Übungen

Bayern: Einsatzübung „Öl auf Gewässer“ in Waging am See

WAGING AM SEE (BAYERN): Als Gefahrgut bezeichnet man Stoffe und Gegenstände, von denen bestimmte Gefahren für die öffentliche Sicherheit, Gemeingütern oder das Leben und die Gesundheit von Menschen, Tieren oder der Umwelt ausgehen. In Zeiten von chemischer Industrie, Transporten per Lkw und Bahn gibt es daher eine Vielzahl von Einsatzszenarien, die auf eine Feuerwehr zukommen können.

Dies beginnt bei einem Gefahrstoffaustritt im Rahmen einer Produktion, bei Verladearbeiten von Gebinden und weiter zu Unfällen mit transportierenden Fahrzeugen. Im Einsatzgebiet der Feuerwehr Waging am See mit den stark befahrenen Staatsstraßen 2104 und 2105 gelten neben verschieden Bächen und Weihern unter anderem der Waginger- und Tachinger See als besonders schützenswertes Gebiet.

Um für derartige Einsätze gewappnet zu sein, ist bei der Waginger Feuerwehr eine sogenannte „Gefahrgutgruppe“ im Dienst. Diese sollen den regulären Einsatzkräften mit Rat und Tat, also  mit speziellem Fachwissen im Ernstfall zur Seite stehen. Viele dieser Feuerwehrmitglieder besuchten bisher auch Fortbildungslehrgänge zu den Themen Gefahrgut und Ölwehr an den Staatlichen Feuerwehrschulen in Regensburg, Geretsried oder Würzburg.

„Öl auf Gewässer“ – mit dieser Einsatzmeldung sind die ehrenamtlichen Mitglieder der Feuerwehren immer wieder konfrontiert. Um dafür gerüstet zu sein, übte die Gefahrgutgruppe unter der Leitung von Zugführer Martin Pöllner kürzlich im Herbst 2022 das Einbringen von Bachölsperren auf einem fließenden Gewässer. Übungsort war der Schinderbach in Gaden. „Wichtig beim Einbringen der Ölsperren ist die Fließgeschwindigkeit und auch der Schutz der Uferbereiche“, wie Martin Pöllner erklärt.

„Je schneller das Wasser fließt, desto länger muss auch die Ölsperre sein. Um dies bei einer höheren Strömung zu gewährleisten, muss der Einbringwinkel der Ölsperre entsprechend spitz und die Sperre daher auch länger sein“. Der Effekt ist: Trifft das Wasser im spitzen Winkel auf die Sperre, verringert sich die Anströmgeschwindigkeit und damit die einwirkenden Kräfte. Nicht nur die Sperre selbst, auch die Haltepunkte – beispielsweise ein Erdanker – müssen hohe Zugkräfte aushalten.

„Als Grundsatz gilt, dass Sperren in Fließgewässern auf keinen Fall rechtwinklig zum Ufer eingebracht werden dürfen“, so die Aussage von Martin Pöllner während der Übung.

Der Schutz des Uferbereiches von Binnengewässern sollte nicht vernachlässigt werden. Wer beispielsweise die Ölsperre an einem zu hohen Haltepunkt befestigt, riskiert das Unterwandern der Sperre am Ufer. Zum Schutz des Ufers können zusätzliche Ölsperren sowie Ölvliese ausgebracht werden, um ein Eindringen des Öls in den Uferbereich zu verhindern.

Bei größeren Schadstoffmengen sollen diese zum Ufer mit der geringeren Fließgeschwindigkeit geleitet werden, um es dort gegebenenfalls mit einem Skimmer aufnehmen zu können. Kleinere Ölmengen können durch Vliese oder einem dafür geeigneten Ölbindemittel aufgenommen und entfernt werden.

Eine zweite Übungsörtlichkeit war der Waginger See, an dem mit dem sogenannten Öko-Tech-Schlauch eine Ölsperre mit dem Mehrzweckboot der Feuerwehr eingezogen wurde. Feuerwehren oder auch das Technische Hilfswerk verwenden als schwimmende Ölsperren meistens sogenannte Tauchwandsperren. Diese bestehen entweder aus schlauchartigen Schwimmkörpern oder aus Sperrwänden mit daran montierten Auftriebskörpern. Auch herkömmliche Feuerwehrschläuche können mit Luft gefüllt und als Ölsperren eingesetzt werden.

Neben den regulären im Waginger Feuerwehrhaus vorgehaltenen Ölsperren kann auch dieser bei der Übung verwendete Spezialschlauch im Ernstfall eingesetzt werden. Der 150 Meter lange Doppelkammerschlauch besteht aus einer reißfesten und chemikalienbeständigen PE-Folie mit zwei Kammern. Diese werden ja nach Anwendung mit Luft oder Wasser befüllt.

Dieser Schlauch kann dann – wie in der Übung – als Ölsperre auf dem See, als Flüssigkeitsbarriere an Land zur Rückhaltung von Gefahrstoffen oder kontaminiertem Löschwasser verwendet werden. Er kann aber auch als Auffangbehälter für Gefahrstoffe oder auch als Hochwasserschutz verwendet werden. Befüllt kann dieser mit Wasser über eine Tragkraftspritze oder mit einem speziellen Belüftungsgerät werden. Bei der Übung am Waginger See wurde jedoch ein kürzerer „Übungsschlauch“ verwendet. 

Zum Abschluss der Übung konnte Martin Pöllner ein positives Fazit ziehen: „Mit der vorhandenen Ausrüstung in Waging sind wir für derartige Schadenslagen gut gewappnet. Zur Bedienung dieser Spezialausrüstung sind jedoch Übungen und das regelmäßige Training mit der Ausstattung von großer Wichtigkeit.

Freiw. Feuerwehr Waging am See

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