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Hochwasser-Schutz in Oberösterreich weiter im Aufrüsten

OBERÖSTERREICH: Das vergangene Hochwasser im September 2024 hat eines gezeigt: Die Schutzmaßnahmen, die um hunderte Millionen Euro seit den verheerenden Hochwasserkatastrophen 2002 und 2013 errichtet wurden, haben gehalten und vor Schäden in weitaus größerem Ausmaß bewahrt. In Oberösterreich waren 2024 besonders das südliche Innviertel und das Mühlviertel von extremen Wasserführungen betroffen. Dank bereits bestehender Rückhaltemaßnahmen und Hochwasserschutzanlagen waren nur kleinräumige Überflutungen zu verzeichnen.

„Der vergangene Herbst hat uns einmal mehr deutlich vor Augen geführt, wie wichtig unsere Bemühungen und Investitionen im Bereich des Hochwasserschutzes sind. Jeder investierte Euro fließt direkt in den Schutz und die Sicherheit der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher. Die Wetterereignisse im Herbst haben auch gezeigt, dass wir in puncto Schutz und Prävention auf dem richtigen Weg sind. Diesen Weg werden wir konsequent
weitergehen und so die Sicherheit für unsere Landsleute erhöhen“, sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer in einer Aussendung vom 14. März 2025.

„Die Wetterlage im vergangenen September war eine Herausforderung, wie wir sie nur alle paar Jahrzehnte erleben sollten. Doch die Klimaerwärmung macht diese meteorologische Ausnahme immer wahrscheinlicher. Aber wir hatten auch Glück, da die größten Niederschlagsfelder nicht im Abflussbereich der oberösterreichischen Flüsse niedergegangen sind. Dennoch hat sich die Schutzwirkung unzähliger baulicher Maßnahmen zur Hochwasserabwehr gezeigt. Es ist unser Auftrag, diesen Schutz für die Bevölkerung weiter auszubauen und zu optimieren“, so Umweltlandesrat Stefan Kaineder.

Erfolge der Hochwasserschutzmaßnahmen

Die nach den Hochwasserkatastrophen von 2002 und 2013 errichteten Schutzbauten haben sich erneut bewährt. Rückhaltebecken, Längsbauwerke und modernisierte Dämme konnten die Auswirkungen des Hochwassers erheblich mildern. Neu errichtete Frühwarnsysteme an den Gewässern, aber auch die koordinierte Überwachung und Steuerung der Anlagen zeigten, dass Oberösterreich auf ein derartiges Ereignis gut vorbereitet ist. Jedes Hochwasser ist anders und die Niederschlags- und Abflusssituation sind unterschiedlich. Das Lernen aus solchen Hochwasserereignissen ist für weitere Planungen von Schutzmaßnahmen unschätzbar wertvoll. Klar ist, einen hundertprozentigen Schutz vor Hochwasser gibt es nicht. Allerdings nützen die Erkenntnisse aus jedem Hochwasser zur Überprüfung der Grundlagen und der laufenden Planungen. Eine rasche Umsetzung von Projekten ist essentiell, um die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher noch besser vor Überschwemmungen und Hochwässer schützen zu können. Die Finanzierbarkeit von Hochwasserschutzprojekten hat deshalb oberste Priorität und wird auch weiterhin von Landesseite sichergestellt sein.

Eine neue Studie österreichischer Forscherinnen und Forscher, veröffentlicht im Fachjournal „Nature“, zeigt, dass kurzfristige Starkregenereignisse in Österreich in den letzten 40 Jahren um durchschnittlich 15 Prozent intensiver geworden sind. Ursache ist die Klimaerwärmung, die zu feuchteren Luftmassen und stärkeren Niederschlägen führt. Während sich extreme Tagesniederschläge je nach Großwetterlage unterschiedlich entwickeln, hängt der Anstieg kurzfristiger Starkregen direkt mit höheren Temperaturen zusammen. Besonders betroffen sind kleinere Flusseinzugsgebiete, wo verstärkte Sturzfluten und lokale Hochwasserereignisse auftreten. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit gezielter regionaler Maßnahmen im Hochwasserschutz.
„Hochwasserschutz hat in Oberösterreich weiterhin Priorität. Unsere Experten entwickeln den Schutz für die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher kontinuierlich weiter. Das gilt zum einen in der Prävention, zum anderen natürlich auch bei Akutereignissen“, so Landeshauptmann Stelzer.

