Übungen

Nö: Große Schadstoff-Viertelübung 2023 in Traiskirchen

TRAISKIRCHEN (NÖ) Das Einsatzspektrum der Feuerwehren wird immer vielfältiger: Einsätze mit Schad- und Gefahrstoffen erfordern ein ganz besonderes Fachwissen. Die Feuerwehrmänner und -frauen rücken zur Ölspur und zum Kohlenmonoxidalarm bis hin zu Chemieunfällen mit größeren Umweltschäden aus. Tagtäglich werden hunderte Tonnen an Gefahrstoffen via Schiene oder auf der Straße transportiert.

Eine Vielzahl an solchen Stoffen wird in Firmen gelagert, verarbeitet oder ist auch in kleinerer Form im Haushalt zu finden. Und da kann es zu jeder Zeit, an jedem Ort zu einem Unfall kommen. Um dafür auch vorbereitet zu sein müssen unsere Feuerwehren nicht nur dementsprechend ausgerüstet sein, sondern auch im Ernstfall richtig vorgehen.

Gerade im Schadstoffbereich ist sehr großes Fachwissen erforderlich. Im Regelfall werden die örtlichen Feuerwehren bei größeren Szenarien, durch speziell ausgebildete und besonders ausgerüstete Schadstoffeinheiten der Feuerwehr auf Bezirks- und Landesebene, unterstützt.

150 Feuerwehrmitglieder mit 36 Feuerwehrfahrzeugen aus vier Bezirken, solch einer Sonderdiensteinheit und sogenannter Schadstoff-Ergänzungskräften aus dem NÖ Industrieviertel, nahmen an einer Schadstoffübung in Traiskirchen teil. Dabei musste jeder teilnehmende Bezirk (Wr.Neustadt, Baden, Neunkirchen und Bruck/Leitha), zeitlich aufgeteilt, ein durch unseren Bezirkssachbearbeiter Schadstoff Marcus Schwarz Bezirksfeuerwehrkommando Baden ausgearbeitetes und von der Feuerwehr/Schadstoffeinheit Traiskirchen-Möllersdorf, unter der Führung von Abschnittsachbearbeiter Schadstoff Oberbrandinspektor Josef Riesner, vorbereitetes Szenario einzeln abarbeiten.

Szenario 1

Bei einem Tanklastzug (simuliert durch das Wechselladefahrzeug und Abrollcontainer 3000 Liter FF Möllersdorf) kam es aufgrund eines Verkehrsunfall LKW gegen LKW, zu einer mechanischen Beschädigung / Riss im Rohrleitungssystem des Tankaufbaues. Das transportierende Schadstoffmedium UN 1789 (ätzende Flüssigkeit – Chlorwasserstoffsäure) trat im flüssigen Zustand unter Druck aus.

Bei diesem Schadstoffunfall galt es zusätzlich eine weitere Person aus dem kontaminierten Bereich in Höhe des Tankaufbaues zu retten. Der LKW war als Gefahrenguttransporter gekennzeichnet und mit Frachtpapieren bestückt.

Szenario 2

Bei einem Klein – LKW / Stückguttransporter mit Planen-Aufbau (simuliert mit dem Lastfahrzeug der FF Möllersdorf), kam es ebenfalls auf Grund des o.a. Verkehrsunfalls zu Beschädigung des mitgeführten IBC – Tank (1000 Liter Intermediate Bulk Container) mit Austritt von Schadstoffmedien.

Beim Zusammenstoß mit dem Tanklastzug wurde die Ladebordwand aufgerissen und der IBC-Tank auf der Ladefläche verschoben. Über die Leckage trat Medium aus und eine chemische Reaktion des Mediums ist weithin sichtbar (durch Nebel dargestellt). Bei dem Schadstoffunfall kam für übende Feuerwehreinheiten erschwerend hinzu, dass die eintreffenden Schadstoffzüge auch als ortszuständige Feuerwehr fungierten und eine Löschgruppe nach der GAMS-Regel bereitstellen mussten.

Anmerkung: Die GAMS-Regel ist eine Eselsbrücke für den Einsatzleiter, damit dieser keine wichtigen Erstmaßnahmen im Gefahrguteinsatz vergisst. G-Gefahr erkennen, A-Absperren und Absichern, M-Menschenrettung und S-Spezialkräfte anfordern.

Unterstützung erhielten die 4 Bezirke durch die DEKO (Dekontamination) Einheit FF Aspang (Bezirk NK) und der FF Traiskirchen-Möllersdorf (Bezirk BN).

Anforderung an die übenden Schadstoffeinheiten:

  • Großräumige Absperrzonen setzen und planen (Wirk- bzw. Gefahrenzone, Deko- Platz)
  • Erkunden bzw. identifizieren der Produkte und deren Eigenschaften
  • Erste Maßnahmen seitens Einsatzleiter (GAMS-Regel)
  • Menschenrettung unter Berücksichtigung der Eigensicherung
  • Verhinderung der weiteren Ausbreitung des ausgetretenen Mediums, durch Auffangen, Abdichten
  • Vermeidung von Reaktionen, Dämpfen bzw. Bränden
  • Arbeiten unter Chemieschutzanzügen Stufe 2 und 3 
  • Aufbau einer Not-Deko und Betrieb
  • Arbeiten mit Deko-Einheit des NÖ LFV (Aspang und Möllersdorf)
  • Arbeiten mit Schadstoffzügen, Schadstoffgruppen, Ergänzungskräfte Schadstoff/Deko

Anmerkung: Erstmalig bei solcher Übung durchgeführt und beübt, der aktive Austausch im realen Einsatzbetrieb einer eingesetzten Deko-Einheit unter Einsatzbedienungen

  • Aufbau einer Einsatzleitung Schadstoff
  • Zusammenarbeit LWZ/BAZ im Schadensfall – Einsatzbetrieb
  • Absetzen von Pressemitteilungen, Lagemeldungen
  • Zusammenarbeit mit anderen Blaulichtorganisationen und Behörden (BH – Magistrate)

Die Übungsbeobachter wurden jeweils durch Schadstoff-Führungskräfte des übenden Schadstoffzugs oder externe Schadstoff-Fachkräfte gestellt. Diese bewerteten die Schadstoffübung für gemeinsame Erkenntnisse, Nachbesprechung und Feedback. Um die speziellen Schutzanzüge für Realeinsätze zu schonen werden bei Übungen im Regelfall ausgeschiedene Schutzanzüge unterschiedlichster Stufen verwendet.

Bezirks-Feuerwehrkommando Baden

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