Abseits-Feuerwehr | Diverses

Dauerstress bei Feuerwehrleuten: Wie sich mentale Belastung auf die Einsatzfähigkeit auswirkt – und was hilft

Ein Funkruf reißt sie aus dem Schlaf. Sekunden später sitzen sie in voller Montur im Einsatzfahrzeug. Was sie erwartet, wissen sie nie. Ein Wohnhausbrand? Ein schwerer Verkehrsunfall? Vielleicht ein Suizidversuch? Feuerwehrleute stehen regelmäßig unter enormem Druck. Ihr Job verlangt blitzschnelle Entscheidungen in Extremsituationen.

Doch was passiert nach dem Einsatz? Stress, Schlafmangel und emotionale Belastung summieren sich. Jeder vierte Feuerwehrmann zeigt Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. Wie können Einsatzkräfte langfristig gesund bleiben? Welche Methoden helfen, die mentale Widerstandsfähigkeit zu stärken? In diesem Artikel gibt es einige Anregungen dazu.

Chronischer Stress und seine Folgen

Dauerhafte Alarmbereitschaft hinterlässt Spuren. Feuerwehrleute müssen nicht nur körperlich fit sein, sondern auch mental belastbar bleiben. Jede Schicht kann zu einem Ausnahmezustand werden – unregelmäßiger Schlaf, Adrenalinschübe und gefährliche Situationen gehören zum Alltag. Doch dieser Stress verschwindet nicht einfach nach Dienstende. Viele Einsatzkräfte haben Schwierigkeiten, abzuschalten. Langfristig kann das gravierende Folgen haben. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass chronischer Stress die Gehirnstruktur verändert. Der Körper bleibt in einer Dauerschleife aus erhöhter Alarmbereitschaft, was die Wahrscheinlichkeit für Depressionen, Angststörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Eine anhaltende Überproduktion von Cortisol, dem Stresshormon, beeinträchtigt zudem das Immunsystem und erhöht das Risiko für Burnout.

Entspannung, aber natürlich

Viele setzen auf Sport als Ventil, um Stress abzubauen. Regelmäßige Bewegung hilft, das überschüssige Adrenalin nach einem Einsatz abzubauen und das Stresslevel langfristig zu senken. Andere greifen auf natürliche Mittel zurück. CBD zur Entspannung wird zunehmend beliebter, da es helfen kann, das Nervensystem zu beruhigen und den Schlaf zu verbessern. Studien deuten darauf hin, dass Cannabidiol Angstzustände reduzieren und die Erholung nach belastenden Einsätzen unterstützen kann. Wer sich bewusst mit Stressbewältigung auseinandersetzt, reduziert das Risiko langfristiger psychischer Schäden.

Dürfen Feuerwehrleute CBD nehmen?

CBD (Cannabidiol) ist ein nicht-psychoaktiver Bestandteil der Hanfpflanze und in Deutschland sowie Österreich legal. Anders als THC hat CBD keine berauschende Wirkung und beeinträchtigt weder das Reaktionsvermögen noch die Entscheidungsfähigkeit. Feuerwehrleute dürfen CBD grundsätzlich konsumieren, solange es keine Rückstände von THC enthält. Dennoch gibt es einen wichtigen Punkt zu beachten: In seltenen Fällen kann auch in legalen CBD-Produkten eine geringe Menge THC enthalten sein, die in einem Drogentest nachweisbar wäre.

Wann sollten Feuerwehrleute nach der Einnahme wieder in den Einsatz gehen?

Die Wirkung von CBD setzt in der Regel nach 30 bis 60 Minuten ein und kann mehrere Stunden anhalten. Da es beruhigend wirken kann, wird empfohlen, CBD erst nach einem Einsatz oder vor der Nachtruhe einzunehmen. Während eines laufenden Einsatzes oder in Bereitschaftszeiten ist der Konsum nicht ratsam, um mögliche individuelle Reaktionen wie leichte Müdigkeit auszuschließen.

Schlafmangel als unterschätztes Risiko

Jede Feuerwehrkraft kennt das Problem: Nach einem nächtlichen Einsatz kehrt der Körper nicht sofort zur Normalität zurück. Das Adrenalin pumpt noch Stunden später durch die Adern, der Kopf verarbeitet die Eindrücke, an Schlaf ist kaum zu denken. Doch genau hier liegt eine große Gefahr. Wer dauerhaft zu wenig schläft, trifft schlechtere Entscheidungen, reagiert langsamer und ist anfälliger für emotionale Erschöpfung. Chronischer Schlafmangel führt zu einem massiven Leistungsabfall. Das Gehirn braucht den Tiefschlaf, um Informationen zu verarbeiten und Stresshormone abzubauen. Wer regelmäßig nur vier oder fünf Stunden schläft, riskiert dieselben kognitiven Einschränkungen wie jemand mit 0,8 Promille Alkohol im Blut.

Emotionale Belastung: Der unsichtbare Druck

Einige Einsätze hinterlassen tiefe Spuren. Der Tod eines Kindes, schwere Unfälle oder das Gefühl, nicht genug tun zu können – all das kann Feuerwehrleute auch lange nach einem Einsatz noch beschäftigen. Viele verdrängen diese Erlebnisse zunächst. Doch irgendwann holen sie einen ein. Psychologen sprechen hier von „stiller Traumatisierung“. Die Symptome sind oft subtil: Reizbarkeit, sozialer Rückzug, ständige Anspannung. Manche greifen zu Alkohol oder anderen Bewältigungsmechanismen, um ihre Gedanken zu betäuben. Doch das löst das Problem nicht – es verstärkt es.

Tipp: Reden hilft

Einsatzkräfte profitieren davon, offen über ihre Belastungen zu sprechen. Regelmäßige Nachbesprechungen im Team bieten eine gute Gelegenheit, emotionale Eindrücke gemeinsam zu verarbeiten und schwierige Erlebnisse nicht mit sich allein herumzutragen. Wenn ein Einsatz besonders belastend war, kann es helfen, gezielt das Gespräch mit erfahrenen Kollegen oder speziell geschulten Feuerwehr-Psychologen zu suchen.

Hier geht’s zur Heftübersicht

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert