Technisch

September 2024 → Feuerwehren des BFV Hartberg (Steiermark) im Sturm-Einsatz (Gesamtbericht)

HARTBERG (STMK): Die bereits angekündigte, prekäre Wetterlage, welche mit 11. / 12. September 2024 auf Österreich zukommen sollte, traf den Bereichsfeuerwehrverband Hartberg mit voller Wucht. Trotz dessen, dass der Bereichsfeuerwehrverband Hartberg bzw. der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld nur an den Ausläufern des Wetterereignisses liegt, waren einige Feuerwehren des Bereichsfeuerwehrverbandes seit Donnerstag, 12.09.2024, mit den Auswirkungen beschäftigt – insbesondere der Regen und die starken Sturmböen, mit Spitzen von bis zu 100 km/h, sorgten für zahlreiche Einsätze.

Chronologie der Ereignisse

Der Regen bescherte den für die Autobahn A2 zuständigen Feuerwehren am Donnerstag erste Einsätze. So wurde die Feuerwehr Bad Waltersdorf in den Vormittagsstunden zu einem Verkehrsunfall auf die A2, in Fahrtrichtung Wien gerufen. Die Feuerwehr Pinggau rückte insgesamt drei Mal auf die A2 aus, um verunfallte Fahrzeuge zu bergen – insbesondere der Wechselabschnitt der A2 gilt bei Regen als Unfallhotspot.

Am Freitag setzte bereits der vorhergesagte Sturm ein – die Feuerwehren Pöllau, Penzendorf, Friedberg, St. Jakob im Walde, Wenigzell, Stubenberg am See, Obertiefenbach, Vorau und Hartberg rückten allesamt zu umgestürzten Bäumen und blockierten Verkehrswegen aus. Die Feuerwehr Pinggau rückte nach einem Sturmeinsatz im Ort nochmals auf die A2 aus, um dort ein weiteres, verunfalltes Fahrzeug zu bergen.

Der Samstag begann mit Alarmierungen der Feuerwehren St. Lorenzen am Wechsel, Wenigzell, Pöllau, Stubenberg am See Hartberg und Mitterdombach. Hier rückten ebenfalls alle alarmierten Wehren zu blockierten Verkehrswegen und umgestürzten Bäumen aus. Im Laufe des Vormittages kam es in Penzendorf, Mitterdombach, Kainforf, Pöllau und Schildbach zu weiteren Alarmierungen. Der anhaltende bzw. immer stärker werdende Sturm forderte die Feuerwehren des Bereichsfeurwehrverbandes Hartberg zunehmend. Alarmierungen gingen im Sekundentakt ein. Sodann wurde um 20:00 Uhr der Bereichsführungsstab der KHD47 aktiviert, um eine rasche und effiziente Hilfeleistung noch besser und schneller koordinieren zu können. In den Abendstunden gingen durchgehend Meldungen über umgestürzte Bäume, welche Verkehrswege blockierten bzw. auf Gebäude gestürzt waren, bei der Florianstation in Hartberg ein. Punktuell kam es zu Unterbrechungen in der Stromversorgung und zahlreiche Straßen waren aufgrund umgestürzter Bäume nicht passierbar und wurden gesperrt. Aufgrund der anhaltenden Sturmböen lag der Fokus aber auf dem Eigenschutz der Einsatzkräfte, weshalb mehrere Lagen erst in den Morgenstunden bei Tageslicht bearbeitet wurden.

Bei einer Lage auf der L436 zwischen Sebersdorf und Großhartmannsdorf waren zwei Personen in einem Fahrzeug zwischen umgestürzten Bäumen eingeschlossen. Aufgrund der Situation vor Ort und den umliegenden Ortschaften, waren die Notrufenden aber aus allen Richtungen nicht erreichbar. Nach rund zwei Stunden konnten sich erste Helfer zu den Notrufenden vorarbeiten. Insgesamt waren bei dieser Lage sieben Feuerwehren (Sebersdorf, Bad Waltersdorf, Grosshartmannsdorf, Kroisbach, Großsteinbach, Hartberg und Kaindorf) im Einsatz.

