Türkei: Heftige Brandschutz-Kritik nach Hotelbrand mit 76 Toten → auch stellvertretender Feuerwehr-Chef verhaftet
Der verheerender Brand in einem Skihotel in der türkischen Provinz Bolu hat in der Nacht zum 21. Januar 2025 76 Menschen das Leben gekostet. Mehr als 50 Personen wurden verletzt, einige davon schwer. Das Feuer, das sich mitten in der Nacht im Gebäude mit über 230 Gästen ausbreitete, hat nicht nur eine Welle der Trauer, sondern auch heftige Kritik an den Betreibern und der Regierung ausgelöst.
Einsatzkräfte kämpfen gegen die Flammen
Der Brand brach gegen Mitternacht in dem abgelegenen Hotel in den verschneiten Bergen aus. Einsatzkräfte der Feuerwehr mussten aus der rund 40 Kilometer entfernten Stadt Bolu anrücken, was wertvolle Zeit kostete. Die Rettungsarbeiten gestalteten sich schwierig, da die Flammen sich aufgrund des hohen Holzanteils im Bau des Hotels rasend schnell ausbreiteten. Das Dach des zwölfstöckigen Gebäudes stürzte ein, und weite Teile des Hotels wurden zerstört. Die Feuerwehr und die Katastrophenschutzbehörde (Afad) waren bis in den Morgenstunden im Einsatz, um Überlebende zu retten und die letzten Glutnester zu löschen. Trotz aller Bemühungen verloren 76 Menschen ihr Leben. Zahlreiche weitere wurden unterkühlt oder mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht.
Schwere Vorwürfe wegen mangelhaften Brandschutzes
Nach der Tragödie werden immer mehr Details über mögliche Verstöße gegen den Brandschutz bekannt. Überlebende und Augenzeugen berichteten, dass grundlegende Sicherheitsvorkehrungen wie Feueralarme, Feuerlöscher und Sprinkleranlagen entweder fehlten oder nicht funktionierten. Dies habe die Katastrophe maßgeblich verschärft. Überlebende berichteten, dass während des nächtlichen Brandes kein Feueralarm ausgelöst worden sei und Gäste in völliger Dunkelheit in Fluren voller Rauch nach Fluchtwegen in dem 12-stöckigen Gebäude suchen mussten. Die türkische Opposition kritisierte, dass die Regierung im Jahr 2012 die Brandschutzvorschriften für Hotels gelockert habe. Dadurch sei es möglich geworden, Unterkünfte ohne ausreichende Schutzmaßnahmen zu betreiben. Besonders das Fehlen einer vorgeschriebenen Sprinkleranlage und einer ausreichenden Zahl von Notausgängen wird als Ursache für die hohe Zahl der Opfer angeführt. Menschen sprangen in Panik aus Fenstern, andere versuchten sich mit zusammengeknoteten Bettlaken abzuseilen und sich so vor den Flammen in Sicherheit zu bringen.
Ermittlungen und erste Festnahmen
Bisher wurden elf Personen in Zusammenhang mit den Ermittlungen festgenommen – darunter der Hotelbesitzer, der Vizebürgermeister von Bolu sowie der stellvertretende Feuerwehrchef. Präsident Recep Tayyip Erdogan sicherte zu, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Ermittlungen zur Brandursache laufen weiterhin. Laut Berichten konzentrieren sie sich auf mögliche technische Defekte oder Fahrlässigkeit beim Betrieb des Hotels. Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy wies jedoch die Verantwortung der Regierung von sich. Er erklärte, die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften liege in der Zuständigkeit der lokalen Behörden und Betreiber. Kritiker werfen der Regierung vor, durch gelockerte Vorgaben die Sicherheit der Gäste gefährdet zu haben.
Rettungskräfte stehen vor großen Herausforderungen
Die Feuerwehr und Rettungskräfte vor Ort lobten die Solidarität und Unterstützung der lokalen Bevölkerung. Dennoch zeigen solche Ereignisse, wie wichtig schnelle Erreichbarkeit und ausreichende Kapazitäten von Feuerwehr und Rettungskräften in abgelegenen Regionen sind. Die Katastrophenschutzbehörde Afad warnt zudem vor den langfristigen Folgen solcher Brände. Gerade bei touristischen Einrichtungen müssten Sicherheitsvorkehrungen oberste Priorität haben, um solche Tragödien künftig zu verhindern.
Lehren für den Brandschutz
Dieser Vorfall rückt die Bedeutung von Brandschutzmaßnahmen in Hotels und öffentlichen Gebäuden erneut in den Fokus. Eine konsequente Umsetzung und Überwachung der Vorschriften sind entscheidend, um Gäste und Mitarbeitende zu schützen. Feuerwehrverbände in der Türkei und weltweit appellieren an Betreiber und Regierungen, die Sicherheitsstandards zu erhöhen und regelmäßige Kontrollen durchzuführen. Der Brand im Skihotel von Bolu ist eine Mahnung, wie lebenswichtig eine funktionierende Sicherheitsinfrastruktur ist. Der Einsatz der Feuerwehr und Rettungskräfte verdient höchste Anerkennung, doch die Tragödie wirft die Frage auf, ob mit besseren Vorsichtsmaßnahmen viele Leben hätten gerettet werden können.
Siehe auch: Türkei: 76 Tote bei Großbrand in 12-stöckigem Hotel im Kartalkaya Ski Center