Lokal

Bayern: Feuerwehr Schnupperkurs „Lkw“ für Frauen war ein voller Erfolg → deutlich mehr Anmeldungen als Teilnehmerplätze

GRASSAU (BAYERN): Frauen sind seit vielen Jahren auch in den heimischen Feuerwehren angekommen und stehen ihren männlichen Kollegen in nichts nach. Dennoch wollen die beiden Kreisfeuerwehrverbände (KFV) Traunstein und Rosenheim das Engagement von Frauen im Ehrenamt stärken und weiter ausbauen. Daraus ist nun die Idee entstanden, ein Lkw-Schnuppertraining für Frauen anzubieten. Die Organisatorinnen konnten sich am Ende eines interessanten, aber auch lustigen Tages über eine erfolgreiche Veranstaltung mit vielen zufriedenen Gesichtern freuen. Das Netzwerk der „Feuerwehrfrauen“ soll zukünftig ausgebaut werden.

Zehn Meter lang, 530 PS stark, 21 Tonnen schwer und zur Freude der Feuerwehrdamen in feuerwehrrot lackiert, war der Trainings-Lkw, den die Fahrschule Eggerl aus Wasserburg beziehungsweise Traunreut für den Tag zur Verfügung gestellt hatte. Insgesamt 18 Frauen aus den Landkreisen Traunstein und Rosenheim konnten einen der Teilnehmerplätze ergattern und durften unter Begleitung von Fahrlehrer Jürgen Eggerl mit dem tonnenschweren Gefährt einige Runden auf dem Firmengelände des Biomassehofes Achental in Grassau drehen.

Auf dem Firmengelände konnten die Frauen verschiedene Fahrmanöver durchführen und erste Erfahrungen im Vorwärts- aber auch im Rückwärtsfahren sammeln. Das seitliche Einparken bereitete den Teilnehmerinnen ebenfalls keine Schwierigkeiten und manch eine Fahrerin traute sich dann am Ende, eine Fahrt durch eine Engstelle zu wagen und so die beeindruckenden Abmessungen des Lastwagens hautnah zu erleben. Eines hatten die Frauen alle gemeinsam, nach der Fahrt sind sie mit strahlenden Augen und mit einem breiten Grinsen vom Fahrerhaus die Stufen hinuntergestiegen.

„Wir hatten deutlich mehr Anfragen als verfügbare Plätze“, informiert Franziska Leitenbacher, die Frauenbeauftrage des KFV Traunstein und ergänzt, „wir freuen uns zwar über das große Interesse, bedauern aber auch, dass wir nicht allen Frauen einen Platz zuweisen konnten“. Das große Interesse an dieser „Premiere“ freut auch Veronika Berndl, die Frauenbeauftrage aus Rosenheim sowie ihre Stellvertreterin Sophie Hamberger. „Wir sehen uns absolut bestätigt und wollen das Angebot speziell für Feuerwehrfrauen zukünftig ausbauen“, so ihr erstes Fazit.

Die Frauenbeauftrage des Landkreises Traunstein, Farnziska Leitenbacher

Neben den Fahrten mit dem LKW hatten die Frauen auch die Möglichkeit einen Blick „unter die Motorhaube“ zu werfen und die technischen Details der hochmodernen Fahrzeuge kennen zu lernen. Michael Bichler, Feuerwehrmann und Mitarbeiter am Biomassehof erklärte mit sehr viel Fachwissen die unterschiedlichen Bauteile und technischen Einrichtungen und beantwortete die vielen Fragen der Teilnehmerinnen.

Mit der Idee und dem Konzept haben die Organisatoren „ins Schwarze getroffen“ und sorgten für richtig viel Begeisterung unter den Feuerwehrfrauen. „Es war mega geil“ sagte beispielsweise Verena Frommelt aus Ruhpolding und schmunzelte ergänzend, „vielleicht werde ich ja die erste Maschinistin in unserer Feuerwehr“. Ähnlich äußerten sich noch viele weitere Frauen und bescheinigten den Verantwortlichen eine großartige Organisation.

