Welle der Energieeffizienz erfordert Fachwissen im Bereich Brandschutz
ZUG (SCHWEIZ) IM MAI 2024: Das Europäische Parlament hat kürzlich im Plenum für die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) gestimmt. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands. Die neue Richtlinie bringt jedoch auch Herausforderungen im Bereich des Brandschutzes und der Sicherheit mit sich. Euralarm schlägt einen geplanten und integrierten Ansatz für diese Fragen vor.
Europäischer Gebäudebestand
Eine große Mehrheit der Gebäude in der Europäischen Union, etwa 85 %, wurde vor dem Jahr 2000 gebaut. Innerhalb dieser Gruppe werden 75 % als Gebäude mit unzureichender Energieeffizienz eingestuft. Die Verbesserung der Energieeffizienz dieser Gebäude ist entscheidend für Energieeinsparungen und entscheidend für das Erreichen eines emissionsfreien, vollständig CO2-freien Gebäudebestands im Jahr 2050.
Je nach Mitgliedstaat werden jedes Jahr nur 0,4-1,2 % des Gebäudebestands renoviert. Diese Zahlen lassen viel Raum für Verbesserungen, nicht nur bei der Energieeffizienz, sondern auch beim Wirtschaftswachstum. Renovierungs- und Nachrüstungsarbeiten an bestehenden Gebäuden haben eine fast doppelt so hohe Wertschöpfung wie der Bau neuer Gebäude. Auf kleine und mittlere Unternehmen entfallen mehr als 70 % der Wertschöpfung im EU-Bausektor. Bauunternehmen und Bauträger sind die Haupttriebkräfte für die Renovierung bestehender Gebäude, da ihre Größenvorteile die Investitionen in Renovierungen finanziell attraktiver machen.
Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden
Zur Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden hat die EU mit der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EU/2010/31) und der Energieeffizienzrichtlinie (EU/2023/1791), die beide im Jahr 2023 überarbeitet werden, einen Rechtsrahmen geschaffen. Zusammen fördern die Richtlinien Maßnahmen, die zu einem hoch energieeffizienten und CO2-freien Gebäudebestand bis 2050 beitragen. Gleichzeitig bieten die Richtlinien ein stabiles Umfeld für Investitionsentscheidungen. Verbraucher und Unternehmen werden in der Lage sein, besser informierte Entscheidungen zu treffen, um Energie und Geld zu sparen.
Die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) enthält einen verbesserten Standard für neue Gebäude, einschließlich einer ehrgeizigeren Vision, Gebäude emissionsfrei zu machen. Für bestehende Gebäude sind verbesserte langfristige Renovierungsstrategien vorgesehen, die als nationale Gebäuderenovierungspläne bezeichnet werden sollen. Außerdem werden eine „tiefgreifende Renovierung“ und Gebäuderenovierungspässe eingeführt. Eine tiefgreifende Renovierung ist ein Prozess, bei dem das volle Potenzial eines Gebäudes in einem oder, falls dies nicht möglich ist, in einigen wenigen Schritten ausgeschöpft wird, um den Energiebedarf zu senken, je nach Typologie und Klimazone des Gebäudes.
Erhöhte Brandrisiken
Um Gebäude vollständig kohlenstofffrei zu machen, ist eine weitere Elektrifizierung erforderlich. Die Elektrifizierung von Gebäuden und der Gesellschaft geht mit der Integration neuer Technologien in Gebäuden einher, die das Brandrisiko erhöhen können. Das erhöhte Risiko wird verursacht durch:
- Erhöhte elektrische Lasten: Die Elektrifizierung von Heizungs- und Verkehrssystemen (z. B. Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge) erhöht die elektrischen Lasten in Gebäuden, was zu einem erhöhten Brandrisiko führen kann, wenn die bestehende elektrische Infrastruktur nicht angemessen an den erhöhten Bedarf angepasst ist.
- Materiallagerung für Energiesysteme: Die Lagerung von Materialien wie Wasserstoff oder anderen Brennstoffen für saubere Energiesysteme birgt aufgrund ihrer Entflammbarkeit inhärente Brandrisiken.