Bei einer weiteren Lage wurde von der Landesleitzentrale der Polizei ein vermutliches unter bzw. zwischen mehreren Bäumen eingeschlossenes Fahrzeug zwischen Unterdombach und Unterbuch gemeldet. Eine Suche im angegebenen Bereich und eine erneute Kontaktaufnahme mit dem Notrufenden hat gezeigt, dass der PKW zwischen Unterdombach und Siebenbrunn steht und keine Verletzten zu verzeichnen sind.

Bis Sonntagmorgen standen rund 35 Feuerwehren mit über 600 Kräften bei über 500 Schadenslagen im Einsatz – das größte Problem war der massive Sturm, der über den gesamten Bereichsfeurwehrverband Hartberg zog. Das gesamte Ausmaß der Sturmschäden wurde erst bei Tageslicht sichtbar, woraufhin weiterhin Einsatztätigkeiten der Feuerwehren erforderlich waren. Auch am Sonntagvormittag hielt der Sturm die Einsatzkräfte weiter auf Trab. Nach wie vor galt Lebensgefahr im Freien – insbesondere in der Nähe von Bäumen und Gebäuden. Inzwischen war auch die Bezirkshauptfrau Mag. Kerstin Reith-Schweighofer im Bereichsführungsstab eingetroffen und beriet sich mit KHD-Kommandant ABI Andreas Fuchs sowie dem Bezirksrettungskommandanten Reinhard Peinsipp über die aktuelle Lage.

Zur Unterstützung der Feuerwehr Schildbach wurden zwei technische Züge (bestehend aus den Abschnitten 3 und 4) angefordert. Diese versuchen gemeinsam mit den örtlich zuständigen Feuerwehren Schildbach und Mitterdombach die B54 in Richtung Kaindorf sowie die L406 in Richtung Pöllau freizuräumen. Beide Züge teilten sich im Anschluss auf Pöllau sowie auf Mitterdombach und Schildbach auf, um die dort eingestezten Kräfte zu unterstützten. Die Feuerwehr Unterlungitz wird von der Feuerwehr Schölbing beim Freiräumen der B50 unterstützt. Die Feuerwehren Obertiefenbach sowie Kaibing unterstützen die Feuerwehr Stubenberg, die Wehren aus Wörth, Unterrohr und Ebersdorf rückten nach Sebersdorf ab, um die dortigen Kräfte zu unterstützen. Aufgrund von erwarteten Stromausfällen, mit denen auch ein Ausfall des Mobilfunknetzes einhergehen würde, waren die Feuerwehren angehalten, im Falle eines Stromausfalles ihre Rüsthäuser zu besetzen, um im Notfall eine Anlaufstelle für die Bevölkerung zu sein.

Abschnitt II im Dauereinsatz

Die orkanartigen Sturmböen trafen auch den Abschnitt II besonders stark. Von Freitag bis Dienstag galt es rund 200 Lagen abzuarbeiten. Es mussten Bäume von Straßen und Dächern entfernt, Hausdächer provisorisch abgedichtet und Menschen aus Notsituationen gerettet werden. Am schwersten betroffen war das Löschgebiet der Feuerwehr Stubenberg am See. Hier konnte das Rote Kreuz nur mit Begleitung eines Feuerwehrfahrzeugs zu Einsätzen ausrücken. Aus diesem Grund wurde der Rot Kreuz Stützpunkt für diese Zeit ins Rüsthaus verlegt. Die Feuerwehr Stubenberg stellte Feldbetten für die Kammeraden auf, um im Ernstfall sofort einsatzbereit zu sein.