„Hochwasserschutz ist nie abgeschlossen. Er ist eine ständige Aufgabe, die sich den Herausforderungen des Klimawandels und den zunehmenden Extremereignissen anpassen muss. Oberösterreich wird diesen Weg entschlossen weitergehen, um die Sicherheit unserer Bevölkerung zu gewährleisten“, versichert Landesrat Kaineder abschließend. Die Ereignisse verdeutlichen einmal mehr, dass präventiver Hochwasserschutz eine unverzichtbare Investition in die Zukunft ist. Oberösterreich wird weiterhin mit Nachdruck an einem flächendeckenden, modernen Hochwasserschutz arbeiten.

Auswirkungen des Hochwassers 2024 auf Grund- und Trinkwasser

Es hat sich leider auch im September 2024 gezeigt, dass die Extremregenereignisse in Oberösterreich bei einer Reihe von Wasserversorgungsanlagen zu einer Beeinträchtigung der mikrobiologischen Trinkwasserqualität geführt haben. Auffällig war das auch bei einigen Wasserversorgungsanlagen, bei denen in der Vergangenheit – auch bei ausgeprägten Starkregenereignissen – bisher noch nie eine Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität festgestellt wurde. In den meisten Fällen war die Beeinträchtigung jedoch nur von kurzer Dauer – von wenigen Tagen bis zu zwei Wochen.

Bei größeren Systemen dauerte es bis zu 3 Wochen, bis in den letzten Netzbereichen die Trinkwasserqualität wieder belegt werden konnte. Insgesamt waren rund 30.000 Personen von Beeinträchtigungen ihres Trinkwassers durch das Hochwasserereignis betroffen. Wir nehmen diese Erfahrungen sehr ernst und werden auch hier evaluieren, wie wir diese Beeinträchtigungen und Auswirkungen verhindern bzw. minimieren können. Wir werden weiterhin an Maßnahmen für eine resiliente und zukunftssichere Wasserversorgung für die Bevölkerung arbeiten.

Aktuelles Hochwasserschutzprogramm für Oberösterreich

Strategische Grundlage: Hochwasserrisikomanagement

Der Hochwasserschutz in Oberösterreich basiert auf einem zielgerichteten übergreifenden Hochwasserrisikomanagement, das darauf abzielt, Risiken zu vermeiden, bestehende Risiken zu reduzieren und die negativen Folgen von Hochwasserereignissen zu minimieren. Ein wesentlicher Bestandteil ist zudem die Stärkung des Risikobewusstseins in der Bevölkerung. Ein integrales Risikomanagement verbindet wasserwirtschaftliche, raumplanerische, bautechnische sowie organisatorische Maßnahmen mit Bewusstseinsbildung und Eigenverantwortung der Bürger:innen. Die Schadensminimierung steht dabei im Vordergrund, da ein hundertprozentiger Schutz nicht umsetzbar ist. Gemeinsamer Grundsatz dabei ist, „Natur, wo möglich und Dämme wo notwendig“.

Koordination und Zusammenarbeit: Schützen durch Vernetzung

Hochwasserrisikomanagement erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Entscheidungsträgern, Einsatzkräften und der Bevölkerung. Katastrophenschutzpläne, Vorwarnsysteme und Monitoring sind essenziell. Hochwasser macht nicht vor Grenzen halt – deshalb sind Schulungen und eine koordinierte Vorgehensweise über Verwaltungsgrenzen hinweg notwendig. Herausforderungen im Wasserbau: Anpassung an den Klimawandel

Der Schutzwasserbau in Österreich folgt einer gemeinsam von Bund und Ländern entwickelten Strategie, die die Anpassung an den Klimawandel berücksichtigt:

  • Vorausschauendes Planen
  • Kooperative Planung
  • Klimafitter Wasserbau
  • Bewusstsein und Wissen fördern
  • Digitale Transformation nutzen
  • Zukunftsthemen erkennen und Lösungen anbieten


Die Schaffung von Rückhaltebecken und Retentionsräumen ist ein zentraler Bestandteil des Hochwasserschutzes in OÖ. Derzeit sind 129 Rückhaltebecken in Betrieb oder im Bau, wodurch 20 Millionen m³ Retentionsvolumen geschaffen wurden. Weitere 26 Becken sind in Planung. Es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass gemäß der vorliegenden Planungen Rückhaltebecken an der Feldaist oberhalb von Freistadt für die Hochwassersicherheit der Stadt und in Folge mit einer überregionalen Wirkung bis in die Siedlungsräume der Unterliegergemeinden unbedingt erforderlich sind.

