2024 wurde in Österreich zum erschütternden Rekordjahr bei tödlichen Forstunfällen: + 19 Prozent
ÖSTERREICH: Mit mindestens 43 tödlichen Forstunfällen im Jahr 2024 erreicht die Zahl der tragischen Vorfälle im Forstbereich einen neuen Rekord. Dies entspricht einem Anstieg um 19 Prozent im Vergleich zu den 36 Unfällen im Jahr davor, wie Beobachtungen vom Fachbereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV zeigen. Eine Analyse der Unfallberichte zeigt regionale Unterschiede, spezifische Gefahrenmomente und saisonale Risiken.
Ein Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre zeigt eine kontinuierliche Zunahme tödlicher Unfälle im Forstbereich: 2019 wurden 27 tödliche Unfälle verzeichnet, 2020 waren es bereits 34, 2021 stieg die Zahl auf 35 und 2022 blieb sie konstant bei 34. 2023 wurde mit 36 tödlichen Unfällen ein Rekord aufgestellt, der jedoch 2024 erneut überschritten wurde, wie aus Medienbeobachtungen des KFV hervorgeht.
Regionale Brennpunkte
Die regionale Verteilung der mindestens 43 tödlichen Forstunfälle im Jahr 2024 zeigt deutliche Unterschiede:
- Steiermark: 14 Fälle
- Niederösterreich: 10 Fälle
- Tirol: 5 Fälle
- Oberösterreich: 5 Fälle
- Kärnten: 4 Fälle
- Salzburg: 2 Fälle
- Vorarlberg: 2 Fälle
- Wien: 1 Fall
Die Zahlen addieren sich auf 43 Fälle und zeigen eine auffällige Konzentration in der Steiermark und Niederösterreich und damit in jenen Bundesländern, die sich durch große Waldflächen auszeichnen.
Altersstruktur: Hohe Gefährdung älterer Menschen
Ein erheblicher Anteil der Opfer – etwa 45 Prozent – war älter als 60 Jahre. Diese Altersgruppe ist oft bei Forstarbeiten im Alleingang unterwegs, was das Risiko für Unfälle deutlich erhöht. Viele der verunglückten Personen unterschätzen die körperlichen Anforderungen und die Gefahren, die von schwerem Gerät oder unerwartet stürzenden Bäumen ausgehen. Zudem erschwert das Arbeiten allein in abgelegenen Gebieten oft eine schnelle Rettung im Notfall. Die Unfallberichte zeigen, dass ein Großteil dieser Fälle vermeidbar gewesen wäre, wenn präventive Maßnahmen wie Partnerarbeit und Sicherheitsüberprüfungen vor Beginn der Arbeiten durchgeführt worden wären.
Hauptgefahren und saisonale Risiken
Die Unfallberichte zeigen, dass folgende Szenarien besonders häufig zu den tragischen Ereignissen geführt haben:
- Baumfällarbeiten: 24 Fälle, oft durch unkontrolliert umstürzende oder verkeilte Bäume.
- Einsatz von Traktoren: 7 Fälle, meist durch Kippen in steilem Gelände.
- Stürze in unwegsamem oder vereistem Gelände: 12 Fälle.
Mehr als ein Viertel der Unfälle ereignete sich in den Wintermonaten (Jänner, Februar, Dezember). Vereiste Flächen, schlechte Sichtbedingungen und die Witterung allgemein tragen in dieser Zeit erheblich zur Unfallhäufigkeit bei.
Nachholbedarf bei Prävention vor allem im privaten Bereich der Waldarbeit
„Die immer weiter steigenden Zahlen vor allem im Bereich der privaten Waldarbeit verdeutlichen, dass hier mehr Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden müssen“, so Unfallspezialistin Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Forschungsbereiches Sport- und Freizeitsicherheit in der Präventionsinstitution KFV. „Neben technischen Lösungen und besserer Schutzausrüstung wie z.B. spezielle Schnittschutzhosen und Helme sind Schulungen wie sie im gewerblichen Bereich gut genutzt werden wichtig, um die Zahl der Unfälle nachhaltig zu senken.
- Saisonale Schulungen: Insbesondere vor der Wintersaison sollten spezifische Trainings angeboten werden, die auf die besonderen Herausforderungen dieser Jahreszeit eingehen. Themen wie das Arbeiten auf vereistem oder schneebedecktem Untergrund, der Umgang mit eingeschränkter Sicht und das richtige Verhalten bei niedrigen Temperaturen stehen dabei im Fokus. Ziel ist es, die Risiken durch Wetterbedingungen besser einschätzen zu können und entsprechende Schutzmaßnahmen umzusetzen.
- Koordination von Arbeiten: Gerade die Arbeit allein birgt hohe Risiken, da im Ernstfall schnelle Hilfe oft nicht möglich ist. Maßnahmen wie Partnerarbeit und klare Kommunikationswege sorgen dafür, dass im Notfall rasch und zuverlässig Hilfe geleistet werden kann.
- Verstärkter Einsatz von Sicherheitsausrüstung: Helme, Schnittschutzhosen und rutschfeste Schuhe müssen Standard werden.