Neben der Grundidee, Frauen als Maschinistinnen für die tonnenschweren Feuerwehrfahrzeuge zu gewinnen, organisierten die drei Hauptverantwortlichen Franziska Leitenbacher, Veronika Berndl und Sophie Hamberger eine kleine Austauschplattform für den ersten „reinen Frauenlehrgang“ auf Landkreisebene. Bei Kaffee und Kuchen sowie strahlenden Sonnenschein konnten sich die Teilnehmerinnen austauschen, ihre Erlebnisse reflektieren und einen geselligen Tag verbringen.

Zum Auftakt in den Vormittagsstunden waren auch die beiden Kreisbrandräte Christof Grundner (Traunstein) und Richard Schrank (Rosenheim) nach Grassau gekommen. Richard Schrank betonte, „ich freue mich insbesondere darüber, dass wir mit diesem Lehrgangsangebot über die Landkreisgrenzen hinweg zusammenarbeiten“. Sein Traunsteiner Amtskollege dankte dem Biomassehof Achental und der Fahrschule Eggerl für deren Engagement. Darüber hinaus freute sich Christof Grundner, „dass derartige Veranstaltungen vielleicht auch dazu genutzt werden können, um die verschiedenen Aufgaben im Feuerwehrdienst interessierten Frauen und Männer gleichermaßen im Vorfeld der eigentlichen Ausbildung näher zu bringen“.

Der Biomassehof Achental hat den Feuerwehren das Betriebsgelände sowie den Lkw zur Verfügung gestellt und darüber hinaus auch noch den Lehrgangsteilnehmerinnen die Brotzeit spendiert. Den Fahrschul-Lkw hatte die Fahrschule Eggerl kostenlos bereitgestellt und Fahrlehrer Jürgen Eggerl, verzichtete ebenfalls auf ein Honorar. Neben einem Applaus der Teilnehmerinnen erhielten die beiden Firmen als Zeichen des Dankes aus den Händen der Organisatorinnen einen kleinen Geschenkkorb.

Jürgen Eggerl bescheinigte den Damen durchwegs die „Lkw-Tauglichkeit“ und meinte lachend, „lauter Talente unter den Feuerwehrfrauen“. Darüber hinaus betonte er, dass es auch für ihn ein schöner und lustiger Tag war, der ihm gerne in Erinnerung bleiben wird. Auf die Frage hin, ob ihn überhaupt etwas aus der Ruhe bringen kann sagte er schmunzelnd, „nach 40 Jahren Fahrlehrertätigkeit eigentlich nicht“.

„Die vielen positiven Rückmeldungen haben uns gezeigt, dass es sich lohnt auch mal neue Wege zu gehen“, so das erste gemeinsame Fazit der drei Frauenbeauftragten. „Ohne Veranstaltungen wie diese, würden auch wir drei uns gar nicht kennen“, merkt Franziska Leitenbacher an. „Wir Frauenbeauftragten sind sowohl auf Bezirks- als auch auf Landesebene gut vernetzt und treffen uns bei Seminaren und tauschen uns aus. Aus diesen Treffen mit anderen Feuerwehrfrauen können wir jedes Mal so viele neue Ideen mitnehmen“, so Franziska Leitenbacher. 

„Und so entstand auch dieses Gemeinschaftsprojekt, von dem zwei Landkreise profitieren“, fügte Veronika Berndl hinzu. Die beiden Hauptverantwortlichen bestätigen im Gespräch mit Wolfgang Gasser von der Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein, „Unterstützerinnen, Ideengeberinnen und Netzwerkerinnen zur Stärkung der Fachbereiche sind jederzeit willkommen“. Für die Organisatorinnen steht bereits jetzt fest, dass Netzwerk der Feuerwehrfrauen in der Region soll weiter ausgebaut und gestärkt werden.

Kreisfeuerwehrverband Traunstein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert