Bayern: Korbmaschinisten-Ausbildung an der Drehleiter in Waging am See
WAGING AM SEE (BAYERN): „DL(A)-K 23-12“ – bei dieser Buchstaben- und Zahlenkombination denkt man wohl als erstes an ein Computer-Passwort mit verschiedenen Schreibweisen. Wie die Mitglieder der Feuerwehren wissen, handelt es sich jedoch hierbei um die Kurzbezeichnung für „Drehleiter mit Rettungskorb sowie einer Nennrettungshöhe von 23 Metern bei einer Nennausladung von 12 Meter“. Das bedeutet: Steht die Drehleiter 12 Meter von einem Gebäude weg, kann man bis zu einer Höhe von 23 Metern Personen retten oder arbeiten. Grundsätzlich geht es aber mit der ausgefahrenen Drehleiter insgesamt 32 Meter in die Höhe.
„Bei so viel Fachsprache ist es also verständlich, dass bei der Feuerwehr alle Bezeichnungen möglichst abgekürzt werden“, so Ausbilder Erich Wieland von der Waginger Feuerwehr mit einem Schmunzeln. Bei der Drehleiter handelt es sich um das „klassische“ Feuerwehrfahrzeug, welches wohl aus fast jedem Kinderzimmer bekannt ist. „Die Ausbildung und auch Handhabung mit diesem Fahrzeug ist jedoch äußerst komplex und verlangt eine gewisse Ausbildung“, berichtet Wieland: „Für die Drehleitermaschinisten gibt es Lehrgänge an den Staatlichen Feuerwehrschulen, auf Landkreisebene und natürlich Einweisungen vor Ort bei den jeweiligen Feuerwehren“. Schließlich müssen die Handgriffe zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem „ff“ heraus beherrscht werden.
Wichtig ist allerdings nicht nur die Arbeit des Maschinisten am Steuerstand, sondern auch die Tätigkeiten der eingesetzten Mannschaft im Rettungskorb an der Spitze der Drehleiter. „Auch von dort oben kann die Drehleiter zusätzlich manövriert werden“, weiß Ausbilder Adrian Kolb: „Dies ist besonders wichtig, wenn man sich in einem Bereich bewegt, der vom Hauptbedienstand nicht eingesehen werden kann.“ Um genau diese Tätigkeiten im Rettungskorb zu üben, fand für zehn neu ausgebildete Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr Waging dieses Training statt. Dabei stand nicht nur das Manövrieren der Leiter mit „ausfahren“, „drehen“ und „knicken“ im Mittelpunkt. Aus dem relativ engem Raum im Rettungskorb müssen im Ernstfall verschiedene Arbeiten erledigt werden können. Oft befindet sich die Besatzung auch direkt im Gefahrenbereich, wo sie sich mit den Atemschutzgeräten gegen den Brandrauch schützen müssen.
Grundkenntnisse über das Fahrzeug und Grundsätze im Einsatz bildeten den Einstieg in den Schulungstag. Die erlernten Aufgaben gingen von der Brandbekämpfung mit einem sogenannten Wenderohr oder auch einem Schlauch bis zu Schneidarbeiten mit der Motorsäge bei Unwettereinsätzen. Sehr oft muss auch eine Krankentrage am Rettungskorb befestigt werden, um liegende Personen im Auftrag des Rettungsdienstes aus Häusern zu retten, bei welchen man aus Platzgründen nicht durch das Treppenhaus kommt. Der Vorteil dabei ist, dass die Patienten während der Rettung auch medizinisch versorgt werden können. Bei diesen Einsätzen wird die dreiköpfige Besatzung einer Drehleiter auch immer von einem Löschfahrzeug begleitet, um mehr „Man-Power“ und gegebenenfalls weitere benötigte Gerätschaften am Einsatzort stellen zu können.
Die beiden Ausbilder Erich Wieland und Adrian Kolb zeigten sich im Anschluss an die Übungen sehr zufrieden mit dem motivierten Feuerwehr-Nachwuchs, welcher übrigens nicht nur aus Feuerwehr“Männern“, sondern auch Feuerwehr“Damen“ besteht.“Neben der ganzen Ausbildung und dem technischen Wissen ist natürlich auch die Aussicht über Waging aus dem Rettungskorb grandios“, weiß Erich Wieland lachend: „Wer diesen Blick genießen möchte, ist als aktives Mitglied bei der Waginger Feuerwehr gerne gesehen“.