Am Samstagabend wurde die B54 zwischen Kaindorf und Schildbach für den Verkehr gesperrt. Es lagen zu viele Bäume auf der Straße und das Entfernen dieser war auf Grund der Sturmböen für die Einsatzkräfte zu gefährlich. Am Sonntagmorgen begannen die Aufräumarbeiten mit Unterstützung von Traktoren und Baggern. Bis Mittag hatte die Feuerwehr Kaindorf ihren Teil der Straße freigemacht. Die Feuerwehr Mitterdombach hatte in ihrem Löschgebiet neben der B54 noch weitere Lagen und bekam die Feuerwehr Kaindorf den Auftrag vom BEFÜST, die Arbeit entlang der Bundesstraße fortzusetzten und die Nachbarwehr zu unterstützen. Von Schildbach Richtung Kaindorf begann ein KHD-Zug die Bäume zu entfernen. Gegen 20 Uhr konnte die Fahrbahn wieder freigegeben werden.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde die Feuerwehr Kaindorf mittels Sirenenalarm zur Unterstützung mehrere Wehren nach Sebersdorf alarmiert. Hier war ein PKW zwischen Bäumen eingeschlossen und die Einsatzkräfte kamen erst nach rund zwei Stunden zu den in Not Geratenen. Beinahe zeitgleich wurden die Feuerwehr Stubenberg am See und St. Johann bei Herberstein zu einer Menschenrettung gerufen. Auch hier versperrten Bäume einem Pkw den Weg. Die Feuerwehr Kaibing musste auf Grund der extremen Wetterlage ihr Fest am Sonntag in der Festhalle absagen. Kurzerhand entschloss das Kommando, das vorbereitete Essen den Kammeraden des Abschnitt II und dem BEFÜST zur Verfügung zu stellen. So konnten sich diese in den kurzen Pausen ausgiebig stärken. Die Feuerwehren Blaindorf, Obertiefenbach und Kaibing, die der Sturm nicht so heftig traf, unterstützten sowohl im eigenen Abschnitt als auch außerhalb, um die vielen Lagen möglichst rasch abzuarbeiten.

HOT-SPOT im Abschnitt 1

Besonders den Feuerwehrabschnitt 1 des Bereichsfeuerwehrverbandes Hartberg, welchem die Feuerwehren Penzendorf, Hartberg, Schildbach, Mitterdombach, Pöllau und die Betriebsfeuerwehr Durmont angehören, hat es während dieses Sturmereignisses hart getroffen. Abschnittsfeuerwehrkommandant Stefan Prinz, seines Zeichens auch Kommandant der Feuerwehr Pöllau, stand das ganze Wochenende selbst im Pöllauer Tal im Einsatz. Dennoch zeigt er sich überwältigt von den Leistungen seiner Einsatzkräfte im Abschnitt 1. „Die Feuerwehren haben Großartiges geleistet.“, so Prinz. „Viele Kräfte standen seit Freitag im Dauereinsatz, haben wenig Schlaf hinter sich – das macht die ganze Sache nochmal gefährlicher. Das Arbeiten während der starken Sturmböen war teilweise lebensgefährlich für unsere Einsatzkräfte. Man darf dabei nicht vergessen, dass alle unserer Kräfte dies freiwillig und unentgeltlich machen!“ fährt er fort.

Im Pöllauer Tal war die Feuerwehr Pöllau seit Freitagvormittag im Einsatz. Insgesamt wurden 114 Schadenslagen gemeldet. Man entschloss sich, Bereitschaftsgruppen zu bilden, um direkt per Funk alarmiert werden zu können. Zusätzlich zu den Einsätzen aufgrund des Sturmes musste man zu zwei Brandmeldealarmen, einer überhitzten Heizungsanlage und einer PKW-Bergung ausrücken. Am Sonntagnachmittag traf ein KHD-Zug des Feuerwehrabschnittes 3 aus Dechantskirchen ein, um die Pöllauer Kräfte bis in die Abendstunden zu unterstützen. Im Einsatz standen seitens der Feuerwehr Pöllau 63 Kräfte mit neun Fahrzeugen.

In Mitterdombach stand die örtliche Feuerwehr mit zwei Fahrzeugen und 18 Kräften insbesondere auf der B54 und l406 im Einsatz – diese mussten für 24 Std. gesperrt werden, da die Lage für die Einsatzkräfte zu gefährlich wurde. Sämtliche Gemeindestraßen in den Katastralgemeinden Siebenbrunn, Mitterdombach und Flattendorf waren von umgestürzten Bäumen bedeckt – hier kam man auf unglaubliche 120 Schadenslagen. Im Feuerwehrhaus errichtete man zwischenzeitlich eine Notunterkunft für eingeschlossene Personen – Mitterdombach war nämlich kurzfristig selbst von der Außenwelt abgeschnitten.

