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Dissertation / Ergebnis: Persönlichkeitsfaktoren und Wohlbefinden unter feuerwehrspezifischen Arbeitsbedingungen und aktuellen Trends

Im Sommer 2021 füllte eine Großzahl an Einsatzkräften der Feuerwehr einen Fragebogen zu ihrer Tätigkeit bei der Feuerwehr aus. Mittlerweile sind alle Daten ausgewertet, verschriftlicht und die Dissertation wurde veröffentlicht. Vielen Dank an die vielen Einsatzkräfte, die einen exklusiven Einblick in ihre Tätigkeit boten und sich die Mühe gemacht haben, den Fragebogen auszufüllen (siehe Aufruf zur Mitwirkung an einer Studie für eine Doktorarbeit aus der Lebenswelt Feuerwehr → Reminder (bis 03.10.2021)

Die Ergebnisse zeigen, dass die Einsatzkräfte eine mittlere allgemeine Belastung durch die Tätigkeit bei der Feuerwehr angaben und sie ihr Wohlbefinden und ihre Lebenszufriedenheit mittel bis hoch einschätzten. Schaulustige, die physische Umgebung und Zeitdruck gelten als beeinträchtigende Arbeitsbedingungen und -belastungen. Zu den aufwändigsten Einsätzen zählen laut den Einsatzkräften Naturkatastrophen, Verkehrsunfälle mit Personenrettung, Brandeinsätze und Gefährliche-Stoffe-Einsätze. Brandeinsätze mit und ohne Personenrettung sowie das Retten von Personen bei Verkehrsunfällen und Taucheinsätzen gehören zu den belastendsten Einsätzen, gefolgt von Naturkatastrophen. Besonders schwierig falle der Umgang mit dem Tod eines Kindes beim Feuerwehreinsatz, aber auch Träume von schwierigen Einsätzen sowie der Umgang mit Schuldgefühlen oder Wut fordern die Einsatzkräfte.

Statistische Analysen legen nahe, dass beeinträchtigende Arbeitsbedingungen und -belastungen negative Effekte auf das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit haben. Soziale Ressourcen (Familie, Freund*innen, Kamerad*innen) und Jobressourcen haben aber wiederum positive Effekte auf das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit. Insgesamt zeigt sich, dass ein Großteil der Einsatzkräfte über hohe soziale Ressourcen und Jobressourcen verfügt. Auch der Persönlichkeitsfaktor Lebenskunst, der mit Stressbewältigungsmaßnahmen in Verbindung gebracht wird, zeigt einen positiven Zusammenhang mit dem Wohlbefinden und der Lebenszufriedenheit. Lebenskunst wird zudem als lern- bzw. trainierbar angesehen, weshalb es auch in Coaching- oder Peergruppensettings eingesetzt und gefördert werden kann.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Einsatzkräfte der Feuerwehr viele Herausforderungen wahrnehmen und Ideen haben, wie die aktuelle Situation optimiert werden könnte. Neben Finanzierungsthemen scheinen auch soziale Situationen (Nachwuchssuche, Abgang von Kamerad*innen, etc.) sowie der gesellschaftliche Wandel zunehmend herausfordernd zu sein. Auch Belastungen für das Umfeld der Einsatzkräfte, die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Feuerwehr bzw. Feuerwehr und Familie und der hohe Verwaltungsaufwand wurden thematisiert.

Die freiwilligen Einsatzkräfte wünschen sich mehr Förderung durch die Politik und Wertschätzung durch die Gesellschaft. Hervorgehoben wurde auch die Diskrepanz, dass freiwillige Einsatzkräfte gerne dem Feuerwehrwesen nachgehen, aber dafür teilweise auch wirtschaftliche Belastungen in Kauf nehmen müssen, wie zum Beispiel, dass sie Urlaub für Ausbildungen nehmen müssen und nicht jeder Arbeitgeber tolerieren kann, dass die Einsatzkraft den Arbeitsprozess für einen Einsatz verlässt. Positiv hervorgehoben wurde von vielen Einsatzkräften wie wichtig ihnen die Tätigkeit an sich ist und wie sehr sie dabei die Kameradschaft brauchen und schätzen.

Die Einsatzkräfte beschrieben konkrete und auch zukünftige Herausforderungen im Feuerwehrwesen einerseits basierend auf der Feuerwehr Trendmap (konzipiert vom österr. Bundesfeuerwehrverband und der Fa. Rosenbauer) sowie bezogen auf die Themen Finanzierung, Motivation, Werben neuer Mitglieder, Vereinbarkeit Erwerbstätigkeit und Feuerwehr sowie Feuerwehr und Familie, Verwaltungsaufwand, gesellschaftlicher Wandel, Digitalisierung, zusätzliche Herausforderungen durch die Pandemie, Ausbildung, Übungen, Anerkennung, Rechtliches, Politik, Presse, neue Medien, Schaulustige, Öffentlichkeitsarbeit, Gendershift, Work-Life-Balance, Abrufbereitschaft, Gesundheit, Umwelt und Energieversorgung.

Insgesamt boten die Einsatzkräfte der Feuerwehr einen detaillierten Einblick in ihre Lebenswelt und machen sich intensiv Gedanken, wie das Feuerwehrsystem zukünftig weiterhin in der aktuellen Form bestehen kann, was es dafür braucht und wie das Wohlbefinden des Einzelnen dabei beachtet und gefördert werden kann.

Für Interessierte ist die gesamte Arbeit unter diesem Link Link verfügbar → Klick. Vor allem bei den deskriptiven Ergebnissen sind viele Diagramme integriert, die einen Überblick über die gegebenen Antworten darstellen.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals herzlichst bei allen bedanken, die an meiner Studie teilgenommen, den Link dazu geteilt oder mich in weiterer Form z.B. durch persönlichen Austausch unterstützt haben, denn damit ist diese Arbeit erst möglich gemacht worden. Ein Dankeschön gilt generell allen Einsatzkräften, die sich tagtäglich für uns alle engagieren!

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