Übungen

Bayern: Übungsnachmittag in Rottau / Grassau→ rund 150 Teilnehmer bei herausfordernden Szenarien

GRASSAU (BAYERN): Denkt man an das beschauliche Touristendorf Rottau, so kommt einen sicherlich als erstes ein friedliches und wunderschönes Fleckchen Erde am Fuße der Chiemgauer Alpen in den Sinn. Nicht so am Übungssamstag, bei dem rund 150 Helferinnen und Helfer der Feuerwehren sowie des Bayerischen Roten Kreuzes die Zusammenarbeit probten. Auf Einladung der örtlichen Feuerwehr wurden zusammen mit den Vertretern des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein neun spannende Übungen vorbereitet, die vom Arbeitsunfall bis hin zu einem Brand im Heizwerk reichten – und das Dorf Rottau (Gemeinde Grassau) für einige Stunden in ein „gefährliches Pflaster“ verwandelten.

Text: Hubert Hobmaier, Kreisfeuerwehrverband Traunstein
Bilder: Hubert Hobmaier, Wolfgang Gasser | Kreisfeuerwehrverband Traunstein, Lukas Hofmann, Feuerwehr Rottau, Luis Pleyer, BRK-Kreisverband Traunstein

„Wir haben bewusst darauf geachtet, dass wir Übungen vorbereiten, wie sie das Leben schreibt“, betont Kommandant Florian Hofmann und Kreisbrandinspektor Rupert Kink freut sich am Ende des Übungsmarathons, „dass die Teilnehmenden ein durchwegs gutes Feedback abgegeben haben“.

Hinter dem Rottauer Kommandanten und seiner Mannschaft liegen wochenlange Planungen und Vorbereitungen. „Wir wollten die Feuerwehrler und Rettungsdienstler fordern und ihnen eine Bandbreite an verschiedenen Themen in den Übungen anbieten“, so Florian Hofmann.

Verteilt im gesamten Ortsbereich sind daher in den vergangenen Tagen und Wochen neun unterschiedliche Übungsstationen entstanden, die von den teilnehmenden Aktiven der Feuerwehren Grassau, Staudach-Egerdach, Unterwössen, Oberwössen, Reit im Winkl, Marquartstein und Schleching sowie von zehn Helfern des BRK-Kreisverbandes Traunstein in wechselnden Konstellationen abgearbeitet werden mussten.

Koordiniert wurden die „Alarmierungen“ von den Mitgliedern der Feuerwehr Rottau sowie von der Mannschaft der Feuerwehr-Führungsstelle Achen, die im Feuerwehrhaus Stellung bezogen hatte. An jeder Übungsstation waren Beobachter vor Ort, die die Abläufe und das Vorgehen dokumentierten und zum Abschluss mit den Beteiligten ein Feedbackgespräch durchführten. Die Übungsbeobachter waren überwiegend Kommandanten und erfahrene Führungskräfte aus dem Kreisbrandmeisterbereich „Florian Traunstein Land 2-1“, also von den Feuerwehren zwischen Inzell und Grabenstätt.

Zwölf Schauspieler der BRK-Notfalldarstellung sorgten dafür, dass man die Übungen kaum mehr von echten Einsätzen unterscheiden konnte. Neben täuschend echt „geschminkten“ Verletzungen forderten sie die Ehrenamtlichen immer wieder mit ihren schauspielerischen Talenten heraus.

An der Hackerstraße war beispielsweise ein PKW gegen einen Baum geprallt. Die Fahrerin war verletzt und brauchte eine medizinische Erstversorgung. Sie hatte kleine Päckchen transportiert, die „atomare Stoffe“ beinhalteten. Bei einem Verladeunfall in einem Lagerhaus im Ortsteil Mühlwinkel wurde ein Arbeiter unter einem großen Container eingeklemmt, sein zur Hilfe eilender Kollege erlitt dabei an den Armen Verätzungen. Neben der Menschenrettung mussten dort die Helfer mit medizinischen Sofortmaßnahmen den Verätzungen entgegenwirken.