Die Feuerwehr Schildbach stand mit drei Fahrzeugen und 36 Kräften im Einsatz. Insbesondere das Freimachen der B54 und der L406 war die größte und aufwendigste Lage im Einsatzgebiet. Unterstützt wurden die Kräfte dabei am Sonntag von den Zügen der Feuerwehrabschnitte 3 und 4. Zahlreiche Häuser und Dächer wurden von umstürzenden Bäumen schwer beschädigt. Ebenfalls unterstützt wurde man von vielen Privatpersonen mit schwerem Gerät, einem Harvester, zwei Radladern und zahlreichen Traktoren.

In der Stadt Hartberg stand die Stadtfeuerwehr Hartberg mit insgesamt sieben Fahrzeugen und 26 Feuerwehrleuten bei 62 Schadenslagen im Einsatz. Besonders viele umgestürzte Bäume forderten die Kräfte. Die Ringstraße in Richtung Masenberg, welche durch das Einsatzgebiet der Feuerwehr Hartberg verläuft, musste für mehrere Tage gesperrt werden, da die Lage am Ringkogel zu gefährlich für die Einsatzkräfte wurde. Ebenfalls am Ringkogel wurde ein Fahrzeug von den umfallenden Bäumen eingeschlossen – in einer nicht ungefährlichen Rettungsaktion gelang es der Stadtfeuerwehr Hartberg, die Fahrzeuginsassen aus der „Hölle“ zu befreien“, so Feuerwehrkommandant Hannes Böchheimer. Paralell dazu unterstützte die Feuerwehr Hartberg die Feuerwehren Penzendorf, Grafendorf und Mitterdombach mit schwerem Gerät.

35 Einsatzkräfte standen mit drei Fahrzeugen bei knapp 100 Schadenslagen in Penzendorf im Einsatz. Am Sonntag und am Montag wurden sie indes von der Feuerwehr Hartberg mit dem schweren Rüstfahrzeug mit Kran, von der Feuerwehr Bad Waltersdorf mit der Teleskopmastbühne und von der Feuerwehr Mönichwald mit Manneskraft und Motorsägen unterstützt, da es nicht möglich war, alle Lagen in ihrem Einsatzgebiet selbst zu bewältigen. Besonders prekär war die Lage zwischenzeitlich in Staudach, einem Ortsteil von Greinbach. Am Samstagabend musste man alle Versuche abbrechen, die Verkehrswege nach Staudach freizuhalten, da sich die Lage innerhalb von wenigen Stunden dramatisch verschlechterte und größte Lebensgefahr für die Einsatzkräfte bestand. Ein Autofahrer war zwischenzeitlich in Staudach eingeschlossen, nach dem Ermitteln der Koordinaten wurde dieser per Telefon zu einem nahegelegenen Bauernhaus gelotst, um dort bis zum darauffolgenden Tag Unterschlupf zu finden.

Bilanz der Sturmeinsätze

Nach dem katastrophalen Hochwasserereignis vom 08.06.2024 wurde der Bereichsfeuerwehrverband Hartberg im heurigen Jahr abermals von einem massiven Unwetter heimgesucht. Die umfassenden und fordernden Schadenslagen – speziell der erforderliche Einsatz über mehrere Tage hinweg – konnten die Feuerwehren aus dem BFV Hartberg ohne Unterstützung aus anderen/benachbarten Feuerwehrbereichen selbst erfolgreich abarbeiten. Neben der Bezirkshauptfrau Mag. Kerstin Reith-Schweighofer und dem Roten Kreuz (mit Bezirksrettungskommandanten Reinhard Peinsipp) waren die EVUs, die Baubezirksleitung sowie die betroffenen Gemeinden mit deren Maschinen im Einsatz. Gemeinsam mit schweren Geräten von Fachfirmen und Landwirten konnte rasch Hilfe geleistet werden. Insgesamt 43 Feuerwehren mit über 1.600 freiwilligen Mitgliedern aus dem Bereichsfeuerwehrverband Hartberg wurden zu 1.200 Schadenslagen, welche in Zusammenhang mit dem Sturmereignis standen, alarmiert.

Verletzt wurde im Zuge der Sturmeinsätze niemand – weder Einsatzkräfte noch geschädigte/betroffene Personen!

Bereichsfeuerwehrverband Hartberg

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