund.
Zahlreiche Besprechungen und Termine liegen jeweils hinter den Organisatoren eines Übungstages und am Übungsnachmittag selbst sind rund 25 Personen damit beschäftigt, „dass die Übungen wie am Schnürchen laufen“.
Bilder: Wolfgang Gasser, Stefan Lohwieser, Hubert Hobmaier