Oö: Verschleppter Brand im Institut Hartheim mit körperlich oder / und geistig beeinträchtigten Menschen → 170-Kräfte-Übung in Alkoven
ALKOVEN (OÖ): An die 170 Einsatzkräfte hatten am Nachmittag des 25. Mai 2024 ihren Übungsort im Institut Hartheim in Alkoven (Bezirk Eferding). Anlass dafür war eine Einsatzübung für insgesamt neun Feuerwehren sowie Sanitätern des Samariterbundes und des Roten Kreuzes.
Herausforderung im Realfall
Das Institut Hartheim im Gemeindegebiet von Alkoven ist eine Einrichtung, die sich der Betreuung von körperlich oder / und geistig beeinträchtigten Menschen annimmt. Zu diesem Zweck steht in unmittelbarer Nähe vom Schloss Hartheim ein entsprechender Gebäudekomplex. Darin werden 150 Klienten betreut, viele sind bettlägrig bzw. Rollstuhlfahrer. Für sie ist zudem die Begegnung mit einer Stresssituation wie im Falle eines Brandes eine zusätzliche Besonderheit. Eine vorangehende Einsatzübung zeigte beispielsweise, dass sogar vertraute Personen, wenn sie dann mit Atemschutzmaske und -gerät präsent werden, zum Angstfaktor werden (inklusive den entsprechenden Reaktionen). 157 Mitarbeiter befinden sich gleichzeitig am Standort in Hartheim.
Sonderalarmplan für besondere Bedingungen
Von Zeit zu Zeit ist es trotz Vollausstattung mit automatischen Brandmeldern erforderlich, den realen Ernstfall zu üben. Zu diesem Zweck steht auch ein entsprechender Alarmplan (Sonderalarmplan) zur Verfügung, der sich vom regulären Alarmplan vor allem in zusätzlichen Hubrettungsgeräten zeigt. In der Alarmstufe II sind darin zehn Feuerwehren und neben dem Hubrettungsgerät der Feuerwehr Alkoven bereits zwei weitere (nochmals weitere in der Alarmstufe III). Besondere Bedingungen gelten jedoch auch bei der Evakuierung, da beispielsweise die Bergebuchten oder Balkone von den Atemschutzträgern oder der Korbbesatzung erst aufgesperrt werden müssen. Diese sind aus Sicherheitsgründen immer verschlossen!
Ziele der Übung
Im Zuge der Ausarbeitung der Übung hat man sich einige Ziele gesetzt. Allen voran gilt es auch, den Nachwuchs oder neuen Führungskräften einen Einblick in den Ablauf im potenziellen Ernstfall zu bieten.
- Behördenseite / Bürgermeisterin: Was kann auf mich als Bürgermeister zukommen
- Landes-Feuerwehrkommando / Landeswarnzentrale: Welche Herausforderungen warten auf Feuerwehren mit derartigen Objekten?
- Pflichtbereichskommandant / Einsatzleiter: Wie kann ich den Einsatz möglichst schnell ins Laufen bringen bzw. die Aufgaben rasch delegieren?
- Frontpersonal: Schlauchmanagement, Atemschutz-Einsatztaktik, Mitdenken punkto Fahrzeugplatzierung, Patientenübergabe, selbstständiges Arbeiten etc.
- Hubrettungsgeräte: Personenevakuierung aus den vorgesehenen Buchten, Teleskopmastbühne Alkoven inklusive Rollstuhlfahrer
- Alle: Kommunikation | Koordination und Dokumentation
Mehrere Teilszenarien
Aufgrund der Tatsache, dass mit einer Alarmstufe-II-Einsatzübung auch in Summe neun Feuerwehren involviert sein würden, hat man – um möglichst viele auch beschäftigen zu können – neben dem Hauptszenario weitere Ereignisse mit eingebaut. Dass sie im Ernstfall nun so geballt kommen würden, bleibt anzuzweifeln. Aber Beschäftigung und Üben stand in diesem Nachmittag im Vordergrund.
