Bayern: Unfall beim Schweißen → Großübung bei der BayWa in Waldhausen (Schnaitsee)
SCHNAITSEE (BAYERN): Ein Arbeiter schweißt unweit der Werkstatt ein Bauteil, plötzlich gibt es eine Verpuffung – Feuer, Rauch und Hilfeschreie sind die Folge. Dieses Szenario, wie es jederzeit vorkommen kann, bildete die Grundlage für eine großangelegte Einsatzübung bei der BayWa Werkstatt in Waldhausen. Rund 75 Floriansjünger beteiligten sich daran und hatten jede Menge Aufgaben zu erledigen. „Ich bin besonders stolz darauf, dass die Feuerwehren aus drei verschiedenen Landkreisen völlig reibungslos zusammengearbeitet haben“, freute sich der Waldhausener Kommandant und Einsatzleiter Stefan Randlinger bei der „Feedbackrunde“ am Ende der Übung.
Von Hubert Hobmaier, KFV Traunstein, Bilder: Hubert Hobmaier, Anita Mußner
Das Drehbuch für die Übung hat Christian Zierer-Widauer, der Kommandant aus Schnaitsee ausgearbeitet. Die drei Feuerwehren der Gemeinde Schnaitsee, also Kirchstätt, Schnaitsee und Waldhausen haben sich auf die Fahnen geschrieben, zukünftig öfters gemeinsam größere Übungen durchzuführen und sich dabei gegenseitig in den Vorbereitungen zu unterstützen. Der „Drehbuchautor“ selbst ist sogar extra in eine BayWa Arbeitshose geschlüpft und hat den aufgeregten Kollegen des verunfallten Arbeiters gespielt. Er „wirbelte“ an der Einsatzstelle umher und hat mit seinen „schauspielerischen Künsten“ die Einsatzkräfte mitunter ordentlich „zum Schwitzen gebracht“.
Da das Einsatzgebiet der Feuerwehren ganz im Nordwesten des Landkreises Traunstein weißt die Besonderheit auf, dass dort die Landkreise Mühldorf, Rosenheim und Traunstein geografisch aufeinandertreffen, was einen engen Austausch der Feuerwehren erforderlich macht. Aus diesem Grund waren auch die Feuerwehren Grüntal (Mühldorf) und Tittlmoos (Rosenheim) zur Großübung eingeladen. „Im Einsatzfall muss man sich blind aufeinander verlassen können, deshalb müssen wir auch zusammen üben“, so Stefan Randlinger.
Nur wenige Augenblicke nach der Übungsdurchsage ist das erste Löschfahrzeug am angenommenen Brandort vorgefahren. Nachdem sich der Einsatzleiter einen Überblick verschafft hatte, gab er die ersten Befehle zur Menschenrettung und Betreuung der verunfallten Person. Eine weitere Fahrzeugbesatzung kümmerte sich zeitgleich um eine erste Wasserversorgung aus einem nahegelegenen Hydranten. In Windeseile wurden Schläuche ausgerollt und zusammengekuppelt, so dass die Frauen und Männer an den Strahlrohren zügig mit ausreichend Wasser versorgt waren.
Nach und nach sind die weiteren Löschmannschaften am Einsatzort eingetroffen und wurden um das Objekt positioniert. Das Drehbuch sah vor, dass durch die Druckwelle der vorangegangenen Verpuffung die Fenster an der großen Werkstatthalle geborsten waren und folglich große Mengen Brandrauch die Halle komplett „vernebelten“. Zudem galt es, das ausgebrochene Feuer zu löschen. Neben dem „Unglücksraben“ am Schweißgerät galten drei weitere Mitarbeiter des Betriebs zunächst als vermisst oder suchten Schutz in den rauchfreien Bereichen der Halle.
Dies führte zu einem umfangreichen Atemschutzeinsatz im Innenangriff. Ausgerüstet mit Strahlrohren und den Gerätschaften zur Menschenrettung drangen insgesamt vier Atemschutztrupps in das Innere der Halle vor und retteten einen Arbeiter nach dem anderen. Die restlichen Floriansjünger kümmerten sich unterdessen um die Erstversorgung der Verletzten, schirmten die Nachbargebäude von außen mittels Strahlrohren sowie einer Wasserwand ab und bauten Lüfter auf, die den Rauch aus der Halle geblasen haben.
Die Mannschaft des Führungsfahrzeugs der Feuerwehr Schnaitsee kümmerte sich währenddessen um die Lagedarstellung, die als Grundlage für weitere Entscheidungen des Einsatzleiters diente und dokumentierte den Übungsverlauf. Auf großen Tafeln skizierten sie die Umrisse der Halle auf und zeichneten die unterschiedlichen Einheiten und ihre Aufgaben ein. Mittels Funksprüchen erhielten die Mannschaften ihre Aufgaben zugeteilt.
„Hilfe von Oben“ kam von der Feuerwehr Obing. Diese beteiligte sich mit dem Drehleiterfahrzeug und löschte mit einem großen Wasserwerfer vom Korb aus die „fiktiven“ Flammen. Das dazu nötige Löschwasser kam aus dem rund 250 Meter entfernten Waldhausener Bach, der hinter der Kirche Waldhausens verläuft. Für den Aufbau der langen Schlauchleitung wurde auf den Gerätewagen Logistik aus Schnaitsee zurückgegriffen, der große Mengen fertig zusammen gekuppelter Schläuche mitführt und diese Aufgabe in wenigen Minuten erledigt hatte. Gleichzeitig wurde durch die Feuerwehr Tittlmoos eine Saugstelle am Bach errichtet und das Wasser mittels Tragkraftspritze zum Brandort gefördert.
Nach gut einer Stunde waren sämtliche Übungsziele erreicht und das „Drehbuch“ abgearbeitet. In der anschließenden Feedbackrunde „vor versammelter Mannschaft“, wurden einige wichtige Dinge diskutiert. Bei größeren Einsätzen in Waldhausen will man beispielsweise zukünftig einen Bereitstellungsraum am Sportplatz einrichten und von dort aus den Einheiten die Aufträge zuweisen.
Kreisbrandmeister Martin Hochreiter dankte allen Floriansjüngern für die Bereitschaft bei derartigen Übungen mitzuwirken. „Neben den Übungssamstagen müssen wir auch immer wieder Großübungen durchführen, damit das Zusammenspiel zwischen den Feuerwehren im Einsatz funktioniert“, so seine Überzeugung. Ein zweiköpfiges Team der Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein hat die Übung fotografisch dokumentiert und stand dem Einsatzleiter als „Ansprechpartner für Presseangelegenheiten“ zur Verfügung. Abschließend richteten die Verantwortlichen einen Dank an die Firmenleitung der BayWa und die Gemeinde Schnaitsee.
„Es freut uns, dass wir die Werkstatt nutzen durften und bedanken und für die gespendeten Getränke. Ein dickes Dankeschön geht auch an die Gemeinde – sie hat die Brotzeit spendiert“, so der Aktiven Chef aus Waldhausen. Die gemeinsame Brotzeit der etwa 75 Übungsteilnehmer fand in der Fahrzeughalle des Feuerwehrhauses statt und bildete zusammen mit der dazugehörigen „Fachsimpelei“ den Abschluss der Übung.