D: Angriffe auf Einsatzkräfte sind Alltag – besonders bei Berufsfeuerwehren
BERLIN (DEUTSCHLAND): Im Einsatz beleidigt oder bedroht zu werden, ist für die Mitglieder vieler Feuerwehren nichts Ungewöhnliches. Dieser traurige Befund der ersten gemeinsamen Umfrage des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) aus dem Jahr 2023 zum Thema „Gewalt gegen Einsatzkräfte“ wurde jetzt bestätigt.
In einer weiteren Untersuchung befragten die beiden Spitzenverbände nun neben den Freiwilligen Feuerwehren auch Berufs- und Werkfeuerwehren. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, sich für Gewaltprävention und ein gesellschaftliches Klima einzusetzen, in dem Gewalt keinen Platz hat – wie die Verbände es mit ihren Kampagnen „Keine Gewalt“ und #GewaltAngehen tun.
„Dieser Zustand ist unhaltbar! Es kann und darf nicht sein, dass fast die Hälfte der befragten Feuerwehrangehörigen in den letzten beiden Jahren bei einem Einsatz beleidigt, bedroht oder an der Arbeit gehindert worden ist. Unsere Zahlen beweisen erneut, dass dies kein Einzelfall ist. Gesellschaft und Politik sind jetzt erst recht gleichermaßen gefordert, das Rückgrat der inneren Sicherheit zu unterstützen“, so DFV-Präsident Karl-Heinz Banse in einer Aussendung vom 19. Dezember 2024. Um dieses Mal auch den Fragen und Bedürfnissen der Berufs- und Werkfeuerwehren gerecht zu werden, wurde in der vorbereitenden Arbeitsgruppe des DFV der Fragebogen weiterentwickelt. Hier wirkten Vertreterinnen und Vertreter mehrerer Feuerwehren sowie der Gewerkschaften Verdi und Komba mit. Das Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) führte die Online-Befragung durch und wertete die Zahlen aus. Mit mehr als 7.500 Personen wurden diesmal rund 1.000 Personen mehr als 2023 erreicht. Von den Freiwilligen Feuerwehrkräften wiederholten rund 23 Prozent die Befragung.
Mehr als 50 Prozent der Freiwilligen Feuerwehrkräfte erklärten, in den vergangenen beiden Jahren angegriffen worden zu sein, was die Ergebnisse von 2023 leider bestätigt. Bei den Werkfeuerwehrmitgliedern war der Anteil gleich hoch. Bei den Berufsfeuerwehrangehörigen berichteten sogar 75 Prozent von Angriffen in den letzten zwei Jahren. Bei mehr als 90 Prozent aller Betroffenen gab es unter den Angriffen Beschimpfungen und Beleidigungen.
Einzelne Aspekte der Ergebnisse:
- Die Ergebnisse der ersten Befragung der Freiwilligen Feuerwehren wurden bestätigt.
- Beschimpfung, Ignoranz und Respektlosigkeiten sind Alltag, werden aber dennoch als schlimm empfunden.
- Gewalt geht vorrangig von Einzeltätern aus.
- Bei der Berufsfeuerwehr sind die Zahlen für Beschimpfungen, das Bewerfen mit Feuerwerk und tätliche Angriffe besonders hoch.
- Gewalt geschieht für alle Feuerwehren vor allem im Straßenverkehr. Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr und Werkfeuerwehr erleben hier öfter die Androhung, mit einem Fahrzeug angefahren zu werden, als die Berufsfeuerwehrmitglieder.
- Berufsfeuerwehrangehörige erleben mehr Gewalt bei Einsätzen im häuslichen Umfeld und beim Rettungsdienst.
- Zwei Drittel der Vorfälle werden nicht an die zuständigen Ordnungsbehörden gemeldet. Begründung: Dies hätte keine Aussicht auf Erfolg.
- Alkohol- und Drogeneinfluss scheinen bei Angriffen auf die Berufsfeuerwehr einen stärkeren Einfluss zu haben.
„Mit diesen Zahlen dürfen wir uns nicht abfinden!“, mahnt Dr. Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der DGUV. „Auch verbale Übergriffe wie Beleidigungen sind inakzeptables Verhalten. Wer sich beruflich oder ehrenamtlich für andere einsetzt, hat Respekt verdient, keine Beschimpfungen.“ Mit der Kampagne #GewaltAngehen setzen die Unfallkassen, Berufsgenossenschaften und ihr Spitzenverband DGUV unter Schirmherrschaft von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil seit einem Jahr ein Zeichen gegen Gewalt und werben für wirksame Präventionsangebote. Anzeigen- und Plakatmotive mit authentischen Botschafterinnen und Botschaftern sind zentrales Element der Kampagne. Die Kampagnenbotschaft „Es geht alle an, wenn man mich angeht.“ unterstreicht, dass die Prävention von Gewalt eine Aufgabe ist, zu der alle etwas beitragen können.
DFV-Präsident Karl-Heinz Banse rief die Einsatzkräfte schon in der Vergangenheit dazu auf, Gewalt wirklich anzuzeigen. „Wir Feuerwehren müssen uns aber auf Polizei und Justiz verlassen können, dass Gewalt gegen uns auch effektiv verfolgt wird – besonders in Großstädten. Vereinfachte Anzeigeverfahren und Sonderanwaltschaften wären hier hilfreich. Auch der Alkohol- und Drogenmissbrauch muss offenbar in den Großstädten stärker bekämpft werden, um Übergriffe zu verhindern“, forderte Banse.
Beide Verbände kündigten bereits in Resolutionen an, sich konsequent weiter mit dem Phänomen der Gewalt gegen Einsatzkräfte zu beschäftigen und deren Prävention zu stärken. Die zusammengefassten Ergebnisse der zweiten gemeinsamen Umfrage sowie weitere Informationen stehen auf der DFV-Webseite unter https://www.feuerwehrverband.de/kampagnen/keine-gewalt/ zur Verfügung. Auf der DGUV-Landingpage www.gewalt-angehen.de stehen Informationen zum Thema Gewalt und Gewaltprävention sowie Unterstützungsangebote der Unfallversicherungsträger für verschiedene Zielgruppen zur Verfügung.