- Der auf einer Wohngruppe ausgebrochene Brand hielt sich ursprünglich aufgrund der guten Brandschutzvorrichtungen in Grenzen, jedoch passierten Fehler bei der Evakuierung der Personen. Brandschutztüren blieben offen, so dass es zu einer massiven Rauchverschleppung als auch Brandausbreitung kommt und Evakuierungsmaßnahmen in noch größerem Umfang erforderlich wurden.
- Eine Person stolpert bei der Flucht vor dem Brand im Freien und stürzt in einen 5 m tiefen Schacht. Dieser war aufgrund von Arbeiten gerade offen. Der Patient spürte (als Annahme) seine Beine nicht mehr. Dieses Szenario wurde im Laufe der Übung eingespielt, um entsprechende Flexibilität und Zusammenarbeiten auch zwischen “fremden” Feuerwehreinheiten zu fördern (die Höhenrettergruppen Alkoven und Axberg waren ausrüstungstechnisch gesehen aufgrund des vorliegenden Brandszenarios nicht präsent – daher musste improvisiert und vorhandenes Material gesammelt und eingesetzt werden bzw. Einheitsverbände wurden dazu auch voneinander situationsbezogen getrennt).
- Während der Einsatz läuft, kommt es in einem Bauteil im vierten Stock zu einem weiteren Zimmerbrand. Auch diesen galt es im laufenden Evakuierungsbetrieb abzuarbeiten.
- Im Zuge eines Atemschutzeinsatzes erleidet ein Atemschutzträger einen medizinischen Notfall. Er bricht zusammen und muss in weiterer Folge entsprechend gerettet werden.
Rettungsdienst und weitere “Player”
Mit im Szenario verpackt war selbstverständlich auch der Rettungsdienst, wobei hier sowohl der Samariterbund als auch das Rote Kreuz im Einsatz standen und die fiktiv Verletzten versorgt haben. Neben der Institutsleitung stand auch Bürgermeisterin Mag. Monika Rainer-Weberberger im Einsatz. Landes-Feuerwehrkommandant-Stellvertreter Michael Hutterer verfolgte das Geschehen ebenso live vor Ort und machte sich ein Bild über die Evakuierungs- und Einsatzmaßnahmen.
Alle Abläufe liefen in der Einsatzleitung zusammen, die von der Feuerwehr Polsing gemeinsam mit der Einsatzführungsunterstützung der Feuerwehr Axberg aufgebaut worden ist. Ebenso mit dabei waren Bezirks-Feuerwehrkommandant Thomas Pichler sowie Abschnitts-Feuerwehrkommandant Huber Straßer.
Manöverkritik und Nachbesprechung
Nach der Abarbeitung der Aufgaben stand für die Gruppenkommandanten und Führungskräften bei der Einsatzleitung eine erste Nachbesprechung an, wo es primär darum ging, Auffälligkeiten bzw. Verbesserungspotenziale bekanntzugeben, um diese künftig nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Der Kultursaal beim Schloss Hartheim war dann die letzte Station. Neben der Verpflegung aller Teilnehmer, die dankenswerterweise das Institut Hartheim übernommen hat, gab es für alle Teilnehmer noch eine kurze Zusammenfassung über die Übung, um allen über alle Stationen einen Überblick zu bieten. Zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt dann eine interne Nachbesprechung mit dem Institut Hartheim.
Beteiligte Feuerwehren
FF Alkoven
FF Polsing
FF Aschach an der Donau (Atemschutzfahrzeug)
FF Scharten
FF Axberg (inklusive EFU)
FF Kirchberg-Thening
FF Leonding (Drehleiter, Ersatz für Leiter Eferding, Leonding regulär in ALST 3)
FF Schönering
FF Marchtrenk
Mit den Feuerwehrleuten und den Rettungskräften standen an diesem Übungsnachmittag rund 170 Personen im Einsatz.
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