Bei einen weiteren „Chemieunfall“ auf einem Landwirtschaftlichen Betrieb vermischten zwei Jugendlichen versehentlich zwei Chemikalien. Da diese miteinander reagierten waren die Helfer auch an dieser Station mit zwei Verletzten konfrontiert. Eine Verpuffung im Heizwerk führte dazu, dass ein Arbeiter verletzt im Gebäude war und die Einsatzkräfte bei Eintreffen eine mächtige Rauchwolke erwartete. Neben der Menschenrettung unter Atemschutz war hier ein umfangreicher Löschangriff nötig.

An der Kreuzstraße hatte ein Traktorfahrer beim Rangieren eine Radfahrerin übersehen und diese mit dem Anhänger überrollt. Hier stand die medizinische Erstversorgung ebenso im Blickfeld der Helfer wie die Befreiung der Person aus ihrer misslichen Lage. Den Umgang mit einer Brandmeldeanlage konnten die Teilnehmer am Feuerwehrhaus Rottau trainieren. Hier standen der Ablauf sowie die Erkundung und das sichere Anwenden der Technik im Vordergrund.

Beim Kieswerk nahe der Bachstraße prallte ein PKW gegen eine Betonmauer. Eine Eisenstange bohrte sich dabei in den Brustkorb der Beifahrerin. Neben der medizinischen Erstversorgung galt es, die beiden Frauen schnell und schonend aus ihrem Wagen zu befreien. Am Friedhof wurde eine Person bewusstlos. Hier waren insbesondere die Kompetenzen der „Reanimation und Beatmung“ gefragt, die die Helfer an einer „Reanimationspuppe“ anwenden mussten.

Während „Schrauberarbeiten“ in einer Garage kam es auf Grund eines defekten Heizstrahlers zu einer hohen Kohlenstoffmonoxid Konzentration. Dies führte dazu, dass eine Person bewusstlos wurde und leblos in der Garage lag. Mittels Atemschutzgeräteträgern verschafften sich die Helfer Zutritt in die Garage und retteten die Person zur weiteren medizinischen Versorgung ins Freie.

„Die Organisation hat reibungslos funktioniert“, freute sich am Ende Kommandant Florian Hofmann und dankte insbesondere den vielen Helfern seiner Feuerwehr. „Jede Feuerwehr hatte die Chance fünf bis sechs Übungen zu fahren und somit hohe Vielfallt unterschiedlicher Themenfelder trainieren zu können“. Viele „Schaulustige“ machten sich an den Übungsstationen selbst ein Bild von den Herangehensweisen der Helfer und zeigten sich immer wieder beeindruckt, von der schnellen und professionellen Arbeit der Teilnehmer.

Grassaus 2. Bürgermeisterin Daniela Ludwig war ebenso wie der 3. Bürgermeister Manfred Huber im Rottauer Ortsgebiet unterwegs, um den Ehrenamtlichen bei ihren Übungen über die Schultern zu blicken. Eine Abordnung des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr war ebenfalls vor Ort, um als Beobachter die Übungen in Augenschein zu nehmen. Mit einer gemeinsamen, von der Marktgemeinde Grassau spendierten, Brotzeit in der Fahrzeughalle des Feuerwehrhauses fand der Übungstag seinen geselligen Ausklang.

„Ich bedanke mich bei allen Helferinnen und Helfern aus unseren Reihen und hoffe, dass ihr allesamt die Abläufe und Vorgehensweisen festigen konntet“, so der Rottauer Kommandant in seinem kurzen Schlusswort. Manfred Huber betonte, „jeder Euro in die Ausrüstung zur Steigerung der Sicherheit ist aus Sicht der Gemeinde gut investiert aber ohne euch engagierte Ehrenamtliche wäre die gesamte Ausrüstung wertlos“.

Kreisfeuerwehrverband Traunstein

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