- Elektrische Systeme: Im Bestreben, Energie zu sparen, können ältere Gebäude mit veralteten elektrischen Anlagen durch die zusätzliche Belastung durch neue, energieintensive Geräte und Systeme brandgefährdet werden.
- Installation von neuen Technologien: Die Installation neuer Technologien, die im Rahmen des Green Deal erforderlich sind, wie z. B. Solarpaneele und Batteriespeichersysteme, birgt neue Brandrisiken, insbesondere wenn sie unsachgemäß installiert oder gewartet werden.
- Dämmstoffe: Um die Energieeffizienz zu erhöhen, werden Gebäude oft mit neuen Dämmstoffen ausgestattet. Einige dieser Materialien können leicht entflammbar sein oder bei der Verbrennung giftige Dämpfe freisetzen, was das Brandrisiko und die möglichen Schäden bei einem Brand erhöht.
- Belüftungssysteme: Verbesserte Isolierung und energieeffiziente Gebäude erfordern verbesserte Belüftungssysteme, um Luftqualität und Luftfeuchtigkeit zu kontrollieren. Mängel in diesen Systemen können das Brandrisiko erhöhen oder dazu führen, dass sich Rauch und Giftstoffe im Falle eines Brandes schneller verbreiten.
Diese erhöhten Risiken erfordern erhebliche Änderungen der Brandschutz- und Sicherheitsmaßnahmen in und um Gebäude. Das Verständnis und die Abschwächung dieser erhöhten Brandrisiken sind entscheidend für einen sicheren Übergang zu energieeffizienteren und elektrifizierten Gebäuden im Rahmen des Green Deal.
Neue Gebäude
Die EPBD enthält einen verbesserten Standard für neue Gebäude, der unter anderem vorsieht, dass neue Gebäude für Solaranlagen geeignet sein müssen (sofern dies technisch und wirtschaftlich machbar ist), sowie eine ehrgeizigere Vision, dass Gebäude emissionsfrei sein sollen. Der letztgenannte Punkt erfordert unter anderem, dass Gebäude so wenig Energie wie möglich verbrauchen und nachhaltig erzeugte Energie nutzen. Dies kann durch den Einbau von mehr und fortschrittlicheren Isoliermaterialien erreicht werden. In Verbindung mit der zunehmenden Anzahl elektronischer und elektrischer Geräte in Gebäuden (z. B. Energiespeicherung als Teil von Energieeffizienzmaßnahmen) wird die Brandlast in Gebäuden weiter zunehmen und muss im gesamten Brandschutzkonzept und der Infrastruktur berücksichtigt werden.
Gemäß Artikel 7 der neuen EPBD müssen die Mitgliedstaaten bei neuen Gebäuden eine optimale Umweltqualität in Innenräumen, die Anpassung an den Klimawandel, die Brandsicherheit, Risiken im Zusammenhang mit starken seismischen Aktivitäten und die Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen berücksichtigen. Euralarm empfiehlt, regelmäßige Brandsicherheitsbewertungen durch zertifizierte Fachleute durchführen zu lassen. In Artikel 26 der EPBD heißt es, dass die Mitgliedstaaten sicherstellen müssen, dass die für die Umsetzung der EPBD verantwortlichen Personen Anleitung und Schulung erhalten, auch für unterrepräsentierte Gruppen. Diese Beratung und Schulung sollte sich auf die Bedeutung einer verbesserten Energieeffizienz konzentrieren und es ermöglichen, dass bei der Planung, dem Entwurf, dem Bau und der Renovierung von Industrie- oder Wohngebieten die optimale Kombination von Verbesserungen der Energieeffizienz, der Verringerung der Treibhausgasemissionen, der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen und der Nutzung von Fernwärme und -kälte berücksichtigt wird. Auch der Brandschutz kann in diese Beratung und Schulung einbezogen werden.
