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Bayern: 30 Jahre Feuerwehrfreundschaft zwischen Mittelfranken und Oberbayern

WAGING AM SEE (BAYERN): Nicht vorauszusehen war, dass mit einem dreitägigen Ausflug der Waginger Jugendfeuerwehr eine mittlerweile drei Jahrzehnte lange Feuerwehrfreundschaft entstehen würde. Die Waginger waren von der Freiwilligen Feuerwehr Röthenbach bei St. Wolfgang zu Beginn der Adventszeit im Jahr 1993 zu einem Treffen der beiden Jugendfeuerwehren eingeladen worden. „Wir wussten anfangs gar nicht wie wir zu dieser Ehre gekommen waren“, so Kommandant Michael Schramke, welcher damals schon mit der Jugendgruppe mit dabei war:“Aber eine Einladung in den Ort, welcher kurz vor Nürnberg liegt, ließen wir uns natürlich nicht entgehen“.

Es stellte sich heraus, dass Röthenbach ein Ortsteil der Marktgemeinde Wendelstein in Mittelfranken ist und die „Wendelsteiner“ im Frühsommer bereits in Waging zu Gast waren. Am Pfingstwochenende 1993 unternahmen nämlich die gesamten Jugendfeuerwehren des Marktes Wendelstein einen Ausflug mit dem Ziel „Waging am See“. Mit Schlafsack, Badesachen und Besteck residierten die Jugendlichen mit ihren Betreuern damals an einem Campingplatz. Zum Programm gehörten dabei ein Ausflug zur weltlängsten Burg in Burghausen, der Besuch eines Automobilmuseums und die Besichtigung des Waginger Feuerwehrhauses. Die Fäden liefen bei den damaligen Jugendwarten Günther Traub aus Röthenbach und Georg Fleischer aus Waging zusammen. Neben einem Fußballspiel der Feuerwehren aus Mittelfranken und Oberbayern wurden die Gäste noch zu einem Grillabend in Waging eingeladen.

Nachdem nach dieser Einladung also geklärt war, dass die „Röthenbacher“ zu dem Besuch aus dem Frühsommer gehörten, stand einer Reise in das Frankenland nichts mehr entgegen. Neben einen für alle Teilnehmer unvergesslichen Empfang der Gäste „aus dem Süden“ stellte sich dann schnell heraus, dass sich hier Gleichgesinnte getroffen haben. Neben einem feuerwehrtechnischen Erfahrungsaustausch kam auch der kulturelle Teil nicht zu kurz. Unter anderem stand die Besichtigung des Verkehrsmuseum und einer Ausstellung auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg auf der Tagesordnung.“Groß war die Freude, als im Folgejahr dann die Gegeneinladung nach Waging folgte“, weiß der jetzige Röthenbacher Feuerwehrkommandant Gerhard Vater, der in diesen Tagen ebenfalls schon mit dabei war, zu berichten. Die folgenden Jahre waren dann geprägt von gegenseitigen Besuchen der beiden Jugendfeuerwehren bei denen dann auch immer Georg Fleischer, mittlerweile Kreisjugendwart und Kreisbrandmeister im Landkreis Traunstein, Günter Traub (dann Kommandant in Röthenbach), der Waginger Kommandant Alois Pfeffer und oftmals auch weitere Vertreter der Vorstandschaften und des aktiven Feuerwehrbereiches mit dabei waren.

Waginger Feuerwehranhänger auf der Reise nach Franken

Ein besonderes Ereignis zwischen den beiden Feuerwehren fand im Oktober 2011 statt. Eine dreiköpfige Delegation unter der Leitung von Vorstand Michael Rösler machte sich mit dem Röthenbacher Löschgruppenfahrzeug auf in Richtung Waging am See. Bei der Segnung des neuen Waginger Gerätewagen-Logistik im April diesen Jahres, wurde zwischen den beiden befreundeten Feuerwehren wieder einmal ein „Verträgli“ geschlossen: Nach der Genehmigung von Bürgermeister Herbert Häusl ging der damalige Ölschadensanhänger, welcher aufgrund einer Fahrzeugumstrukturierung in Waging nicht mehr benötigt wurde, zu seiner „neuen“ Feuerwehr nach Röthenbach. Nach einer Begrüßung und Einweisung des Anhängers durch den Vorsitzenden Thomas Pfeffer und seinem Stellvertreter Alois Maier machte sich das Gefährt auf die Reise nach Mittelfranken. Dort ersetzte er einen Feuerwehr-Anhänger aus den 1950er Jahren. Mit einem gemeinsamen Kameradschaftsabend im November desselben Jahres wurde der Anhänger dann in Röthenbach kirchlich gesegnet und dem weiteren Einsatzdienst übergeben. Als Vertreter der Marktgemeinde Waging am See konnte Gemeinderat Willi Reiter dann auch offiziell die Schenkungsurkunde überreichen. Auf dem Anhänger prangte dann neben dem Röthenbacher Ortswappen auch das Wappen der Marktgemeinde Waging.