Umsetzung und Finanzierung: Große Investitionen in den Hochwasserschutz

Nach dem Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 wurde in Oberösterreich mit dem „Hochwasserschutzplan OÖ“ das größte Hochwasserschutzprogramm in der Landesgeschichte gestartet und wesentliche Projekte wie der Machlanddamm wurden umgesetzt. Im Jahr 2013 war Oberösterreich wiederum von einer schweren Hochwasserkatastrophe betroffen. Seit 2013 wurden 166 Hochwasserschutzprojekte mit Gesamtkosten von ca. 172 Mio. Euro bis 2024 umgesetzt. Hochwasserschutzmaßnahmen in Oberösterreich erfordern eine umfassende Planung, die weit über die eigentliche Bauphase hinausgeht. Vor der Umsetzung stehen mehrere entscheidende Schritte: Die Abflussuntersuchung und Gefahrenzonenplanung bilden die Grundlage, gefolgt von der generellen Planung und der wasserrechtlichen Einreichung.

Anschließend wird die Finanzierung über eine fördertechnische Genehmigung sichergestellt, bevor die detaillierte Ausführungsplanung und die Ausschreibung der Bauleistungen erfolgen. Erst danach kann der Bau starten. Dieser strukturierte Ablauf zeigt, wie komplex Hochwasserschutzprojekte sind und wie wichtig die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten für eine erfolgreiche Umsetzung ist. Die Finanzierung erfolgt an Interessentengewässern über das Wasserbautenförderungsgesetz (WBFG) mit Beiträgen von Bund, Land und Gemeinden.
• Rückhaltemaßnahmen: 50 % Bund, 40 % Land, 10 % Gemeinde
• Linearmaßnahmen: 40 % Bund, 40 % Land, 20 % Gemeinde

Zusätzlich werden gewässerökologische Verbesserungen durch das Umweltfördergesetz (UFG) unterstützt.

Laufende Hochwasserschutzprojekte in Oberösterreich

Am Gewässernetz in Oberösterreich, ausgenommen der Donau, sind derzeit 52 Hochwasserschutzmaßnahmen und wasserbauliche Planungen ohne Instandhaltungsmaßnahmen mit einer Gesamtinvestition von 104 Mio. € geplant oder auch schon in Umsetzung. Die größten anstehenden Projekte für 2025 sind:
Hochwasserschutz Attergau
Hochwasserschutz Timelkam (Oberau)
Hochwasserschutz Rottenbach
Alleine diese Projekte werden Gesamtinvestitionen von 26,5 Mio. Euro auslösen.

Ausgewählte Erfolgsprojekte

Abgeschlossen: Größtes Rückhaltebecken Österreichs – Kremsau
Das Rückhaltebecken Kremsau in den Gemeinden Nußbach und Wartberg/Krems bietet Schutz für 650 Objekte und damit etwa 1.000 Einwohner:innen sowie Betriebe mit ca. 1.500 Beschäftigten. Mit 2,6 Mio. m³ Retentionsvolumen ist es das größte Rückhaltebecken Österreichs. Im Rahmen des Hochwasserschutzprojekts wurden innerhalb des Rückhaltebeckens rund 10 Hektar Naturflächen geschaffen, die sich ohne menschlichen Eingriff entwickeln dürfen. Diese Flächen bieten Lebensraum für verschiedene Pflanzen, Tiere und Pilze, die das Gebiet nach und nach neu besiedeln. Dadurch entsteht eine vielfältige und natürliche Umgebung, die zur ökologischen Verbesserung beiträgt.