Bestehende Gebäude
Gebäude, die einer größeren Renovierung zur Verbesserung der Energieeffizienz bedürfen, werden in der EPBD ebenfalls erwähnt. Sie enthält einen Vorschlag zur schrittweisen Abschaffung alleinstehender, mit fossilen Brennstoffen betriebener Heizkessel, beginnend mit der Abschaffung der Subventionen für solche Kessel ab dem 1. Januar 2025. Dies geht Hand in Hand mit der Modernisierung von Gebäuden und ihren Systemen und einer besseren Integration von Energiesystemen für Heizung, Kühlung, Lüftung, Aufladen von Elektrofahrzeugen und erneuerbaren Energien. In den meisten Ländern gibt es auch zentrale Anlaufstellen für die energetische Gebäudesanierung für Hausbesitzer, KMU und andere Akteure. Diese Initiative sollte es ihnen leichter machen, sich der „Renovierungswelle“ anzuschließen. Gemäß Artikel 8 der EPBD fördern die Mitgliedstaaten bei Gebäuden, die einer größeren Renovierung unterzogen werden, hocheffiziente alternative Systeme, sofern diese technisch, funktionell und wirtschaftlich machbar sind. In Bezug auf Gebäude, die einer größeren Renovierung unterzogen werden, müssen die Mitgliedstaaten mehrere Fragen, einschließlich des Brandschutzes, behandeln.
Proaktive Teilnahme an Initiativen zur Energieeffizienz
Da der Brandschutz an mehreren Stellen in der EPBD erwähnt wird, sollten die Mitgliedstaaten den Brandschutz in der Gebäuderichtlinie berücksichtigen. Euralarm fordert alle nationalen Feuerwehrverbände in den Mitgliedstaaten auf, proaktiv mit ihren lokalen Behörden zusammenzuarbeiten, um ihnen Unterstützung und Fachwissen bei Aktivitäten im Zusammenhang mit Gebäudesanierung und Brandschutz zu bieten. Ihre Beteiligung ist von entscheidender Bedeutung für die Gewährleistung eines verbesserten Brandschutzes und der Sicherheit unseres Lebens- und Arbeitsumfelds. Sie wird auch das Bewusstsein bei politischen Entscheidungsträgern, Gebäudeeigentümern und Endnutzern schärfen.
Als lokale Brandschutzexperten sind das Wissen und die Erfahrung von Verbänden, Installateuren und Brandschutzexperten von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, Gebäuderenovierungen so anzuleiten, dass sie sowohl den aktuellen als auch den neuen Brandschutznormen entsprechen. Euralarm ermutigt sie, den lokalen Behörden die Hand zu reichen und sie dabei zu unterstützen, dass der Brandschutz bei allen (Renovierungs-) Projekten einen zentralen Stellenwert einnimmt.
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One-Stop-Shops als Impulsgeber für den Brandschutz
Das Konzept der „einzigen Anlaufstelle“, wie es in der EPBD vorgestellt wird, bezieht sich auf eine gestraffte, zugängliche Plattform oder Dienstleistung, die den Prozess für Gebäudeeigentümer und Interessengruppen zur Erfüllung der Anforderungen der EPBD vereinfacht. Dieser Ansatz wurde eingeführt, um die Renovierung und Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden in der Europäischen Union zu erleichtern. Der One-Stop-Shop-Ansatz wird bereits in mehreren Mitgliedsstaaten umgesetzt. Es wird erwartet, dass 5-6% des Renovierungsvolumens von 35 Millionen Gebäuden bis 2030, wie in der Renovierungswellenstrategie festgelegt, zu geringen sozialen Kosten erreicht werden können, indem private Investitionen mit kundenfreundlichen Methoden integriert werden. Das derzeitige Aktivitätsniveau des europäischen One-Stop-Shop-Marktes wird auf etwa 100 000 Projekte pro Jahr geschätzt.