Gegenseitige Besuche bei Feuerwehrfesten und eine Bootstaufe

Diese gegenseitigen Besuche waren jedoch nicht nur feuerwehrtechnisch geprägt, sondern auch zwischen den Fördervereinen gab es viele Aktivitäten. Anlässlich ihres 125jährigen Gründungsfestes im Jahr 2002 fragten die „Röthenbacher“ an, ob die „Waginger“ die Patenschaft bei ihrem Feuerwehrfest übernehmen würden. Damit dies geklärt werden konnte, musste natürlich ein traditionelles Patenbitten abgehalten werden. Nachdem man sich mit für die Franken bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten Bräuchen wie „Scheitelknien“ geeignet hatte, erlebten die Oberbayern im kommenden Sommer dann ein original fränkisches Feuerwehrfest. Beim 150-jährigen Gründungsfest der Feuerwehr Waging im Jahr 2018 gab es dann wiederum einen großen Gegenbesuch. Der Vereinsausflug der Röthenbacher führte anlässlich dieses Festes in den Rupertiwinkel. 

1996

Gerne folgten die Gäste der spontanen Bitte, beim Austragen der Speisen im Festzelt zu helfen, um dann überrascht festzustellen, dass ihnen hierfür in der gedruckten Festschrift bereits gedankt wurde. „Tatkräftige Unterstützung leisteten Abordnungen aus Röthenbach immer wieder beim Waginger Novemberfestl wobei sie sich ihrem „Fachbereich“, dem Spülen der Gläser widmeten“, weiß auch der stellvertretende Kommandant Tilo Bergmann aus Röthenbach: „Im Gegenzug sorgen die Waginger Feuerwehrmusiker Martin Domann, Anton Grochack, Max Huber und Thomas Pfeffer immer wieder für Stimmung bei den verschiedensten Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem sogenannten Kanalfest am Ludwig-Donau-Main-Kanal.“ Sogar auf Rundfahrten mit dem Feuerwehrboot anlässlich des Sommerfestes „Kanal in Flammen“ wurde hier schon musiziert. Höhepunkt war dabei die Bootstaufe mit mehreren Strahlrohren auf dem Kanal, bei dem die Waginger Feuerwehrmitglieder nicht allzu trocken blieben.

Der Triathlon am Rothsee, ein Vereinsausflug nach Nürnberg, eine Schleusenbesichtigung, ein Besuch im Feuerwehrmuseum Nürnberg, die Aufführung „Ein Tag im Leben des Waginger Jugendwartes“ oder auch Auftritte von beeindruckenden Nikoläusen und stolzen Holzknechten. Das ein oder andere Mal ging es auch in die Unterwelt in historische Nürnberger Bierkeller oder in das Salzbergwerk Hallein. Alle bisherigen gemeinsamen Aktivitäten aufzuführen, würde jedoch den Rahmen sprengen und würde wohl mehrere Bücher bzw. so manche Computer-Festplatten füllen. Dass es mittlerweile eine Kameradschaft und Freundschaft über drei Jahrzehnte ist, hätte sich beim ersten Besuch am Waginger See wohl niemand vorstellen können.

Aus den damaligen Jugendlichen sind mittlerweile Führungskräfte und Vereinsvertreter bei beiden Feuerwehren geworden und auch die jeweiligen Jugendfeuerwehren ließen den Kontakt zwischen Oberbayern und Mittelfranken nicht abreißen. Das bisher letzte Treffen fand im vergangenen Jahr statt, zu dem die Gäste aus dem Rupertiwinkel auch vom Wendelsteiner Bürgermeister Werner Langhans begrüßt wurden. Anlass war dabei unter anderem die Auslösung des Röthenbacher Vereinstaferls, welches bei einer Veranstaltung in Waging zurückgeblieben war. Nach zähen Verhandlungen fand es aber wieder die Rückkehr in die fränkische Heimat. „Wir sind überzeugt davon, dass wir unsere 30 Jahre Freundschaft in absehbarer Zeit wieder gemeinsam feiern können“, so der jetzige Waginger Vorsitzende Andreas Ostermann. Schließlich werfen ja Feste ihre Schatten voraus – egal ob in Mittelfranken oder Oberbayern.

Freiw. Feuerwehr Waging am See

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