In Umsetzung: Hochwasserschutz Seebach – Sicherheit für Hinzenbach
Im Rahmen des oberösterreichischen Hochwasserschutzprogramms wird derzeit in der Gemeinde Hinzenbach das Projekt „Hochwasserschutz Seebach – Linearmaßnahmen Pulvermühlbach“ umgesetzt. Ziel ist ein Schutz der Ortschaft Seebach vor einem 100- jährlichen Hochwasserereignis. Dazu wurde 2023 ein Hochwasserrückhaltebecken errichtet, das den Abfluss reguliert, und seit Frühjahr 2024 werden lineare Schutzbauten im Siedlungsgebiet umgesetzt.
Die Maßnahmen schützen 115 Einwohner, 60 Wohngebäude, mehrere Betriebe sowie wichtige Infrastrukturen. Besondere Aufmerksamkeit galt ökologischen Aspekten, etwa der Fischpassierbarkeit und der Uferbepflanzung. Die Schutzbauten wurden im November 2024 fertiggestellt, aktuell laufen abschließende Arbeiten wie der Bau eines Sandfangs und Bepflanzungen. Bereits im Juli 2024 zeigte sich die Wirksamkeit des Rückhaltebeckens, das ein lokales Hochwasser erfolgreich ohne Schäden ableiten konnte.

Vor Baustart: Hochwasserschutz Attergau: Schutz für Siedlungen und Infrastruktur
Der Hochwasserschutzverband Attergau, bestehend aus den Gemeinden St. Georgen, Straß, Berg im Attergau und Vöcklamarkt, setzt ein umfassendes Schutzprojekt gegen Hochwasser um. Ziel ist der Schutz der bestehenden Siedlungen und Infrastruktur entlang der Dürren Ager, des Klausbaches und des Sagererbaches. Ein 100-jährliches Hochwasserereignis an der Dürren Ager würde aktuell zu großflächigen Überflutungen in St. Georgen führen, da Engstellen wie die Brücke der Attergaustraße nur begrenzte Abflusskapazitäten aufweisen.

Das Schutzkonzept sieht den Bau von drei Retentionsbecken mit insgesamt 700.000 m³ Speichervolumen vor. Diese werden naturnah gestaltet und begrünt, um gleichzeitig Lebensräume zu schaffen und die Biodiversität zu fördern. Der Baustart für das Projekt ist Anfang 2026 geplant.

Hochwasserschutzmaßnahmen an der Oö. Donau

An der Donau in Oberösterreich sind derzeit 29 Hochwasserschutzmaßnahmen und wasserbauliche Planungen mit einer Gesamtinvestition von in etwa 170 Mio Euro geplant oder auch schon in Umsetzung. Die Finanzierung erfolgt auf Basis von Vereinbarungen gemäß Artikel 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land Oberösterreichmit mit einem Förderschlüssel von:
50 % Bund, 30 % Land, 20 % Gemeinde

Laufende Bauprojekte

Handelshafen Linz: Hochwasserschutzprojekt mit Gesamtkosten von 35,7 Mio. €, Fertigstellung bis Sommer 2025.
Ars Electronica Center Linz: Hochwasserschutzmaßnahmen im Bau, Investition von rund 700.000 €.
Asten (Raffelstetten): Wasserrechtsbescheid liegt vor, fördertechnische Unterlagen in Vorbereitung, geschätzte Kosten 2,5 Mio. €.
Eferdinger Becken: Drei Gemeinden kurz vor wasserrechtlicher Bewilligung (technischer Schutz in etwa 90 Mio. €)

In den letzten Jahren umgesetzte Absiedelungsmaßnahmen zur Risikominimierung

  • Eferdinger Becken, Gemeinde Walding: Mehrere Grundstückseigentümer nutzen Absiedelungsoption,
  • Saxen, Grein, Hirschenau: Acht erfolgreiche Absiedelungen außerhalb der Machland-Nord-Schutzanlage, ergänzt um aktiven Hochwasserschutz für ein Objekt in Saxen.

Die Maßnahmen tragen zur langfristigen Sicherheit und zur Schaffung von Retentionsraum bei und sind ein zentraler Bestandteil des Hochwasserschutzmanagements in Oberösterreich. Das Land Oberösterreich investiert konsequent in Hochwasserschutzmaßnahmen, um Mensch, Infrastruktur und Wirtschaft vor den Folgen von Hochwasserereignissen zu schützen. Durch die Verbindung von technischer Innovation, strategischer Planung und gemeinschaftlicher Verantwortung wird der Hochwasserschutz in Oberösterreich zukunftsfit gestaltet.

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