D: Hochwassergroßübung 2022 der Feuerwehren der VG Rheinauen und des Rhein-Pfalz-Kreises
Die Naturkatastrophe 2021 hat gezeigt, dass Feuerwehren und Katastrophenschutzeinheiten bei extremen Wetterlagen stark gefordert sind. Der Schutz von Menschenleben, der Infrastruktur und von Sachwerten sind sowohl materialintensiv als auch personalintensiv. Um sich auf ein solches Jahrhunderthochwasser besser vorbereiten zu können, haben die Feuerwehren der VG Rheinauen und des Rhein-Pfalz-Kreises, sowie die Katastrophenschutzeinheiten des Rhein-Pfalz-Kreises und das Technische Hilfswerk Ludwigshafen am heutigen Samstag eine große Hochwasserübung durchgeführt.
Als Ausgangssituation für die Übung wurde angenommen, dass seit Anfang Oktober der Rheinpegel kontinuierlich ansteigt. Gemäß dem Alarmplan Rhein wurden die notwendigen Maßnahmen seitens der Rheinanlieger – insbesondere der VG Rheinauen – sowie der Kreisverwaltung Rhein-Pfalz-Kreis fiktiv getroffen. Bereits am Freitag wurde entsprechend dem Alarmplan Hochwasser die Stufe erreicht, dass der Verwaltungsstab der VG Rheinauen und der Kreisverwaltung zusammentrat.
Im Laufe der Nacht wurden dann für Samstagmorgen die drei Lösch- und Hilfeleistungszüge des Kreises alarmiert, um am heutigen Tag ab 9 Uhr in den Übungseinsatz zu gehen. Bei einem Rheinpegel von über 9 m besteht die realistische Gefahr einer Überspülung eines Deichstücks zwischen Waldsee und Altrip auf einer Länge von 1,5 km und damit einer Überflutung der 8.000 Einwohnergemeinde Altrip.
Zur Bewältigung der fiktiven Schadenslage waren zudem der Verwaltungsstab der VG Rheinauen, sowie der Verwaltungsstab der Kreisverwaltung und die Technische Einsatzleitung (TEL) der Feuerwehr Rhein-Pfalz-Kreises eingerichtet. Die Übung war in der Konzeption nicht als Vollübung, sondern als sogenannte modulare Übung ausgelegt.
Es wurden insgesamt vier Stationen aufgebaut. Zum einen wurde ein zentraler Bereitstellungsraum eingerichtet, an welchem alle Kräfte gesammelt und dann auf Anforderung in die jeweiligen Einsatzabschnitte entsandt wurden. Als weitere Station wurde ein Sandsackfüllplatz bei dem Sand- & Kieswerk Rohr in Waldsee eingerichtet.
Dort sollten die Sandsäcke, welche für die Deichstabilisierung, bzw. Deicherhöhung benötigt werden, gefüllt und verladen werden. Der Transport zu dem betroffenen Deichstück und der dortige Verbau bildeten die dritte Übungsstation. Sollte sich ein Hochwasser absehbar zuspitzen und Evakuierungen notwendig werden, so kommen die Schnelleinsatzgruppen vom DRK und MHD insbesondere bei der Evakuierung von Alten- und Pflegeheimen zum Einsatz.
Um die Evakuierung des in Altrip befindlichen Seniorenwohn- und Pflegestifts üben zu können, wurden 47 Statisten in der ehemaligen Schule in Altrip platziert, welche dann evakuiert wurden. Durch die Schnelleinsatzgruppen von Deutschem Roten Kreuz (DRK) und Malteser Hilfsdienst (MHD) mussten 30 Personen durch den Verwaltungsstab der Kreisverwaltung in organisierte Ersatzplätze verlegt werden.
Die TEL, Führungsgruppe und der Verwaltungsstab haben im Rahmen der Übung weitere Maßnahmen zur Evakuierung geplant. Auch die Hochwasserlage der weiteren Rheinanlieger VG Römerberg-Dudenhofen und der Gemeinde Bobenheim-Roxheim floss mit in die Gesamtübung ein, jedoch bedurften die dortigen Deiche keiner Verstärkung bzw. Erhöhung.
**** Daten Zahlen Fakten ****
328 Übungskräfte
71 Fahrzeuge
500 Liter Kraftstoff
1.000 Liter Getränke
Eingesetzt bei der Übung waren die gesamten Feuerwehren des Rhein-Pfalz-Kreises und das Technische Hilfswerk Ludwigshafen, sowie alle Katastrophenschutzeinheiten des Rhein-Pfalz-Kreises (Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Malteser Hilfsdienst (MHD), Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), die Leitenden Notärzte (LNA) und Organisatorischen Leiter (OrgL) der Gruppe Vorderpfalz, die Facheinheit Presse- & Medienarbeit der Feuerwehr Frankenthal und als Fachberater das Kreisverbindungskommando der Bundeswehr.
Insgesamt konnte nach Übungsende gegen 14:30 Uhr ein durchwachsenes Fazit seitens des Brand- und Katastrophenschutzinspekteurs Rainer Schädlich gezogen werden. Für ein größeres Hochwasserereignis sind alle Beteiligten grundsätzlich gut aufgestellt, so Schädlich. Allerdings gibt es in fast allen beübten Bereichen – insbesondere bei der internen Abstimmung zwischen den einzelnen Verwaltungsstäben und der Technischen Einsatzleitung, aber auch bei den Kommunikationsprozessen zwischen der Einsatzleitung und den Einsatzabschnitten – noch Optimierungsbedarf.
„Gerade solche Großübungen dienen dazu, Verbesserungsbedarf und Schnittstellenprobleme zu erkennen, damit diese dann vor eintretenden Echtlagen optimiert werden können“, so Rainer Schädlich. Alle erkannten Problemstellungen werden in Nachbesprechungen auf unterschiedlicher Ebene besprochen, die notwendigen Verbesserungen festgestellt und deren Umsetzung in die Wege geleitet.