Das Hauptziel der zentralen Anlaufstelle ist es, umfassende Unterstützung und Beratung für die Renovierung von Gebäuden zu bieten, insbesondere zur Verbesserung der Energieeffizienz und der Nachhaltigkeit. Sie bietet auch technische Unterstützung, von der Planungs- und Entwurfsphase bis zur Ausführung der Renovierungsarbeiten. Sie erleichtert die Koordinierung zwischen den verschiedenen Akteuren, die an der Gebäudesanierung beteiligt sind, wie z. B. Architekten, Bauunternehmer, Energieberater und lokale Behörden. Die zentrale Anlaufstelle kann auch ein Weg sein, um Informationen über den Brandschutz im Zusammenhang mit der Gebäuderenovierung bereitzustellen.
Die aktive Beteiligung von Brandschutzexperten und Unternehmen an lokalen Aktivitäten kann einen wesentlichen Beitrag zur Integration fortschrittlicher Brandschutzmaßnahmen bei der Renovierung und in die lokalen Bauvorschriften leisten und letztlich zu einem sichereren Lebens- und Arbeitsumfeld führen. Indem sie eng mit Regierungsbeamten zusammenarbeiten und von Anfang an einbezogen werden, können sie dazu beitragen, die Richtung der rechtlichen Rahmenbedingungen und der Durchsetzungspraktiken im Bereich des Brandschutzes vorzugeben.
Ganzheitlicher Ansatz von Euralarm
Euralarm schlägt einen ganzheitlichen Ansatz für Initiativen zur Steigerung der Energieeffizienz vor. Erstens sollten die Gebäudestruktur und ihre Inhalte dahingehend betrachtet werden, wie sie zur gesamten Brandlast beitragen und wie sie ein Brandereignis verhindern oder abschwächen können. Durch die Betrachtung des Gebäudes und seines Inhalts als System können Behörden, Brandschutzingenieure und Gebäudeeigentümer die Auswirkungen von Veränderungen auf die Brandsicherheit überblicken. Die Verantwortlichen, d. h. Behörden oder Gebäudeeigentümer, können so den Einsatz technischer Mittel zur Früherkennung und Evakuierung des Gebäudes optimieren bzw. voll ausschöpfen. Die Früherkennung und -warnung kann mit Systemen zum Löschen von Bränden, zur Kontrolle von Rauch und Hitze sowie mit Leitsystemen, die die Bewohner in Sicherheit bringen, verbunden werden.
Es sollte ein Organisationsplan erstellt werden, der ein Gesamtbild des Gebäudes, einschließlich seiner Infrastruktur, der beabsichtigten Nutzung und Belegung sowie der vorhandenen Brandmelde- und -kontrollsysteme enthält. Aus diesem Plan sollte hervorgehen, was im Brandfall geschehen soll und wer für die Einleitung und Durchführung welcher Maßnahmen verantwortlich ist.
Die Einführung eines ganzheitlichen Konzepts für den Brandschutz erfordert qualifizierte Personen und Unternehmen, die in der Lage sind, das Brandschutzkonzept zu definieren. Das erforderliche Qualifikationsniveau gilt nicht nur für die Definitionsphase, sondern auch für die Phasen der Planung, Installation, Inbetriebnahme und Wartung. Dieser Ansatz sollte zu Systemen führen, die der Dienstleistungsnorm EN 16763 für Brandschutz- und Sicherheitssysteme entsprechen. Gemeinsam können wir auf eine sicherere und widerstandsfähigere gebaute Umwelt in allen Mitgliedstaaten hinarbeiten.
Über Euralarm
Euralarm vertritt die Branche der elektronischen Brand- und Sicherheitssysteme und stellt der Industrie, dem Markt, den politischen Entscheidungsträgern und den Normungsgremien Führungsqualitäten und Fachwissen zur Verfügung. Unsere Mitglieder machen die Gesellschaft durch Systeme und Dienstleistungen in den Bereichen Branderkennung und -löschung, Einbruchmeldeanlagen, Zugangskontrolle, Videoüberwachung, Alarm-übertragung und Alarmempfangszentralen sicherer und sicherer. Euralarm wurde 1970 gegründet und vertritt über 5000 Unternehmen der Brandschutz- und Sicherheitsbranche mit einem Wert von 67 Milliarden Euro. Euralarm-Mitglieder sind nationale Verbände und einzelne Unternehmen aus ganz Europa.