Evakuierungsübungen schnell und einfach auswerten → Wichtige Erfahrungen und Checklisten bei Online-Fortbildung „DFV direkt“ vorgestellt
BERLIN (DEUTSCHLAND): Warum es notwendig ist, Evakuierungsübungen zu planen, begleiten und auszuwerten und wie es zur Erstellung einer entsprechenden Fachempfehlung kam, war diesmal Inhalt der Fortbildungsreihe „DFV direkt“ des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV). Zu diesem Themenkomplex referierte Lars Inderthal, selbst Feuerwehrmitglied. Das interessierte Publikum quer durch die Republik erreichte mit 790 Personen eine sensationelle Zahl. Die abschließend von Inderthal im Chat beantworteten Fragen zeigten, wie stark die Feuerwehren überall mit der Thematik konfrontiert sind. Dem Deutschen Feuerwehrverband ist es damit als Service erneut gelungen, ein wichtiges Thema niedrigschwellig über die kostenfreie Online-Fortbildung zu verbreiten.
Der Ursprung für die Handreichung als Grundlage der Onlineschulung liegt in grundsätzlichen Überlegungen des Gemeinsamen Ausschusses für Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes und des Deutschen Feuerwehrverbandes, dem Inderthal angehört. Die Fachleute hatten sich über einen Vorfall bei einer Evakuierungsübung in einer Schule ausgetauscht, bei der Erziehungsberechtigte aufgrund von verwendetem Übungsnebel gesundheitliche Folgen für das eigene Kind befürchtet und geklagt hatten.
Lars Inderthal erläuterte zunächst die Verantwortlichkeiten für derlei Übungen – dies seien die Einrichtungen selbst. Feuerwehren könnten allenfalls unterstützend und in Beobachtungsfunktion daran teilnehmen, was in der Praxis auch oft so stattfinde. Aber: „Nicht alle Feuerwehren haben die Kapazität zur Begleitung oder Vorbereitung von solchen Evakuierungsübungen“, berichtete der Referent. Er klärte in diesem Zusammenhang auch die verwendete Begrifflichkeit, welche sich von dem sonst weithin gebräuchlichen Begriff „Räumungsübungen“ unterscheidet. Zwecks Vereinheitlichung bediente man sich somit jener Definition aus der DGUV Information 205-033, insbesondere für erleichterten Zugang gegenüber weniger mit dem Themenkreis vertrauten Zielgruppen – vorwiegend Beteiligten aus der Einrichtung selbst.
Dem Mitautor der Fachempfehlung für Evakuierungsübungen war insbesondere der Hinweis wichtig, dass die Übungen sich in einem festen rechtlichen Rahmen bewegen und mit den fachlichen Ausführungen nur Ergänzungen stattfinden.
Inderthal erklärte: „Beübt werden können und sollten natürlich nicht nur Brände als Ursache, sondern beispielsweise auch Gefahrstoffaustritte oder andere realistische Szenarien.“ Sollte allerdings ein Schadenfeuer simuliert werden, so sei nach heutigen Erkenntnissen der Autorengruppe jener Fachempfehlung der Verzicht auf Rauchdarstellung problemlos möglich. Ersatzweise könnten Schilder mit Aufschriften, verdunkelnde Materialien an Türen oder viele weitere kreative Ideen Verwendung finden. Damit würden auf einfache Weise die initiale Frage möglicher Gesundheitsschädigungen sowie notwendige Wartungsintervalle derlei technischer Hilfsmittel vermieden werden.
Wichtig seien die Übungen für alle Beteiligten nicht nur wegen der vorgeschriebenen Notwendigkeit, sondern weil die Auswertung wichtige Erkenntnisse produziere. Dafür wurden im Fachausschuss zu diesem Zweck entsprechende Checklisten entwickelt, die es den Beteiligten ermöglichen, ohne großen zeitlichen Aufwand eine Nachbereitung durchzuführen. Damit entfiele eine aufwendige Entwicklung eigener Arbeitshilfen; die vorliegenden Vorlagen mit Empfehlungscharakter wären lediglich den eigenen individuellen Verhältnissen vor Ort anzupassen. Anschließend stünde innerhalb weniger Minuten ein profundes und professionelles Auswertungsergebnis zur Verfügung.
Die Checklisten enthalten auch diverse Anregungen zur langfristigen Vorbereitung von Evakuierungsübungen. Dazu zählen die Festlegung eines geeigneten Durchführungszeitpunkts ebenso wie die Einbeziehung und Instruktion beteiligter Stellen und Personen. So wäre eine vorangehende Information an die Erziehungsberechtigten sinnvoll, auch deren Einbindung als Beobachter könnte in einzelnen Fällen möglich sein. Der Experte riet: „Was bei der Übung herumkommen sollte, sind Erkenntnisse, ob Zeitspannen eingehalten wurden, welche Behinderungen in den Fluchtwegen aufgefallen sind, inwieweit Aufzüge benutzt wurden oder die umfassende Feststellung der vollständigen Anwesenheit. Das ist insbesondere im Hinblick auf digitale Klassenbücher und ähnliche Verzeichnisse eine interessante Frage.“ Alle Abläufe müssten stets geschärft und geübt werden. Alle Anwesenden in Gebäuden, angefangen von in den Termin eingeweihten Sekretärinnen bis hin zu externen Handwerkern, müssten von der Evakuierung erfasst sein und dürften den Vorgang nicht „verharmlosen“.
Für den Evakuierungsfall seien die Verantwortlichkeiten zu regeln und individuelle Aufgaben einzelner Beteiligter zu definieren. Individuell zu regeln wäre im Vorfeld der Aufbewahrungsort der Erste-Hilfe-Ausstattung, auch deren Mitnahme an den Sammelplatz. Die Festlegung von Verbesserungsmaßnahmen würde auf die Veranstaltung folgen. Häufig anzutreffende Regeln in Verwaltungen könnten nach Ansicht des Referenten meist vereinfacht werden, indem wichtige Stempel mit nach draußen zu nehmen wären, Computer nur zu sperren und nicht herunterzufahren sowie vertrauliche Dokumente schnell im Schreibtisch einzuschließen.
Ob eine Übung stattfinden könne, sei schließlich abhängig von den aktuellen Verhältnissen. Sobald aufgrund von Wetterbedingungen oder Personalausfällen eine Gefährdung von Personen drohe, sei eine Absage oder Verschiebung unausweichlich, erklärte der Referent abschließend.
Die nächste Ausgabe von „DFV direkt“ beschäftigt sich mit den Herausforderungen der Feuerwehr durch Elektromobilität. Was ist bei Brandbekämpfung und technischer Hilfeleistung zu beachten? Jochen Schäfer, DFV-Fachberater Elektromobilität, stellt am Mittwoch, 2. April 2025, auch das Kompetenzzentrum für Elektromobilität vor. Information und Anmeldung: https://www.feuerwehrverband.de/veranstaltungen/dfv-direkt/ – dort stehen auch die Präsentationen und Berichte der vorherigen Fachvorträge zur Verfügung.