D: Feuerwehr in Rheurdt feiert nun ihren ersten, aktiven Kinder-Feuerwehr-Feuerwehrmann
RHEURDT (DEUTSCHLAND): Was am 5. März 2014 in der Kinderfeuerwehr der Gemeinde Rheurdt begann, geht jetzt mit Dezember 2023 in der Einsatzabteilung weiter: Die außergewöhnliche Feuerwehrlaufbahn von Noel Gabriel.
Mit der Einführung einer Kinderfeuerwehr war die Feuerwehr Rheurdt im Jahr 2014 eine der landesweiten Vorreiterinnen. Das Konzept hat sich indes landesweit fest etabliert. In immer mehr Kommunen haben Kinder zwischen dem 6. und 9. Lebensjahr die Möglichkeit, in einer kindgerechten Atmosphäre gemeinsam den Erstkontakt mit der „Faszination Feuerwehr“ zu knüpfen, bevor sie in die Jugendfeuerwehr wechseln.
In Rheurdt feiert man nächstes Jahr das zehnjährige Bestehen der Kinderfeuerwehr, die stets weiter aufblüht. Um den vermehrten Anfragen gerecht zu werden, gibt es seit diesem Jahr zwei Abteilungen mit je 20 Nachwuchslöschern, eine in Rheurdt und eine in Schaephuysen. 2014 ging die Erfolgsgeschichte zunächst mit einer deutlich kleineren Gruppe los. Einer von ihnen: Der damals 8-jährige Noel Gabriel. Am Anfang war es für ihn eher wie ein lockeres, spielerisches Treffen unter Kindern, auch wenn das Interesse an der Feuerwehrtechnik beim quirligen Neufelder schon damals stark ausgeprägt war. „Es war wirklich cool, sich in jungen Jahren schon an die ‚große Feuerwehr‘ anzunähern“, berichtet er. Man habe die Feuerwehrautos kennengelernt, einfache Themen der Brand- und Löschlehre vermittelt bekommen und manchmal sogar auch kleinere Feuer löschen dürfen. „Sobald es mit echten Flammen losging, war ich hin und weg“, erinnert sich Gabriel begeistert. Doch insgeheim war Noel schon immer Feuerwehrmann. Wie sollte es auch anders sein, wenn bereits Opa und Papa zu den Blauröcken gehörten. Papa
Jörg ist seit 1992 mit dabei und weiterhin wichtiger Bestandteil der 40 Mitglieder starken Löscheinheit Schaephuysen. „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, schmunzelt Jörg und blickt stolz auf die Entwicklung seines Sohnes. In der Tat sind die Ähnlichkeiten groß. Schon mit 3 Jahren saß Noel auf einem Quad, das ihm sein rennsportbegeisterter Vater gekauft hatte. Nur wenig später begleitete er seinen Papa in die LKW-Werkstatt seines Arbeitgebers und schraubte mit ihm an Getrieben rum. Zum 1. August beginnt Noel nun eine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker bei der Firma TROX in Vluyn – ein logischer Schritt für daen fleißigen Technik-Freak. Am 27. November ist Noel 18 Jahre alt geworden. Im Feuerwehrumfeld bedeutet das: Man wechselt in die aktive Einsatzabteilung, bekommt einen digitalen Meldeempfänger, darf mit zu Einsätzen ausrücken. Damit ist Noel die allererste aktive Einsatzkraft, deren Laufbahn in der Kinderfeuerwehr begann. Ein lebender Beweis dafür, dass die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit langfristig Früchte trägt.
„Zum Glück haben wir hier auf dem Dorf nicht allzu viele Einsätze, doch es kann jederzeit etwas passieren“, zeigt sich der angehende Abiturient aufgeregt. Der Gedanke, dass bald womöglich zum ersten Mal der „Piepser“ schrillt, sei spannend. Sein erster Einsatz ließ dann in der Tat nicht lange auf sich warten. Noch am Abend seines Geburtstags rückte er erstmals mit der Löscheinheit Schaephuysen zu einem wetterbedingten Einsatz nach Finkenberg aus. Gut ausgebildet ist er aber schon jetzt. „Wenn man so lange in der Kinder- und später in der Jugendfeuerwehr war, fallen einem viele Inhalte der Feuerwehr-Grundausbildung deutlich leichter“, bilanziert er und denkt dankbar an die hervorragende Jugendfeuerwehrzeit zurück.
Gerade an den tollen Zusammenhalt und die gute Stimmung zwischen Betreuer:innen und den Jugendlichen, die unter anderem zu tollen Ergebnissen bei Jugendwettbewerben bis auf Landesebene gesorgt hat, erinnert er sich gern zurück. „Wir haben von unseren Betreuerinnen und Betreuern unglaublich viel gelernt“, so Gabriel weiter. Natürlich habe man dadurch gegenüber Quereinsteigern einen gewissen Wissensvorsprung, auch wenn es wichtig gewesen sei, in der vierteiligen Grundausbildung noch einmal alles in Ruhe zu wiederholen und neue Handgriffe zu vertiefen. Im März 2024 geht Noel damit sensationell sein zehnjähriges Dienstjubiläum und bekommt eine Sonderauszeichnung des VdF NRW.
Viele seiner Weggefährten, die damals mit ihm in der Kinderfeuerwehr begonnen haben, sind unterdessen abgesprungen, stellt er mit Blick auf ein altes Gruppenfoto fest. Viele Jugendliche orientieren sich im Rahmen ihrer Jugend anders. Andere Hobbies und Verpflichtungen, die erste Freundin, Nebenjobs, Schulabschluss, Studium oder Ausbildung – die Konkurrenz für die Feuerwehr ist durchaus groß. Noel hat nie ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, seine Uniform an den Nagel zu hängen, auch wenn zum Ende seiner Jugendfeuerwehrzeit wiederum gewisse Zweifel vorhanden waren. „Wenn man mit 17 Jahren der Älteste in der Jugend ist, ist es teils nicht leicht, mit den jüngsten 10-jährigen Kindern klarzukommen“, gibt er zu. Doch dann habe er sich selbst daran erinnert, dass auch er noch vor wenigen Jahren als Sprössling in der Kinder- und Jugendfeuerwehr begonnen hat.
„Von da an habe ich beschlossen, gewissermaßen die Führung in die Hand zu nehmen; ich wollte als Jugendsprecher mit gutem Beispiel vorangehen und die motivierten Kamerad:innen fördern.“ Seine Motivation weiterzugeben, hat Noel zweifelsfrei geschafft. Man merkt ihm an, dass die Feuerwehr für ihn immer vorging – auch weil Papa es ihm stets so vorgelebt hat. Anderen, jungen Menschen empfiehlt er, sich in den richtigen Kreisen herumzutreiben. Als junger Mensch sei die Feuerwehr mit ihrem großen Kameradschaftsgeist und der Mission, Menschen zu helfen, die richtige Anlaufstelle. So appelliert er an alle Jugendlichen sich zu überlegen, wie es um die öffentliche Sicherheit steht, wenn niemand sich mehr ehrenamtlich für seinen Nächsten einsetzt?